Chapter 126

2.4K 121 8
                                    


Jisung POV

Sobald unsere Stunde endet, packen Felix und ich unsere Taschen zusammen und wollen den Raum verlassen. Die Mädchen von vorhin schenken uns noch einen abschätzigen Blick, während sie nach draußen laufen und vor uns den Raum verlassen.
Gerade als sie sich wieder umdreht läuft sie gegen eine Person die vor der Tür steht und stolpert wieder ins Zimmer zurück.
Wir halten an und sehen sie an, während sie von ihren Freundinnen aufgefangen wird.
"Kommst du baby?", fragt eine Stimme vor dem Zimmer und mein Blick schnellt hoch, als ich Minhos Stimme erkenne.
Er streckt die Hand aus und fasst nach meinem Arm. Freudig und mit einem überheblichen Grinsen lasse ich mich an den drei Mädchen aus dem Raum ziehen und falle in Minhos Arme. Er beugt sich zu mir runter und haucht mir einen kleinen sanften Kuss zu.
"Alles okay bei dir?", fragt er besorgt flüsternd, ohne jedoch seine kühle Miene zu brechen und legt dann seinen Arm um meine Hüfte. Gemeinsam mit den anderen drei im Schlepptau laufen wir nach draußen und ich bestätige seine Frage nur nickend.
In unserer kleinen Ecke angekommen, lehnen wir uns an die Mauer, die uns von der Schule abschirmt und Minhos eiskalter Gesichtsausdruck wandelt sich.
Er lächelt mich liebevoll an und beugt sich für einen sanften Kuss zu mir. Langsam bewegt er seine Lippen gegen meine und streicht mir nebenbei die Haare aus der Stirn.
Als wir uns lösen bleiben wir so eng voreinander stehen und Minho lehnt seine Stirn gegen meine. Ich lasse meine Augen geschlossen und lege meine Arme um seinen Hals.
Seine Hände legen sich auf meine Hüften und er presst seinen Körper leicht gegen meinen.
"Ihr beiden Turteltäubchen, könnt ihr uns kurz eure Aufmerksamkeit schenken?", unterbricht uns Felix und tippt mir auf die Schulter.
Blinzelnd löse ich mich von Minho und drehe mich dann in seinen Armen zu den anderen um.
"Sorry", entschuldige ich mich mit roten Wangen und sehe verlegen auf den Boden.
"Also ich hab gestern Abend noch mit meinen Eltern telefoniert und sie meinten, dass wir sehr gerne in der ersten Ferienwoche dorthin fahren können. Sie würden für uns sogar vorher noch kurz den Vorrat auffüllen, der sollte dann für die ersten drei Tage reichen, danach gehen wir selbst einkaufen, okay?"
Sofort breitet sich große Freude in mir auf und ich springe Felix lachend um den Hals und drücke ihm einen Kuss auf die Wange.
"Das freut mich so sehr. Danke Lixie", sage ich und strahle ihn an.
Felix lächelt genauso glücklich zurück und schiebt mich dann auf Armeslänge von ihm weg um mir genau in die Augen zu sehen.
"Wir müssen aber sicher ein paar Regeln festlegen, damit wir Chan nicht die ganze Zeit nerven und er die ganze Nacht nicht schlafen kann, weil wir abwechselnd laut sind."
"Laut sind?", frage ich kurz verwirrt, ehe mir ein Licht aufgeht.
"Vögeln, baby", raunt mir Minho verspielt ins Ohr, als er wieder zu uns herantritt und mich aus Felix Händen zieht.
"Ja genau das meine ich", sagt dann Felix und wird etwas rot.
"Also...? Welche Regeln möchtest du, Chan, damit auch du den Urlaub genießen kannst?", frage ich dann und sehe ihn an.
"Naja...", er tritt heran und sieht uns etwas verzweifelt an.
"Ich will euch wirklich nicht verbieten euren Spaß zu haben, aber vielleicht können wir festlegen, dass ihr das nur in euren Zimmern macht und es vielleicht, wenn wir alle schlafen gehen wollen, nicht allzu laut treibt, damit die anderen trotzdem schlafen können."
Felix und ich nicken sofort verständnisvoll, während sich Changbin und Minho wohl verschwörerisch angrinsen, soweit ich das erkennen kann und ich kann nur innerlich meinen Kopf über die beiden schütteln.
"Ihr beiden, werdet euch genauso wie eure vernünftigen Freude zurückhalten", sagt Chan dann nur und sieht Minho und Changbin warnend an.
"Wir haben doch gar nichts gemacht", sagt Changbin und hält abwehrend die Hände hoch.
"Das habt ihr schonmal gesagt und dann musste ich mir das die ganze Nacht lang anhören", beschwert sich Chan, wobei ich keine Ahnung habe, wovon er überhaupt spricht.
"Was meinst du?", fragt dann Felix und spricht meine Gedanken aus.
"Bevor die beiden euch hatten, waren wir schon mal zusammen zu dritt im Urlaub und da hatten wir solche Regeln auch, aber die beiden haben sie jeden Abend, wirklich jeden Abend, gebrochen, jemanden mit nach Hause gebracht und dann ist es manchmal so laut geworden. Unmöglich waren die. Also jetzt, haltet euch mal an Felix und Jisung."
Bei seinen Worten muss ich kurz schlucken. Ich weiß ja das Minho vor mir schon einige Bekanntschaften hatte, aber irgendwie beschert mir das Thema immer einen Kloß im Hals. Eigentlich habe ich kein Recht eifersüchtig zu sein, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich wünschte er würde schon länger zu mir gehören. Und ich müsste keine Angst haben, irgendwann mal unerkannt in eine seiner Bekanntschaften zu laufen. Meine kann ich nämlich an einer Hand abzählen.
Minho scheint den Wechsel meiner Stimmung bemerkt zu haben, da er seinen Arm komplett um meine Mitte legt und seinen Kopf auf meiner Schultern ablegt.
"Alles okay bei dir?", flüstert er leise, während die anderen drei uns keine Aufmerksamkeit mehr schenken und weiter reden.
Da ich ihn nicht anlügen will, zucke ich nur mit den Schultern und sehe ihn unschlüssig von der Seite an. Er löst sich von mir und dreht mich dann ganz zu ihm um, damit wir uns in die Augen sehen können.
"Was ist los?", fragt er sofort und sieht mich ernst an.
"Ich weiß nicht...es ist eigentlich albern...", fange ich an und will dann aber aufhören. Ich muss ihn nicht mit meinen nervigen Gedanken belasten.
"Erzähls mir trotzdem", fordert Minho.
"Naja, also...", stammle ich herum und sehe unsicher hin und her.
"Weißt du...ich weiß das du vor mir sicherlich nicht unschuldig warst und das ist auch völlig okay, du warst frei und ungebunden, aber ich hab irgendwie Angst, dass ich irgendwann mal in genau so eine Person laufe und sie dann auch genau solche Details über dich weiß wie ich nun."
"Welche Details denn?", fragt er und legt seinen Kopf schief.
"Naja wie du aussiehst und wie du dich anfühlst und solche Intimitäten halt. Ich mag den Gedanken einfach nicht, das so viele Menschen das schon mit dir erleben durften. Aber ich gebe dir trotzdem keine Schuld oder sowas. Es war wie gesagt dein gutes Recht, aber mich trifft es trotzdem. Ich wünschte wir hätten uns schon eher getroffen und wir wären schon eher zusammen gewesen."
Er schweigt ein paar Sekunden und sieht mich dann doch etwas betroffen an.
"Verurteilst du jetzt mit vielen Menschen ich schon Sex hatte? Außerdem waren das gar nicht so viele!", verteidigt er sich jetzt und sieht mich mit gerunzelter Stirn an.
"Naja, also deiner Erfahrung und Chans Worten nach, sind es schon nicht wenige Menschen."
"Chan hat völlig übertrieben", sagt Minho nur und rollt mit den Augen.
"Ach ja? Wie viele waren es dann?", frage ich und meine Stimme wird etwas lauter als beabsichtigt. Minho schnalzt genervt mit der Zunge und sieht mich dann etwas wütend an.
"Keine Ahnung. Ich hab nicht mitgezählt."
"Also sind es so viele, dass du gar kein Überblick mehr hast?", frage ich und ziehe die Augenbrauen hoch.
"Ja und wenn !?", fährt mich Minho etwas ungeduldig an.
"Ich hatte halt meinen Spaß, das ist doch nicht verwerflich. Ich hab damit niemanden verletzt oder so!?"
"Ja, aber-"
"Außerdem", unterbricht er mich und ich sehe ihn wütend an, "hattest du das vor mir auch schon. Mit vielen Mädchen hast du schon rumgevögelt?", fragt er mich und seine Augen blitzen wütend auf. Seine vulgäre Formulierung versetzt mir einen Stich, als er wohl offensichtlich versucht mich nun als kleine Hure darzustellen. Obwohl er das offensichtlich-
Jisung!', rufe ich mich innerlich zur Ordnung. Sowas darf ich nicht denken. Minho ist keine Hure. Wieso denke ich sowas nur? Ich weiß genau, dass er es nicht anders kannte und sich durch Sex vermutlich jede Anerkennung und Zuneigung geholt hat, die wir Menschen nun einmal brauchen.
Wieso streiten wir jetzt eigentlich? Das wollte ich doch gar nicht!
"Die kann ich an einer Hand abzählen", sage ich dann trotzdem und sehe ihn etwas besonnener an.
"Siehst du. Und vor allem sind die doch fast alle aus unserer Schule oder?", fragt er weiter. Er scheint nicht richtig zu bemerken, dass das Ganze auf einen wirklich Streit hinausläuft, wenn wir uns nicht wieder beruhigen.
"Ja waren sie."
"Na bitte. Das heißt die sind mir sicher auch schon alle über den Weg gelaufen und was glaubst die wie eifersüchtig ich bin, zu wissen, dass eine von denen, sogar deiner Klassenkameraden ist und ihr sicherlich schon sehr oft Sex miteinander hattet?", fragt er dann und funkelt mich an.
"Du musst aber nicht eifersüchtig sein", will ich ihn beruhigen und trete einen Schritt näher. Doch er tritt einen zurück und sieht mich nun zum ersten Mal verletzt an.
"Es ist die gleiche Situation wie bei mir okay? Du magst den Gedanken nicht einer meiner Bekanntschaften über den Weg zu laufen und ich weiß ganz genau, dass du eine von deinen schnellen Nummern jeden Tag siehst und ihr noch miteinander sprecht. Das macht mich eifersüchtig. Sie hat dir gefallen und vielleicht tut sie das ja immer noch!"
Seine Stimme bricht zum Ende hin leicht und seine Augen zeigen die ganze Angst die er vermutlich fühlt.
"Minho, nein. Sie gefällt mir nicht mehr."
Ich trete einen Schritt auf ihn zu und fasse nach seiner Hand. Endlich weicht er nicht zurück und erwidert nur wortlos meinen Blick.
"Es tut mir leid, dass ich das Thema angebracht habe. Ich muss lernen damit zu leben, okay? Ich verurteile dich nicht dafür, dass du vor mir schon Sex hattest. Ich wünschte nur manchmal, wir hätten schon mehr Zeit zusammen verbracht, weil es fühlt sich so an, als ob wir uns schon viel länger kennen würden", sage ich und versuche ihm mit meinen Augen zu zeigen, dass ich diese Worte auch so meine und ihn liebe.
"Wir hatten beide unser Leben vor uns und es ist völlig okay, sich so oft wie man mag auszuprobieren. Wichtig ist doch, dass wir uns jetzt gegenseitig haben und das wir ehrlich sind oder?", frage ich zum Schluss und verbinde seine Finger mit meinen.
Er sieht erst auf unsere Hände und dann wieder nach oben. In seinem Blick stehen Tränen und mein Herz zieht sich bei diesem Anblick schmerzhaft zusammen. Ich will ihn nicht traurig sehen. Und ich will schon gar nicht der Grund dafür sein.
"Lino", flüstere ich dann und lege meine Hände auf seine Wangen. Eine Träne kullert aus seinen Augen hervor, doch ich wische sie sofort weg.
Langsam und vorsichtig beuge ich mich zu ihm und gebe ihm einen kleinen Kuss.
Seine Augen schließen sich, doch er erwidert den Kuss nicht, was mir sofort Panik beschert.
"Minho...", flüstere ich wieder und lege dann meine Stirn gegen seine.
"Ich liebe dich. Ich werde dich nicht für irgendjemanden verlassen. Auch nicht für meine Klassenkameradin mit der ich schon Sex hatte. Ich will nur dich und ich will dich auch, wenn du vor mir schon mit Hundert anderen Personen geschlafen hast. Weil-"
"Also so viele waren es jetzt auch nicht", unterbricht mich Minho und sieht mich empört an. Aber seine Augen sind schon etwas fröhlicher und seine Stimme etwas aufgeweckter.
"Unterbrich mich nicht. Also...ich will nur dich, weil du mich gut fühlen lässt. Nicht nur beim Sex. Sondern weil du mich wirklich glücklich machst, okay? Ich bin so unendlich glücklich dich an meiner Seite haben zu dürfen. Du weißt gar nicht, was das mit mir macht", flüstere ich zum Schluss und sehe ihm dann offen in die Augen.
Er atmet einmal tief durch und zieht mich dann ruckartig in eine Umarmung in der er seinen Kopf in meinem Hals vergräbt.
"Bitte halte mir nicht vor, dass ich schon mit so vielen Leuten geschlafen habe. Ich fühl mich dann...wie eine Hure. Und das tut weh", gesteht er mir und ich nicke sofort.
"Tut mir leid Hyung. Ich wollte nicht, dass du dich so fühlst. Und ich finde nicht, dass du irgendwas bist, was auch nur annähernd eine Hure sein könnte. Du bist toll so wie du bist", sage ich und streichle über seine weichen Haare.
"Und ich liebe dich so wie du bist."
Langsam löst er sich von mir und wischt sich selbst eine letzte Träne weg.
"Ich kann nicht glauben, dass ich in der Schule weine", sagt er bitter und sieht verlegen auf den Boden.
"Hey", sage ich sanft und hebe seine Kinn an.
"Es ist nicht falsch mal zu weinen. Völlig egal wo. Ist alles wieder okay? Tut mir leid, dass ich das angefangen habe."
"Ja alles okay und du musst dich nicht entschuldigen. Es gut, wenn wir auch über sowas reden. So schmerzhaft das auch dann ist."
Ich ziehe ihn wieder zu einem Kuss zu mir, den er glücklicherweise wieder erwidert.
"Hyung...wenn dich sowas belastet kannst du mir das gern sagen. Ich wusste nicht, dass es dich eifersüchtig macht, zu wissen, dass ich Mina jeden Tag sehe."
"Ich versuch es", sagt er nur schwach und lächelt dann wieder.
"Lass uns festlegen, dass wir vielleicht, sollte so jemand, eine Bekanntschaft plötzlich vor uns auftauchen, uns das gegenseitig gestehen, damit der andere nicht komplett ahnungslos daneben steht. Wie wäre das?"
"Das finde ich gut", sagt Minho und lächelt.
"Dann kannst du dann gleich mal anfangen, wenn wir wieder nach drinnen gehen."
"Mach ich und du?"
"Was ist mit mir? Ich hatte noch niemanden aus der Schule."
"Wirklich?", staune ich.
"Jap. Die komischen Momente wollte ich mir sparen. Also nur außerhalb der Schule oder halt Austauschschüler."
"Du bist wirklich-!", sage ich bloß und haue ihm leicht gegen die Schulter.
"Au!", lacht er und reibt sich über die Stelle.
"-unverbesserlich", beende ich meinen Satz und wir kichern leise.
Mein Herz macht einen Sprung bei seinem Anblick und sofort fühle ich mich viel leichter, dieses Problem gelöst zu haben.
"Lass uns vielleicht reingehen", sagt Minho dann und fasst nach meiner Hand.
Auf dem Weg zurück bekomme ich eine Nachricht von Felix aufs Handy, die ich mir mit Minho zusammen anschaue.

Felix
Sind schon mal reingegangen. Hab dich entschuldigt, dass du noch was aus dem Spind holen musst.
Ich hoffe ihr konntet das klären?

"Sehr lieb von ihnen", sagt Minho nur und ich stecke mein Handy wieder weg, im Stillen stimme ich ihm zu.
Wir schlendern über den leeren Pausenhof, diesmal ohne das Minho eine eiskalte Maske trägt, sondern wir kichern und lachen offen und er sieht mich wieder mit seinem liebevollen Lächeln an.
An meinem geschlossenen Klassenraum, gibt mir einen tiefen Kuss und verabschiedet sich bis zur nächsten Pause, in der er mich wieder abholen wird.

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt