Chapter 76

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Minho POV

Die Tür knallt hinter mir ins Schloß und ich renne. Ich warte nicht auf den Fahrstuhl, sondern renne die Treppen nach unten.
Ich zittere am ganzen Körper. Mein Herz rast und zieht sich gleichzeitig vor Schmerz zusammen.
Mit der größten Selbstbeherrschung die ich jemals aufbringen musste, kämpfe ich meine Tränen zurück und setze mich ins Auto.
Ich fahre zurück zur Schule und parke neben Changbins Auto.
Er, Felix und Chan stehen gerade davor und unterhalten sich. Sie lachen leise, doch ich kann ihre glücklichen Gesichter nicht ertragen.
Deshalb steige ich aus, werfe Chan den Schlüssel zu und stürme ins Schulgebäude.
Ich steuere auf das Schulklo zu und sperre mich in eine Kabine ein.
Einen kurzen Moment stehe ich ganz still vor der verschlossenen Tür.
Dann bricht mein Herz. Es zerbricht in Tausend Teile und ich kann mich selbst nicht mehr auf den Füßen halten. Kraftlos sinke ich auf die kleine Fensterbank die diese Kabine hat und ziehe meine Knie an.
Schluchzend lege ich meinen Kopf auf meine Knie und weine.
Zum ersten Mal seit so vielen Jahren weine ich. Ich weine so viel, dass mir danach mein Kopf total doll weh tut.
Jisung hat mir gerade mein Herz gebrochen.
Ich Idiot.
Wie konnte ich seinem Geständnis am Samstag bloß glauben?
Ich war so überrascht und konnte ihm nicht glauben, dass mein Körper von allein gehandelt hat und ich einfach gegangen bin.
Ich bin nach Hause und hab mich dort ins Bett gelegt. Nachdem ich nochmal einige Stunden geschlafen hab, bin ich aufgewacht und musste erstmal über alles nachdenken.
Jisung...liebt mich?
Er hat sich bei unseren ganzen Treffen in mich verliebt?
Wie konnte ihm das nur passieren?, dachte ich erst wütend, aber dann berichtigte ich mich selbst.
Er kann nichts dafür. Niemand kann etwas für seine Gefühle. Vermutlich wollte er das nicht mal, aber es ist einfach passiert.
Und jetzt?
Immerhin hat er damit das Ganze beendet. Ich...ich liebe ihn nicht. Ich bin nicht in ihn verliebt.
Das Ganze war eine angenehme Ablenkung von allem, aber mehr auch nicht.
Habe ich ihn nicht dafür nur benutzt?, fragt sich plötzlich ein kleiner Teil in mir.
Nein, ich habe ihn nicht benutzt. Es hat mir definitiv viel Spaß gemacht, aber er wollte das auch. Er wollte das Ganze. Ich hab ihn immer vorher gefragt und ich gesagt, dass wenn es ihm nicht passt, wir gern aufhören können.
Aber er wollte immer weiter machen. Er hat es genauso genoßen wie ich.
Also habe ich ihn nicht ausgenutzt. Wir hatten eine Abmachung. Oder zumindest eine Absprache. Ich habe ihn nicht für meine Befriedigung benutzt.
Ich...ich mag ihn. Irgendwie mag ich ihn. Seine verdrehte und verrückte Art und seine unschuldigen Augen.
Er hat sich in mich verliebt und es mir gestanden. Wie viel Mut gehört da dazu?
Ich weiß nicht, ob ich so viel Mut hätte.
Schlussendlich habe ich bemerkt, wie sehr er mir fehlt und wie sehr ich es vermisse, ihn einfach nur anzusehen.
Er ist so wunderschön.
Er kam nicht in die Schule. Erst habe ich es ignoriert und darauf geschoben, dass es ihm peinlich ist, doch als ich dann Felix gefragt habe, ist er mir ausgewichen und hat nichts gesagt.
Da habe ich Angst bekommen, was ist wenn mein Abgang doch falsch war?
Ich meine klar, toll war der nicht. Ich hab ihn einfach stehen gelassen, aber ich war so geschockt, dass ich nicht wusste, was ich erwidern sollte.
Und dann?
Dann war ich feige. Ich habe mich nicht getraut zu ihm zu gehen. Ich meine er wollte doch sicher hören, dass ich ihn auch liebe. Auch wenn ich langsam verzweifelt wurde, hab ich weiterhin abgestritten, dass ich irgendwas für ihn fühle.
Daran ist meine Familie Schuld. Sie hat mich nie geliebt und ich habe erst durch Chan erfahren, was echte Zuneigung ist.
Das was mich umgestimmt hat, waren Felix und Changbin heute morgen in der Pause.
Sie haben mich nicht gehört und über Jisung geredet.
"Changbin ich hab ein schlechtes Gefühl. Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Wir müssen dort hin."
"Ganz ruhig Kleiner. Gestern ging es ihm doch halbwegs gut oder? Ich meine er hat uns sogar etwas gekocht und sah ein bisschen besser aus."
"Ich weiß Binnie, aber dieses Gefühl geht nicht weg."
Dann bin ich gekommen und sie haben aufgehört zu reden.
Ich wusste von Anfang an, dass es um Jisung geht, doch ich hab mich wieder nicht getraut nach ihm zu fragen.
Dann, nachdem ich immer nervöser geworden bin, hab ich mir den Autoschlüssel geschnappt und bin zu ihm gefahren.
Mit einem Mal war es ganz klar.
Ich muss ihm helfen. Er leidet offensichtlich viel mehr unter meiner Abweisung, als mir bewusst war. Ich musste ihm helfen.
Aber auch...auch um ihn zu sehen. Ihn wieder anzufassen. Seine Wangen zu streicheln und in seine wunderschönen Augen zu sehen. Und ihm sagen wie gern ich ihn habe, dass ich ihn vermisse und das er mir doch bitte verzeihen soll, weil...weil ich mich vielleicht, ganz vielleicht doch in ihn verliebt habe und es ihm sagen wollte.
Das bringt mich hierher zurück.
Sobald ich bei ihm war, war ich wie gelähmt. Er sah aus wie der Tod. Seine Augen rot und blutunterlaufen. Sein Gesicht blass und grau.
Und seine Augen. Gebrochen und ohne jeden Schimmer und ohne jedes Funkeln.
Mir brach es das Herz allein bei seinem Anblick.
Ich habe ihm das angetan. Er ist an mir zerbrochen. Ich habe ihn kaputt gemacht.
Und er war betrunken. Sturz betrunken.
Ich konnte es kaum ertragen, aber ich war ja aus einem bestimmten Grund da...
Doch seine Worte. Sie rissen mich in Stücke.
Meine gerade eben erst entdeckten Gefühle, brachten mir so großen Schmerz.
Er brachte mir Schmerz.
Seine Worte waren so boshaft und voller Wut. Und ich bin mir sicher, er hat mich am Samstag angelogen.
Ich schluchze auf.
Es kann nur so sein.
Er wollte unbedingt mit mir Sex haben.
Vermutlich hat er deshalb behauptet, er würde mich lieben.
Vielleicht mag er mich wirklich, aber lieben tut er mich sicherlich nicht. Das hat er sich ausgedacht, damit ich mit ihm schlafe.
Er hat mich benutzt. Ich hab ihm alles geglaubt, und mich dabei auch noch in ihn verliebt.
Jetzt hab ich diese Gefühle für ihn. Ich wünsche mir so sehr, dass es wieder so einfach wird, wie vorher.
Wir haben uns gegenseitig eingeheizt und provoziert, doch danach war alles wieder gut.
Doch es wird nie wieder so sein. Es ist vorbei. Ich hab ihn wirklich verloren. Er ist weg und ich bleibe zurück.
Er hat sich neue Mitspieler gesucht und mich einfach fallen gelassen.
Ich schluchze wieder auf und presse meine Faust, auf meine schmerzende Brust.
Ich schluchze leise vor mich hin.
Irgendwann sehe ich auf mein Handy und stelle fest das der Unterricht in 10 Minuten endet. Ich schlucke ein paar Mal, wasche mein Gesicht und zieh mir dann meine Kapuze über den Kopf. 
Ich trete aus dem Bad raus, laufe zum Parkplatz und warte auf Chan.
Nebenbei ziehe ich ein Zigarette hervor und fange an zu rauchen. Der Rauch kringelt sich vor mir in der Luft und ich beobachte ihn dabei wie er sich danach auflöst.
"Hey meintest du nicht, du willst aufhören zu rauchen?", fragt mich eine Stimme von links.
Chans Stimme.
Jetzt muss ich stark sein.
"Nope hab mich umentschieden."
Ich drehe mich um und sehe ihn direkt in die Augen. Er starrt einen Moment und kommt dann auf mich zugestampft.
"Was ist denn mit dir passiert?", fragt er sofort besorgt und will mich umarmen.
Doch ich schlage seine Hand weg und sehe ihn genervt an.
"Mir geht es gut. Siehst du doch."
"Du siehst überhaupt nicht gut aus. Hast du...geweint?", fragt er mich und sieht mich wieder so besorgt an.
Ich verdrehe die Augen. Ich hab jetzt keine Nerven für sowas.
"Mir gehts gut hab ich gesagt. Können wir jetzt los?"
Er schluckt und sieht dann geschlagen auf den Boden.
"Dann steig ein."
Ich nicke und wir fahren gemeinsam nach Hause.

In der Wohnung verkrieche ich mich sofort in meine Zimmer und schmeiße mich in mein Bett.
Die letzten Tage war ich schon komisch drauf und jetzt das auch noch.
Chan wird sonst was von mir denken. Aber das sollte mir egal sein.
Wenn ich mich richtig erinnere? hat mir gerade ein gewisser Junge mit den schönsten Augen der Welt, das Herz gebrochen.
Jisung....
Der Name brennt in meinem Kopf und in meinem Herzen. Schon wieder laufen mir Tränen über die Wangen und ich lasse sie in mein Kissen fließen.
Zwischen endlosen Schluchzern öffnet sich meine Tür und Chan kommt herein.
Ich unterdrücke alle Geräusche und tue so, als ob ich schlafen würde.
"Ich weiß das du weinst. Ich wollte dir nur Tee bringen", flüstert er und stellt eine Tasse auf meinem Nachtschrank ab.
Widerwillig drehe ich meinen Kopf und sehe ihn durch einen Tränenschleier hindurch an.
"Ach Minho", seufzt er und streichelt meine Wange.
Sein Blick ist voller Sorge und Angst um mich. Ich kann ihn kurz erwidern, doch dann senke ich meinen Blick.
"Willst du allein sein?", fragt er verständnisvoll und ich fühle mich zum ersten Mal wirklich richtig schwach in seiner Anwesenheit.
Chan ist mein bester Freund. Mein Fels in der Brandung. Er hat mich immer sicher und geliebt fühlen lassen und ich fühle mich immer unbesiegbar mit ihm in der Nähe.
Doch jetzt kann er nichts gegen den Schmerz machen. Er kann nichts gegen den Kummer machen, den ich verspüre.
Ganz zaghaft nicke ich und er lächelt schwach.
Mit einem Arm zieht er meine Decke über mich und verlässt nach einem letzten Blick den Raum.
Ich weine mich in den Schlaf und erwache am nächsten Morgen zur Schule.
Quälend langsam stehe ich auf und kämpfe mich durch den Tag.
Chans fragendem Blick kann ich noch standhalten oder zumindest ausweichen.
Doch jetzt hat er mich.
Donnerstag und naja Freitag, zumindest bis vor zwei Minuten konnte ich ihm entweichen.
Doch jetzt will er wissen was los ist.
Das wird ein schwieriges Gespräch. Chan wird total sauer sein und sich aber hoffentlich auch um mich kümmern können. Ich halte das nicht mehr aus.
Ich schlucke und sehe auf.
Er sitzt genau vor mir und sieht mich abwartend an.

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt