Chapter 67

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Jisung POV

Es braucht ein paar Minuten bis ich mich aufrapple und in mein Zimmer schlürfe.
Noch immer laufen mir haufenweise Tränen aus den Augen und Herz fühlt sich an, also ob es aus dem Fenster geworfen wurde und dann jemand drauf gesprungen ist.
Ich schluchze auf, als ich Minhos Jacke auf einem Stuhl liegen sehe, welche ich schon seit über einer Woche bei mir habe.
Verdammt er ist weg.
Einfach weg.
Ich habe ihn verloren, wieso habe ich ihn nicht einfach angelogen und mir etwas ausgedacht. Ich hätte einfach so tun sollen, als ob es mir gut geht.
Dann wäre er hier geblieben und wir hätten uns gemeinsam in mein Bett gelegt.
Ich krieche zurück in mein Bett und ziehe mir die Decke bis unter die Nase.
Zum Glück ist es noch warm. Mir ist eiskalt und meine Körper kann gerade keine eigene Wärme produzieren.
Minhos Duft steigt von den Kissen auf und ich vergrabe mein schluchzendes Gesicht tiefer in der Decke.
Wie sehr ich ihn jetzt schon vermisse.
Ich hab es kaputt gemacht.
Verdammt ich liebe ihn.
Wie? Wie zum Teufel habe ich es geschafft, dass es so schief laufen konnte?
Immer mehr Tränen quellen aus meinen Augen und durchnässen mein Kissen.
Dabei friere ich total und zittere vor mich hin.
Meine Kopfschmerzen werden noch doller, durch das ganze Weinen und irgendwann bin ich so erschöpft, dass ich in den Schlaf sinke.
Einsamen, traumlosen und hoffentlich erholsamen Schlaf.

Zuerst fühle ich die Schmerzen in meinem Kopf. Ein ständiges Pochen, erinnert mich an den vielen Alkohol gestern Abend.
Dann höre ich wie mein Magen laut knurrt und ich großen Hunger bekomme. Aber ich habe keine Lust etwas zu essen.
Da ist noch ein anderer Schmerz. Ein dumpfes Pochen an der Stelle wo mein Herz sein sollte.
Aber ist es noch da?
Es fühlt sich so an, als ob ich es mir aus der Brust gerissen habe.
Tränen brennen in meinen geschlossenen Augen und ich lasse sie laufen.
Was bringt es sie zurück zu halten?
Ich habe Minho verloren. Verdammt ich bin in ihn verliebt und jetzt hab ich nichts mehr.
Ich bin allein. Er hat mich zurück gelassen.
Aber kann ich ihm böse sein?
Immerhin liebt er mich einfach nicht. Für ihn war es nur einfaches rummachen.
Nicht mehr.
Fuck das tut weh. Die Wahrheit ist zu hart, als das ich länger über sie nachdenken will.
Ich ziehe mir wieder die Decke über den Kopf und vergrabe mich in dem weichen Stoff.
Weitere Tränen laufen über mein Gesicht und ich muss ständig schluchzen.
Als ich fast keine Luft mehr bekomme, schlage ich die Decke zurück und öffne meine Augen.
Das grelle Licht blendet mich und ich hebe eine Hand um es auszublenden.
Ganz langsam rappel ich mich auf und sehe mich dann blinzelnd um.
Mein Handy liegt auf meinem Nachtisch und ich schaue nach der Uhrzeit.
14.30 Uhr
Was? Ich hab so lang geschlafen?
Ich seufze und sehe nochmal auf mein Handy. Felix hat mir geschrieben und mich gefragt wie es mir geht.
Scheiße würde ich sagen, aber das kann ich ihm nicht antworten.
Ich ziehe mir eine weite Hose und einen lockeren Pullover an.
Langsam schlürfe ich ins Bad und sehe mich im Spiegel an.
Meine Haare sind verstrubbelt und stehen wild ab.
Meine Augen sind verquollen und rot.
Und meine Lippen rissig. Ich seh ziemlich scheiße aus. Aber wenigstens fühl ich mich auch so.
Ich wasche mir mein Gesicht und setze mich aufs Sofa.
Aus einem Schrank wühle ich eine Tüte Chips hervor und esse sie, während ich mir irgendwas anschauen, von dem ich nicht mal weiß, wie es heißt.
Meine Gedanken kreisen immer wieder um Minho.
Er hat nichts gesagt. Er ist einfach gegangen. Unfassbar, dass er mich wie schon so oft, einfach stehen gelassen hat.
Wieder fange ich an zu weinen und vergrabe mich in einer Decke.
Eng ziehe ich sie um meinen Körper, da ich anfange zu frieren. Wäre Minho jetzt hier, hätte er mich in seine Arme gezogen und seine Hand wäre unter mein Shirt gewandert. Er würde kleine Kreise auf meiner Haut malen und mich damit total ablenken und aus dem Konzept bringen.
Aber er ist nicht hier.
Ich friere weiter vor mich hin und schließe meine Augen, als ich immer müder werde.
Irgendwann in der Nacht wache ich auf.
Mein Handy klingelt in meinem Schlafzimmer und ich quäle mich hoch, um nachzusehen.
Felix,
zeigt mir der Schriftzug auf meinem Display. Kurz ringe ich mit mir, ob ich den Anruf entgegen nehmen soll oder nicht.
"Ja?", antworte ich dann doch und muss husten, da ich schon so lang nicht mehr gesprochen habe.
"Scheiße was ist los? Was ist passiert? Ich versuche schon den ganzen Tag dich zu erreichen." Felix Stimme überschlägt sich fast vor Besorgnis.
"Ich weiß nicht. Es ist vorbei", meine ich bloß, da ich selbst nicht weiß, wie ich das alles erklären soll.
Es ist kurz Stille am anderen Ende und dann ertönt Felix zitternde Stimme.
"Vorbei? Wie vorbei vorbei? Weiß er davon?"
"Ich...", ich stocke. Kann ich überhaupt laut sprechen oder hört da jemand mit?
"Ich bin im Bad. Changbin liegt im Bett"
Felix hat mein Stocken sofort richtig interpretiert. Er kennt mich einfach zu gut. Zum Glück kennt er mich so gut. Ich fühl mich so scheiße und dann ruft er an.
Er rettet mir mein verdammtes Leben damit.
"Felix", ich schluchze laut auf und unzählige Tränen fallen auf meine Wangen.
"Ich...ich habe es ihm gesagt und er...er...", ich fange an zu weinen. Erbärmlich schluchze ich vor mich hin und kann die klagenden Laute die aus meinem Mund dringen nicht unterdrücken. Sie drängen einfach hervor. Genauso wie die salzige Flüssigkeit, die meine Augen brennen lässt.
"Jisung", meint Felix leise und kommt auf den Punkt zurück.
"Er...er ist", ich räuspere mich und wische mir über die nassen Augen.
"Er ist einfach gegangen", flüstere ich in mein Handy und schluchze noch einmal.
Mein Herz zieht sich wieder schmerzhaft zusammen bei der Erinnerung an seinen kalten Blick und seinen Abgang ohne ein weiteres Wort.
"Ohne etwas zu sagen?", fragt Felix nach und in seinen Worten schwingt Hoffnung mit.
"Nein er hat nichts gesagt. Er hat mich angestarrt und ist dann gegangen."
Ich weine wieder los und lehne mich an mein Bett. Schon längst stehe ich nicht mehr.
Meine Knie sind ganz weich gewurden und ich habe mich auf den kalten Boden vor meinem Bett gesetzt. Die Kälte die in mich kriecht, gibt mir ein wenig Halt. Sie lässt mich frösteln und bringt mich dazu meine Kraft darauf zu verschwenden warm zu werden und nicht über Minho nachzudenken.
"Ach Jisung", seufzt Felix lang und ich höre die Resignation in seiner Stimme.
"Soll ich vorbei kommen?", fragt er sofort und klingt so, als ob er schon halb aus der Tür wäre.
Eigentlich wäre es schön jetzt ein wenig Gesellschaft zu haben. Besonders weil Felix mich trösten und auf andere Gedanken bringen würde.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhrzeit entscheide ich mich aber dagegen.
"Nein es ist schon zu spät. Und ich seh scheiße aus."
"Du hörst dich auch scheiße an", meint Felix und ich höre das Lächeln in seiner Stimme.
"Kann ja nicht jeder so toll klingen wie du", meine ich bloß und spiele auf seine super tiefe angenehme Stimme an. Wenigstens bringt er mich mit seinen Worten ebenfalls zum Lächeln.
"Na gut dann geh jetzt schlafen Jisung. Der Tag war herausfordernd für dich. Du musst dich ausruhen." Er klingt gleich wieder total besorgt.
"Ja", antworte ich einfach nur ohne auf etwas konkretes einzugehen. Was soll ich auch sagen?
Minho hat mir mein kleines Herz gebrochen. Ich wusste halt, warum ich es geheim gehalten hab. Hätte ich es ihm bloß nicht gesagt.
"Jisung? Bist du noch da?", dringt Felix Stimme an mein Ohr.
Bin ich abgeschweift?
"Mh was? Hast du was gesagt?"
Wieder ein langer Seufzer von Felix.
"Nichts wichtiges. Geh jetzt schlafen Jisung. Ab ins Bett mit dir."
"Ja Mama. Danke für deine Hilfe", flüstere ich und hoffe das Felix wirklich weiß wie dankbar ich ihm bin. Ohne ihn würde ich das nicht durchstehen.
"Schlaf gut Jisung."
"Du auch", antworte ich und lege auf. Kraftlos sinkt meine Hand und fällt auf den Boden. Mit großer Anstrengung ziehe ich meine Beine an und lege meinen Kopf darauf ab.
Dieser Tag war eine Katastrophe. Nein eigentlich war er viel mehr. Das Wort drückt es nicht schlimm genug auf.
Mir steigen wieder die Tränen auf und nur mit Mühe kann ich sie zurück kämpfen.
"Keine Tränen mehr. Zumindest nicht mehr heute. Morgen sieht das anders aus", rede ich mit mir selbst und stemme mich hoch.
Ich ziehe Hose und Oberteil aus und krieche sofort unter die Bettdecke.
Kalt liegt sie um mich herum und ich beginne zu frieren.
Nach einigen Minuten hat es sich immer noch nicht gebessert und ich schleppe mich zu meinem Schrank.
Sofort fällt mir Minhos Pullover in die Augen. Er hat ihn mir gegeben damit wir meine Knutschflecken verdecken können.
Ohne nachzudenken ziehe ich ihn über und lege mich wieder ins Bett.
Schnell wird mir wärmer und ich kann meine brennenden Augen schließen.
Alle Anspannung fällt von mir und ich beginne wieder zu weinen.
Ich habe ihn verloren.
Ich weine mich in den Schlaf und treffe dort auf seltsam verzehrte Figuren.

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt