Chapter 109

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Chapter 109

Jisung POV

"Es war schön euch beide mal wieder gesehen zu haben. Wir sind so stolz wie gut ihr euch macht." Ich lächle verlegen nach dem Kompliment meiner Oma und sehe dann beschämt auf den Boden.
"Einen schönen Abend euch", sagt mein Opa und winkt, als er über den schmalen Kiesweg unseres Hauses zum Gartentor geht.
"Kommt gut nach Hause."
"Fahrt vorsichtig."
Wir stehen zu viert in der Tür und winken unseren Großeltern hinterher. Meine Oma dreht sich noch einmal um und schließt das Gartentor hinter ihr und fasst dann mich noch einmal ins Auge.
"Denk an das, was wir besprochen haben Jisung."
"Danke Oma, bis bald mal wieder." Sie lächelt frech und steigt dann zu meinem Opa ins Auto.
"Was hat dir meine Mutter denn so geheimes erzählt?", fragt meine Mutter und wendet sich an mich. "Ach nicht so wichtig, Mama. Mach dir keine Sorgen." Sie nickt nur und wir begeben uns wieder nach drinnen.
"Ich würde jetzt duschen gehen und dann ins Bett, wenn das okay ist? Ich bin etwas müde von heute", sage ich und sehe fragend in die Runde.
"Jaja geh ruhig. Dein Vater und ich setzen uns nochmal vor den Fernseher. Was machst du Siwon?"
"Ich werde mal telefonieren gehen", sagt dieser und zwinkert mir im Vorbeigehen zu. Da weiß ich ja auch gleich, mit welcher werten Dame er sich jetzt unterhalten wird. Als er schon oben ist, dreht sich meine Mutter noch einmal zu mir um und sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an.
"Was geht denn da zwischen euch beiden vor? Ruft er jemanden bestimmtes an?", sie sieht mich verschwörerisch an, doch ich lache nur über ihren Versuch mir ein paar Informationen zu entlocken.
"Oh nein Mama, damit wirst du mich nicht bekommen. Das kannst du ihn schön selbst fragen. Ich werd keine Geheimnisse weitererzählen."
"Also gibt es wirklich ein Geheimnis?" Sie macht große Augen und sieht mich aufgeregt an. Ich zucke nur schmunzelnd mit den Schultern und gehe dann, ohne ein weiteres Wort auch nach oben.
In meinem Zimmer nehme ich mir ein lockeres Shirt und eine Unterhose die ich nach dem Duschen anziehen werde und begebe mich dann ins Bad.
Ohne Kleidung stelle ich mich unter die Brause und genieße danach das warme Wasser, welches über meinen nackten Körper fließt. Obwohl ich heute morgen wirklich nicht früh aufstehen musste oder besonders lange gefahren bin, bin ich doch ganz schön geschafft. Ich wasche mir den Tag von der Haut und seufze dann auf, als ich auch alles an Duschbad von meinem Körper gewaschen habe. Leider rieche ich jetzt nicht mehr nach Minho, aber wenigstens hab ich das Shirt und einen Pullover von ihm.
Aufgewärmt trete ich aus der Dusche und ziehe mir das eben erwähnte Shirt von Minho über. Es ist etwa größer, so dass es die Hälfte meiner Oberschenkel verdeckt.
Schnell putze ich noch meine Zähne, creme mich ein und bringe dann meine Kleidung in mein Zimmer. Dann ziehe ich Socken über und gehe noch einmal nach unten, um meinen Eltern gute Nacht zu sagen, denn nach einem schnell Blick auf mein Handy, konnte ich feststellen, dass Minho mich gefragt hat, ob wir noch kurz telefonieren wollen. Und da ich meinen Freund schon wieder viel zu doll vermisse, werde ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
In Socken laufe ich die Treppe nach unten und stoppe dann kurz vor dem Wohnzimmer, als mein Name fällt.
"Ich freue mich ja so, dass Jisung wieder mal da ist. Er ist schon so groß geworden. Irgendwie fühle ich mich manchmal schlecht, dass wir ihn so ganz allein leben lassen. Ob er sich einsam fühlt?" Meine Mutter klingt besorgt und will schon eintreten und sie beruhigen, doch mein Vater fängt an zu sprechen.
"Mach dir keine Sorgen Schatz. er wirkt nicht so, als ob ihn irgendwas bedrücken würde. Ich finde er sieht sehr gut aus. Er hat Sport gemacht und er sieht sehr glücklich aus. Noch viel glücklicher als wir ihn das letzte Mal gesehen haben."
Ich lächle bei seinen Wirten, da ich genau weiß woran das liegt. Seitdem Minho und ich zusammen sind, bin ich die ganze Zeit einfach nur super froh ihn an meiner Seite zu haben und bin dadurch noch ein kleines Stück glücklicher geworden. Mir ging es vor ihm zwar nicht schlecht, aber er bereichert mein Leben auf so vielen Ebenen. Es ist schon einfacher mit dem Wissen, dass es jemanden gibt, der dich bedingungslos liebt und dir immer den Rücken freihält, oder dich nach einem anstrengenden Tag in den Arm nimmt.
"Du wirst schon Recht haben. Aber Schatz...wir müssen noch über etwas reden..."
Jetzt spitze ich aber die Ohren und versuche keinen Mucks von mir zu geben. Mal sehen, was meine Mutter zu sagen hat.
"Das heute Mittag war blöd von dir. Du hättest anders reagieren sollen. Felix steht auf Jungs, das ändert doch nichts daran, dass er immer ein kleiner Sonnenschein bleiben wird." Meine Mutter seufzt laut und meine Augen werden groß. Vor Anspannung halte ich die Luft an und warte gespannt auf die Antwort meines Vaters.
Ich höre ihn deutlich seufzen.
"Ich weiß, ich weiß, tut mir leid", sagt er dann mit gedämpfter Stimme und klingt etwas bedrückt.
"Ich war nur überrascht", gibt er dann zu. Ich trete einen Schritt näher und spähe um die Ecke. Mein Vater sitzt im Sessel und sieht zu meiner Mutter. Diese sitzt auf dem Sofa und hat eine Decke über ihrem Schoß ausgebreitet.
"Wirklich? Du warst überrascht?" Sie schüttelt ungläubig den Kopf. Hat sie etwa auch eher schon etwas vermutet, wie meine Oma?
"Du nicht?", fragt mein Vater ungläubig und kommt ihr etwas entgegen.
"Nein nicht wirklich. Felix war schon immer ein wenig anders. Er war immer besonders liebenswert und sensibel. Ich weiß das ist Klischeehaft, aber bei Felix habe ich es irgendwie erwartet."
Wow, wieso wissen denn immer alle davon oder konnten es vermuten und ich, sein bester Freund habe nie irgendwas davon gewusst oder geahnt. Das ist ja echt die Höhe, wie blind war ich denn? Hat meine Mutter  vielleicht auch die selben vermutungen in Bezug auf mich? Das binwürde mir das Ganze etwas erleichtern.
"Und du hast ihn trotzdem weiterhin mit Jisung spielen lassen?", mein Vater klingt schockiert und jetzt bekomme ich doch Panik. Was ist wenn er es bei Felix akzeptiert, da es ja nicht sein eigener Sohn ist, aber mich wird er dafür verachten? Panisch klopft mein Herz in meiner Brust und ich starre sie heimlich weiter an.
"Na hör mal!!", protestiert meine Mutter lautstark und springt fast schon auf. Mein Vater fasst schnell nach ihrer Hand und hält sie fest.
"Das war doch nur ein Spaß. Ich mag Felix wirklich. Er ist ein sehr netter Junge und er hat sich immer sehr respektvoll und höflich benommen. Es gab Zeiten, da hab ich ihn wie Jisungs Zwilling betrachtet. Ich bin wirklich froh, dass Jisung und er so gute Freunde sind. Ihre Freundschaft besteht schon eine so lange Zeit, dass macht sie stark und sie können immer aufeinander vertrauen. Solche Freundschaften sind wirklich wichtig und die auf die wir uns immer verlassen können. Ich bin froh, dass Jisung ihn an seiner Seite hat."
Meine Mutter legt ihren Kopf schief und lächelt ihn liebevoll an.
"Das hast du sehr schön gesagt. Und ich bin auch der Meinung, dass Felix immer für einen kleinen Teil zu unserer Familie gehören wird."
Ich bin etwas gerührt von dem, was sie gesagt haben und entscheide, dass nun ein guter Moment ist um den beiden gute Nacht zu sagen. Minho wartet auch sicherlich schon auf meine Antwort.
Ich gehe wieder ein paar Schritte zurück und laufe die letzten Treppenstufen trampelnd herunter. Dann betrete ich das Wohnzimmer.
"Ich wollte noch gute Nacht sagen kommen."
Meine Mutter nickt und öffnet ihre Arme um mich zu umarmen.
Schnell lege ich meine Arme auch um sie und sie gibt mir einen kleinen Kuss auf die Wange.
"Schlaf gut mein Kleiner."
Ich nicke lächelnd und umarme dann auch flüchtig meinen Vater.
"Gute Nacht ihr beiden."
"Dir auch Kleiner", sagt mein Vater und lächelt mich dann doch an. Freudig lächle ich zurück und gehe dann schnell wieder in mein Zimmer.
Sofort werfe ich mich auf mein Bett und fasse nach meinem Handy. Innerhalb von Sekunden hab ich Minhos Nummer gewählt und er nimmt auch schon nach dem zweiten Klingeln ab.
"Hey baby", begrüßt er mich und ich höre es leise im Hintergrund rascheln.
"Hi Hyung."
Kurz ist Stille.
"Störe ich dich gerade noch?", frage ich dann, da es immer noch etwas laut im Hintergrund ist.
"Nope, du störst überhaupt nicht. Ich räume gerade alles zusammen und leg mich dann auch ins Bett."
"Warst du schon duschen?"
"Jap gerade eben. Chan hat vorher deine Pizza warm gemacht und wir haben zusammen gegessen."
"Und hat es geschmeckt?"
"Ja, war sehr lecker. Ich hab mir gleich zwei Stücken fürs Frühstück übrig gelassen. Dann hab ich morgen noch was davon."
"Zum Frühstück?", frage ich ungläubig und lache dann leise. Er lacht auch und dann endlich höre ich sein Bett knarren und seine Decke rascheln. Er hat sich hingelegt.
"Wie war dein Tag?", fragt er und widmet mir nun seine volle Aufmerksamkeit.
"Ach naja ganz entspannt eigentlich. Meine Eltern haben mich abgeholt und dann sind wir..."
Ich erzähle von meinem Tag und was ich alles erfahren habe. Wie sehr mich die Tatsache, dass mein Bruder bald eine neue Freundin hat freut und wie sehr mich die Reaktion meines Vaters verunsichert hat.
"Weißt du, er hat total emotionslos geschaut. Ich wusste nicht, ob er gleich ausrastet oder einfach aufsteht und geht. Das war gruselig."
"Oh man. Willst du es ihnen jetzt überhaupt erzählen?", fragt Minho besorgt und ich kann vor mir sehen, wie er seine Stirn runzelt und nachdenkt.
"Ich werde es trotzdem sagen. Ich bin zwar aufgeregt und immer noch ängstlich, aber ich will das sie von dir erfahren. Du bist ein wichtiger Bestandteil von meinem Leben und ich will, dass sie das wissen. Das es einen Jungen gibt, den ich liebe und der mich genauso liebt."
Kurz ist wieder Stille.
"Das ist wirklich süß, aber nicht das dadurch die Beziehung mit deiner Familie kaputt geht."
Er klingt zweifelhaft.
"Ach quatsch, das wird schon. Ich hab dir noch nicht alles erzählt. Als ich gerade runter bin um..."
Schnell erzähle ich von dem Gespräch, welches ich gerade noch belauscht habe und Minhos Fragen zwischendurch machen deutlich, dass auch er jetzt weniger zweifelt als davor.
"Okay du hast mich überzeugt. Sag es ihnen wann du dazu bereit bist und denk dran, dass ich sehr stolz auf dich bin, dass du diesen Mut aufbringst." Ich lächle bei seinen Worten.
"Ich liebe dich", flüstere ich leise und muss bei meinen eigenen Worten noch mehr lächeln.
Schon der Gedanke an Minho und die Gefühle die er in mir auslöst, lassen mich glücklich fühlen und mein Herz schneller schlagen lassen.
"Ich liebe dich auch Kleiner."
Seine Stimme klingt ganz sanft und liebevoll und mein Herz zieht sich einen Moment zusammen. Er ist so soft seitdem wir zusammen sind und ich liebe es, wie vorsichtig und bedacht er mit mir umgeht.
"Einwas muss ich dir noch erzählen. DAS war mega verrückt", sage ich, als ich an die Worte meiner Oma denken muss und reiße schon beim Sprechen meine Augen auf.
Minho lacht leise am Telefon. "Dann schieß los."
"Also meiner Oma ist auch aufgefallen, wie komisch mein Vater sich benommen hat und mich gefragt. Dann hab ich das vom Mittag erzählt und meine Oma war null überrascht. Sie hat mich nur gefragt, ob ich jetzt Angst habe, ich zitiere "von meinem Freund zu erzählen." Ist das nicht verrückt!?"
Ich lasse eine Pause um Minho denken zu lassen und um selbst Luft zu holen, da ich so schnell gesprochen habe.
"DAS hat deine Oma gesagt!?", fragt er ungläubig.
"JA!", quietsche ich und kann es selbst immer noch nicht glauben.
"Aber woher...?"
"Keine Ahnung. Sie meinte, ich hätte mit Felix und meinem Bruder früher immer gespielt und Felix und ich hätten abwechselnd die Rolle der Prinzessin übernommen, welche von meinem Bruder gerettet werden musste. Daher hat sie immer vermutet das wir beide schwul sind. Ist das nicht verrückt!?", frage ich noch einmal.
"Okay wow, deine Oma ist echt krass. Das sie es damals schon vermutet hat. Das ist irgendwie gruselig."
"Quatsch, meine Oma ist eine tolle Frau."
"Das bezweifel ich auch nicht, nur dass sie das aus ein paar Beobachtungen schließen konnte, ist irgendwie gruselig."
"Ja okay du hast Recht."
"Und dann? Was hast du geantwortet?"
"Naja ich war erstmal geschockt und hab sie dann gefragt, woher sie das wissen will. Sie meinte dann, dass sie aus den Knutschflecken die sie gesehen hat, schließt, dass ich in einer festen Beziehung bin."
"Wow eine bemerkenswerte Frau mit einer besonderen Beobachtungsgabe", sagt Minho kryptisch und ich beginne zu lachen.
"So kann man es natürlich auch sagen."
"Aber wegen den Knutschflecken. Sind die so offensichtlich für alle?", fragt er besorgt nach.
"Nein keine Sorge, ein Shirt verdecken die schon, aber es muss vorhin verrutscht sein und da hat sie sie sicher gesehen. "
"Dann ist ja gut. Ich will nicht, dass deine Familie denkt, dass ich wie ein hungriger Wolf über dich herfalle", sagt Minho und klingt etwas verlegen.
"Aber das tust du doch immer", sage ich halb ernst, halb um ihn zu provozieren.
"JISUNG!?", ruft er empört und ich muss grinsen. "Selbst wenn das so wäre-"
"Es ist doch so", protestierte ich und unterbreche ihn.
"SELBST WENN das so wäre, dann soll das doch deine Familie nicht wissen." Ich lache laut auf. Er ist niedlich.
"Mach dir keine Sorgen", beruhigte ich ihn dann. "Die sieht man echt kaum. Meine Pullover verdeckt die genug."
"Mach ich aber trotzdem. Ich will später mal, sollte ich sie kennenlernen, einen guten Eindruck hinterlassen. Sie sollen nicht denken, dass ich nur für Sex mit dir zusammen bin oder ich total Schwanzgesteuert bin, oder-"
"Minho!", unterbreche ich ihn und bringe ihn tatsächlich zum Schweigen.
"Meine Eltern werden niemals so von dir denken. Du bist ein anständiger Junge, der mich auf Händen trägt und wenn sie dich kennen lernen, werden sie erkennen, wie gut du für mich bist. Was für ein kluger, starker und ehrlicher Mensch du bist. Du bist toll so wie du bist. Daran werden doch nicht die Knutschflecken auf meinem Körper etwas ändern. Außerdem waren die beiden auch mal jung", beruhige ich ihn wieder etwas und ich höre ihn einmal tief durchatmen.
"Du hast Recht. Ich hab ein wenig Panik geschoben. Ich will nur nicht blöd dastehen. Der schwule Junge, der mit unserem Sohn zusammen ist und den seine Mutter verlassen hat."
"Baby, hör auf dich runter zu machen!", sage ich sanft und bin nun selbst etwas besorgt.
"Denkst du etwa so über dich selbst?"
"Weiß nicht, manchmal..."
"Tu das nicht. Deine Mutter hat dich verlassen, na und? Du hast doch nichts falsch gemacht. Sie hat da einen großen Fehler gemacht. Du bist nicht dafür verantwortlich. Und wenn du möchtest, dann erzählen wir einfach niemanden etwas über deine Familie, wenn du nicht über sie sprechen möchtest, okay?"
"Okay", murmelt er leise und klingt doch schon wieder etwas glücklicher.
"Super und jetzt erzähl mir etwas von deinem Tag."

A/N
Tut mir leid, dass das Kapitel so spät kommt. Ich bin gerade im Urlaub und hab ganz vergessen, dass ich heute updaten muss. In den Ferien verlier ich immer die Wochentage aus den Augen, da ist ja irgendwie jeder Tag gleich.
Also für die die noch wach sind, schlaft dann gut und ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen :))

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt