Felix POV
"Komm lass uns los. Ich will ihn nicht noch länger allein lassen."
Changbin nickt und wir verabschieden uns von Chan.
"Fahrt ihr zu Jisung?", fragt er und macht ein besorgtes Gesicht. Ich nicke nur.
"Was genau ist denn mit ihm?", fragt er und sieht uns hoffnungsvoll an.
Chan macht sich seit Montag total Sorgen um den Jüngeren. Verständlicher Weise. Doch ich kann es ihm nicht sagen. Auch wenn ich seine Sorge nachvollziehen kann.
"Chan das muss er dir selbst sagen. Aber wir müssen jetzt los."
Chan sieht betreten auf den Boden.
"Na gut, dann bis morgen und gute Besserung an ihn." Ich nicke.
"Bis morgen", meint auch Changbin. Wir drehen uns um und wollen in Changbins steigen, doch plötzlich hält neben uns ein Auto. Es ist Chans Auto.
"Hier die Schlüssel", ruft Minho, welcher aussteigt und dann an uns vorbei stürmt.
Wir sehen ihm verwirrt hinterher.
Er stapft wütend weg und ich sehe, wie er sich ein kleine Tränenspur von der Wange wischt.
Minho hat...geweint? Warum das denn?
Stirnrunzelnd sehe ich ihm hinterher.
"Na komm Baby, lass uns jetzt los", meint Changbin und zieht mich zu unserem Auto. Ich nicke zustimmend.
Wir steigen ein und fahren zu Jisung.
Je näher wir seiner Wohnung kommen, desto unruhiger werde ich.
Irgendwas stimmt hier nicht. Mein Magen drückt unangenehm und meine Hände kribbeln nervös.
Sobald Changbin den Wagen hält, springe ich heraus und renne über die Straße.
Ein Auto hubt laut, als es bremsen muss.
"Felix", schreit mir Changbin hinterher und kommt auch über die Straße gejoggt.
"Was ist denn in dich gefahren?", fährt er mich an und legt mir seine Hände auf die Wangen.
"Ich hab ein komisches Gefühl."
Er nickt.
"Verstehe. Na dann komm. Wir sind ja jetzt da."
Ich nicke und klingle schnell. Die Tür surrt und zeigt uns, dass Jisung sie oben geöffnet hat.
Wir steigen schnell in den Fahrstuhl und fahren nach oben.
Seine Wohnungstür steht einen Spalt offen und wir betreten den Flur.
Ein unangenehmer Geruch kommt uns entgegen und ich ziehe schnell Schuhe und Jacke aus. Aus dem Wohnzimmer kommen leise Schluchzer, die mein Herz ganz schwer machen.
Ich sehe mich um und entdecke Jisung in einer Ecke des Sofas zusammengerollt in einer dunklen lockeren Hose und einem etwas zu großen Pullover. Ist das Minhos?
"Oh baby", meine ich und knie mich vor ihm auf den Boden.
Er sieht mich zwischen seinen Tränenschleiern hindurch an und blinzelt dann ein paar Mal.
"Felix", ruft mich Changbin leise und hebt eine Flasche Schnaps in die Luft. Nur ein ganz kleiner Schluck ist übrig geblieben.
Er sieht besorgt auf den Jüngeren und kommt dann mit zu mir.
"Jisung was ist passiert?", frage ich ihn und streiche ihm die Haare aus dem Gesicht.
"Isch hab alles falsch gemacht. Diese...Träume....Mein Kopf tut weh...Meine Zigaretten sind leer", jammert er vor sich hin und fasst sich an den Kopf. Immer wieder wird er von Schluchzern erschüttert.
"Kannst du mir bitte ein Glas Wasser bringen?", frage ich Changbin leise und dieser nickt sofort.
Dann sehe ich wieder auf das Häufchen Elend vor mir.
Jetzt nachdem er das mit den Zigaretten erwähnt hat, erkenne ich auch diesen Geruch. Er kommt von Jisung. Er riecht ganz stark nach Rauch, als ob er eine ganze Schachtel geraucht hätte.
Mein Herz pocht schmerzhaft gegen meine Rippen, bei dem Gedanken, dass es ihm wieder schlechter geht.
Ich habe so gehofft, dass er über Minho hinweg kommt, besonders nachdem er mir die letzten zwei Tage halbwegs glücklich schien. Aber vielleicht hat er das uns auch nur vorgespielt?
Das macht mich traurig. Er wollte mich sicher nicht enttäuschen und jetzt geht es ihm wieder so schlecht.
Vielleicht hätten wir das Montag auch nicht machen sollen. Ich meine, wir haben vor seinen Augen gevögelt, während er eigentlich total Liebeskummer hat.
"Jisung komm her", flüstere ich und fasse nach seinen Handgelenken.
Durch den Tränenschleier sieht er mich an.
"Aber du willst mich nicht töten oder?", fragt er und seine Augen sehen mich panisch an.
Mein Herz bleibt einen Moment stehen.
Ihn...töten? Warum das denn? Oh Gott was ist nur mit ihm los.
"Jisung nein, niemals. Wieso sollte ich? Ich liebe dich, du bist mein bester Freund. Neben Changbin bist du einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Niemals könnte ich dir absichtlich etwas antun."
Ich setzte mich neben ihn auf die Couch und ziehe ihn auf meinen Schoß.
Er schlingt die Arme um meinen Hals und vergräbt seinen Kopf an meinem Nacken, ehe er anfängt wieder zu schluchzen.
Changbin hält mir plötzlich das Glas Wasser vors Gesicht und ich nicke ihm dankend entgegen.
"Hier Jisung trink das. Dann beruhigst du dich erstmal ein bisschen."
Er löst seine Arme und sieht mich mit seinen roten und geschwollenen Augen an.
Vorsichtig setze ich das Glas an seine rissigen Lippen und lasse ihn ein paar Schlucke trinken.
Er murmelt ein dankeschön und legt seinen Kopf wieder auf meiner Schulter ab. Tatsächlich wird er ruhiger und je länger ich seinen Rücken streichle, desto weniger Schluchzer verlassen seine Lippen.
"Danke das ihr schon wieder da seid. Ich muss euch ganz schön zur Last fallen. Tut mir leid deswegen", nuschelt er und seufzt danach leise. Er scheint wieder etwas nüchtern zu werden.
"Überhaupt nicht Jisung", meint Changbin und setzt sich zu uns.
Er zieht den Jüngeren auf seinen Schoß und streichelt ihm durch die Haare, wie bei einem kleinen Kind.
Lächelnd beobachte ich ihn dabei, wie er beruhigend auf den Jungen einredet und ihn immer wieder streichelt.
Irgendwann lächelt Jisung wieder ein wenig und ich kann nur staunen über die Fähigkeiten meines Freundes.
Oft schon habe ich erlebt wie mich Changbin beruhigt hat, wenn ich völlig aufgelöst war, aber es so von außen zu sehen, ist schon sehr beeindruckend. Er wäre sicher ein guter Vater, schießt es mir durch den Kopf.
Über meine eigenen Gedanken verwundert, schüttle ich den Kopf und richte meine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden vor mir.
"Jetzt erzähl was passiert ist", meint Changbin leise und tätschelt seinen Kopf.
Jisung wischt sich die Tränen von den Wangen und schluckt einmal.
"Ich habe schlecht geträumt. Immer träume ich davon wie M-Minho mich umbringen will. Und Felix hat immer zugeschaut und ihn angefeuert. Und diese Nacht wolltet ihr mich alle töten. Ihr habt mich gejagt und ich konnte nur von außen zuschauen, ohne selbst weg zu rennen. Das war so schrecklich", schluchzt er und vergräbt seinen Kopf an Changbins Brust.
Schockiert sehen wir uns an und zeitgleich nicken wir. Wir haben beide gerade die selbe Idee.
"Jisung willst du mit zu uns kommen?", frage ich ihn und sehe den verweinten Jungen an.
"Z-zu eu-ch?", fragt er nach und sieht verwirrt aus.
"Ja mit zu uns. Du könntest ein paar Tage bei uns schlafen, bis es dir wirklich besser geht und dann kannst du wieder hier her kommen. Vielleicht hören deine Albträume dann auch auf, wenn du nicht mehr allein bist." Ich sehe ihn abwartend an.
Er überlegt einen Moment und nickt dann zaghaft.
Ich lächle Changbin breit an.
"Na dann pack mal deine Sachen."
Ich klatsche freudig in die Hände und begleite ihn in sein Schlafzimmer.
Er packt ein bisschen Unterwäsche und Socken ein. Zwei Shirts, einen Pullover und eine Hose und macht die Tasche danach zu.
Nachdenklich sieht er auf die Jacke, die über einen Stuhl hängt.
"Ist das Minhos?", frage ich und er nickt vorsichtig.
"Du kannst sie gern mitnehmen, wenn sie dich tröstet."
Er lächelt und zieht sich die Jacke gleich über. Ich ziehe ihn in eine Umarmung und presse ihn an mich.
"Tut mir leid, dass es dir wieder so schlecht geht. Das am Montag hat sicher dazu beigetragen, dass es dir noch nicht besser geht. Tut mir leid. Ich fühle mich so, als ob wir dich ausgenutzt hätten. Aber das wollten wir nicht. Wirklich. Ich dachte einfach, dass du etwas Nähe gebrauchen könntest."
Ich sehe ihm schuldbewusst in die Augen.
Montag war ein verrücktes Erlebnis. Mit Jisung zusätzlich unter mir, der mich küsst und sich nebenbei selbst anfasst, war ich einfach überwältigend.
Changbin und ich wollten schon immer mal sowas ausprobieren. Dass das Ganze mit meinem besten Freund stattfindet, war nicht geplant.
Und trotzdem war es schön. Doch jetzt fühle ich mich schuldig, an seiner schlechten Verfassung. Ich und diese blöden Träume. Er tut mir so leid, dass er von sowas gequält wird.
"Lixie", murmelt er und sieht mir direkt in die Augen.
"Das was da am Montag war, war wunderschön. Denk nicht schlecht darüber. Wir haben das alle genoßen. Wir sollten das jetzt nicht bereuen."
Ich nicke und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Auch wenn es das sagt, bin ich noch lange nicht beruhigt.
"Na komm, dann gehen wir."
Ich fasse nach seiner Hand und ziehe ihn los.Jisung POV
Bei den beiden zu Hause angekommen, stelle ich als erstes meine Tasche ins Wohnzimmer und lasse mich dann auf die Couch fallen.
Minhos Jacke und seinen Pullover lasse ich beides an. Auch wenn ich ihn verloren habe, spenden mir die Sachen doch Trost und Wärme.
"Was willst du machen?", fragt mich Changbin und setzt sich zu mir. Ich zucke mit den Schultern.
"Essen?", frage ich hoffnungsvoll.
"Klar kein Problem", meint Changbin lachend.
Er geht mit Felix in die Küche und ich höre leise die Schränke und ein wenig Geschirr klappern.
Ich lege mich ganz auf die Couch und ziehe meine Beine wieder an.
Mein Kopf pocht vor sich hin und ich spüre, dass ich ganz leichte Atemprobleme habe. Wieso habe ich nur so viel geraucht? Es hat mich ja doch nicht beruhigt. Jetzt geht es mir nur schlechter und meine Lunge wird es mir danken.
Und das trinken. Ich bin verrückt.
Davon habe ich nur Kopfschmerzen bekommen und mit Minho ist es jetzt auch endgültig vorbei.
Warum habe ich nur getrunken? Ich habe ihn einfach angelogen. Er hat das nicht verdient. Warum war er überhaupt da?
Was wollte er von mir?
Diese Gedanken rasen durch meinen Kopf und erschöpfen mich, je länger ich darüber nachdenke. Meine Augen werden schwerer und fallen schlussendlich zu.Sanft werde ich von Felix geweckt und muss erstmal gähne. Ich hatte keinen Albtraum, das ist ja schon mal gut.
"Es gibt Essen", murmelt mir Felix zu und zieht mich hoch. Ich nicke und folge ihm in die Küche.
Changbin sitzt schon am Tisch und reicht mir meine Schüssel.
"Danke", meine ich und lächle.
"Kein Problem."
Wir essen gemeinsam, während sie von ihrem Tag erzählen um mich abzulenken. Ich bleibe die ganze Zeit stumm und kann nicht verhindern, das meine Gedanken immer wieder zu Minho wandern. Er sah so traurig aus.
Und dann habe ich auch noch so etwas schreckliches zu ihm gesagt.
Ich hab ja gar nicht mit den beiden geschlafen. Nur zugesehen. Hoffentlich verurteilt er Changbin und Felix jetzt nicht.
Ob ich es ihnen sagen soll? Aber dann sind sie sicher auch böse auf mich.
"Hey, du bist so still. Ist alles okay?", fragt mich Felix und nimmt meine Hand.
Ich sehe auf und in ihre besorgten Gesichter.
"Ich weiß nicht. Ich hab etwas total dummes gemacht." Ich vergrabe meinen Kopf in meinen Händen und seufze.
"Was denn?", fragt Felix nach.
"Ich...er...also Minho", versuche ich stammelnd zu erzählen.
"Minho...er w-war da. Vor euch. Ich war total betrunken und hab ihm dumme Sachen erzählt", antworte ich beschämt und sehe auf den Tisch, der mir plötzlich wahnsinnig interessant erscheint. Diese Maserung ist wirklich schön.
"Jisung was hast du gesagt?", fragt Changbin alarmiert.
"Ich...ich hab behauptet. Ihr...also wir...wir hätten miteinander g-geschlafen."
Mit sicherlich total roten Wangen sitze ich vor ihnen und hoffe, dass sie mich nicht gleich wieder raus werfen.
"Wieso das denn?", fragt Felix und seine Stimme ist erstaunlich ruhig und fest.
"I-ich weiß nicht. Ich war so betrunken und hab gedacht das ihr das wart, als es geklingelt hat und hab irgendwas komisches gesagt. Und dann hat er nachgefragt, wen ich damit meinte. Und d-dann hab ich behauptet, ihr seit das. Und das wir einen Dreier hatten, weil er mich nicht wollte."
Ich sinke in meinem Stuhl zusammen und hoffe so sehr, dass die beiden mir nicht allzu sauer sind.
Als es still bleibt, sehe ich auf. Felix sieht in die Luft an mir vorbei und Changbin runzelt die Stirn. Ups, er wusste das mit Minho und mir ja noch gar nicht richtig.
Naja dann weiß er jetzt ungefähr, was mit mir los ist. Obwohl das sicher die ganze Zeit schon irgendwie offensichtlich war.
"Bitte werft mich nicht raus", bettle ich, nachdem sie weiterhin still geblieben sind.
"Ich kann nicht nach Hause. Dann bin ich wieder so furchtbar allein", sage ich, wobei meine Stimme ganz leise und gebrochen klingt und ich muss mir Mühe geben, zu weinen.
Ich will nicht wieder gehen. Zu Hause ist es scheiße allein.
Changbin seufzt.
"Wir werfen dich nicht raus. Aber du musst das irgendwie richtig stellen. Ich meine wir hatten so etwas wie einen Dreier, aber wir haben dich nicht angefasst. Ich will nicht, dass sie denken, wir würden dich ausnutzen oder das du dich in unsere Beziehung drängen würdest. So ist es nicht. Es war ein Abenteuer, dass dir einfach nur etwas Nähe spenden sollte. Mehr nicht."
Ich nicke sofort.
"Ansonsten, naja dann weiß Minho halt, dass wir irgendwas miteinander hatten. Was genau, muss er ja nicht wissen", meint Changbin und grinst frech.
Er ist ja genauso gerissen wie Felix. Dieser nickt zustimmend und nimmt wieder meine Hand.
"Das war nicht so cool, aber wir kriegen das hin."
Ich nicke und sehe immer noch auf den Boden.
"Los wir machen was zusammen", meint Changbin plötzlich und steht auf.
Überfordert blinzle ich und nicke dann aber.
"Na gut."
![](https://img.wattpad.com/cover/248077482-288-k313148.jpg)
DU LIEST GERADE
I Can't take my eyes off you || Minsung ff
FanfictionBis jetzt lief Jisungs Leben so wie bei den meisten Jugendlichen. Mit seinem besten Freund Felix verbringt er viel Zeit und lernt so auch Changbin, Minho und Chan kennen. Und obwohl es Jisung nicht versteht, wird er von Minho immer wieder angezogen...