Chapter 99

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Jisung POV

Auf Zehenspitzen schleiche ich mich in Minhos Zimmer und sehe, wie er konzentriert auf seine Hefter schaut. Völlig in Gedanken versunken, runzelt er seine Stirn und murmelt dann ein paar leise Worte. Seine linke Hand schreibt etwas auf ein extra Blatt und er nickt nebenbei, als ob er seinen eigenen Worten und Überlegungen zustimmen würde.
Niedlich, denke ich und schleiche näher.
"Hyung?", frage ich flüsternd, damit ich ihn nicht erschrecke.
"Mhh?", verwirrt sieht er auf. "Ah baby, du bist es, was gibt es?"
"Ich hab dir Kaffee geholt", sage ich und stelle ihm den Becher auf den Tisch.
"Oh, vielen Dank", sagt er und lächelt mich sanft an. Ich lächle zurück und gebe ihm einen Kuss auf den Kopf. Seine Arme schlingen sich um meine Taille und er hält mich einen Moment fest.
"Kommst du gut voran?", frage ich und besehe mir die ganzen Formeln, die unheimlich komplex aussehen. Wobei ich einige davon erkenne. Die habe ich gerade erst dieses Jahr gelernt.
"Ja ich komm klar. Der Stoff vom letzten Jahr muss nur aufgefrischt werden. Aber ich war da letztes Jahr schon ganz gut drin, deshalb mach ich mir da kaum Sorgen."
Staunend lausche ich seinen Worten.
Er redet weiter davon, wie er Dinge die er nicht gleich versteht, nachschlägt oder sich ein paar Erklärungen dazu anschaut. Im Großen und Ganzen wirkt es aber so, als ob er kaum Probleme mit diesen Themen hat und das freut mich sehr für ihn.
Noch einen Moment redet er stolz davon, dass er bei den ersten beiden Stoffgebieten sofort alles verstanden hat, ohne es nachschlagen zu müssen. Ich lächle ihn an und nicke nur immer wieder, da ich selbst gar nicht alles verstehe. Er blättert ein paar Mal um und zeigt auf verschiedene Abfolgen von Zahlen und Variablen. Seine Augen funkeln und er scheint wie von innen zu leuchten.
Ich beuge mich zu ihm, lege meine Hände an seine Wangen und drehe seinen Kopf nach hinten.
Verwundert blinzelt er mich an und schließt dann seine Augen, als ich ihm näher komme. Schnell presse ich ihm meine Lippen auf und genieße seine weichen Lippen gegen meine. Ein Kribbeln breitet sich in mir aus und ich kann nur glücklich in unseren Kuss lächeln.
"Wofür war das?", fragt er, als wir uns wieder lösen und er seine Augen wieder aufschlägt.
"Für deine Art mich zum Lächeln zu bringen", sage ich und werde etwas verlegen bei meinen Worten.
"Aber ich hab doch gar nichts gemacht."
"Doch hast du. Du bist gut gelaunt und steckst mich damit an und ich freu mich, sobald ich sehe, dass du gut voran kommst."
"Danke baby", flüstert er und legt seinen Kopf an meinen Bauch.
"Ich lass dich mal weiter machen, ja? Erzähl mir dann später mehr."
Er nickt und lässt mich los. Ein letztes Mal streichle ich ihm durch die Haare und verschwinde dann wieder.

"Ihr bekommt ja schon gleich etwas", sage ich und hocke mich zu den maunzenden Katzen. Die Kleinen sind so ungeduldig, wenn es um ihre tägliche Portion Futter geht. Ich staple die Schüsseln und wasche sie noch einmal ab, bevor ich sie trockne und mit neuem Futter fülle. Schnell stelle ich alle wieder nach unten und beobachte wie sich die Kätzchen auf ihre Schüsseln stürzen.
Ich springe auf die Theke und nehme meinen Kakao in die Hand, welchen ich mir gerade an Chans und Minhos Kaffeemaschine gemacht habe.
Vorsichtig blasse ich etwas Luft darauf und warte bis es abgekühlt ist, damit ich einen Schluck trinken kann.
Den ganzen Tag lang, hab ich mich irgendwie selbst beschäftigen können. Ich war einkaufen, war bei mir zu Hause und hab nach dem Rechten gesehen. Dann hab ich etwas Sport bei mir gemacht, war duschen und bin wieder her gekommen. Unterwegs hab ich für Minho Kaffee einem tollen Café geholt und Sushi für den Abend besorgt.
Minho und Chan haben beide höchstens für das Klo ihr Zimmer verlassen, da sie noch genau so dasaßen wie, als ich gegangen bin.
Auch Chan habe ich zwischendurch etwas zu Essen und zu Trinken ins Zimmer gebracht. Schließlich will ich nicht, dass er ganz allein ist und wenn die beiden es nicht schaffen, bei ihren Aufgaben auf sich zu achten, übernehme ich das gern für beide.
Jetzt gerade habe ich die Katzen gefüttert und sehe nachdenklich auf die Küchenuhr.
17.57 Uhr
Die beiden lernen seit um 9, also schon eine Weile. Manchmal ist einer aus ihren Zimmern gekommen und im Raum des Anderen verschwunden. Dann habe ich sie leise über ihre Themen diskutieren hören. Anscheinend helfen die beiden sich, sobald irgendwelche Fragen aufkommen.
Zum Glück ergänzen sie sich gut und können dem Anderen meist helfen.
Eine Weile sitze ich noch auf der Theke und fange dann an, meinen Kakao zu schlürfen.
Die Tür geht auf und Chan und Minho betreten die Küche. Minho hockt sich sofort zu seinen Katzen und lächelt mich dankbar an, da ich sie gefüttert habe.
"Wie war das mit dem Umwandeln in die Parameterfreie Gleichung?", fragt Chan und füllt sich ein Glas Wasser ein. Er scheint mich noch nicht bemerkt zu haben. Sprachlos sehe ich sie an.
"Muss ich das über das Gleichungssystem machen?"
"Nein Chan, das hab ich dir doch vorhin schon gesagt. Du kannst auch das Vektorprodukt dafür nehmen. Das ist in dem Fall einfacher", sagt Minho und schüttelt genervt seinen Kopf.
"Onkel Channie ist so vergesslich. Immer vergisst er, was ich ihm sage", flüstert Minho seinen Katzen zu und bekommt einen Schlag auf den Hinterkopf.
"Hey, das hab ich gehört Mister. Werd mal nicht so frech, nur weil du in einem Stoffgebiet besser bist als ich."
"Chan, das ist doch nicht so schwer. Selbst wir benutzen immer das Vektorprodukt. Haben wir nicht sogar die gleiche Mathelehrerin? Die hat das doch sicher mit dir letztes Jahr auch so ausführlich geübt", sage ich und ziehe meine Knie an, um meinen Kolf darauf abzulegen.
"Oh hi Jisung", sagt dieser erstmal und winkt mir leicht. Obwohl er nur einen Meter von mir entfernt steht.
"Ja dir auch Hallo, ist ja nicht so, als ob wir uns heute schon gesehen hätten und ich auch schon die ganze Zeit hier sitze." Leicht genervt verdrehe ich meine Augen.
"Minhooo...dein Freund ist schon genauso frech wie du. Wieso habt ihr alle keinen Respekt vor mir? Was mach ich nur falsch?", fragt sich Chan selbst und jammert ein wenig.
Minho und ich kichern leise. Er stellt sich wieder gerade hin und kommt auf mich zu. Sofort öffne ich meine Arme und Beine und umschließe Minho damit freudig. Er legt seine Arme um meinen Brustkorb und vergräbt seinen Kopf in meiner Halsbeuge.
"Du riechst gut", flüstert er und gibt mir einen kleinen Kuss auf meinen Hals.
"Ich weiß, ich war auch vor Kurzem duschen."
"Das hab ich gar nicht mitbekommen", beschwert sich Minho und verzieht schmollend sein Gesicht.
"Ihr Beiden bekommt ja anscheinend auch gar nichts mehr mit. Ich war den halben Tag weg, aber als ich wieder kam, sahst ihr beide noch in euren Zimmern, unverändert." Ich seufze und fasse mir tragisch an die Brust.
"Wo soll das nur mit euch hinführen. Ihr werdet noch untergehen", jammere ich und lehne mich in Minhos Armen zurück. Die beiden Älteren lachen leise und schütteln ihren Kopf über meine Dramatik.
"Zum Glück haben wir ja noch dich. Du würdest uns doch nicht Zugrunde gehen lassen?"
"Endlich habt ihr es erkannt und nein, niemals. Dafür hab ich euch zu lieb."
"Hey! Du hast hier nur einen lieb, verstanden!", sagt Minho und hebt warnend einen Finger.
"Chan ist...auch da, aber du darfst nur mich lieben", sagt Minho noch einmal mit gespieltem Nachdruck und ich kichere. Kurze Zeit später lacht auch Minho wieder und wir küssen uns flüchtig.
Dann sehen wir zu Chan und wie er uns schmollend ansieht.
"Ja genau, vergesst mich ruhig. Ich scheine hier ja keinem mehr wichtig zu sein."
"Ach quatsch Chan. Ich hab dir genauso viel Essen und Trinken vorbei gebracht, wie Minho. Sogar deinen Lieblingstee hab ich gekocht", verteidige ich mich.
"Ich mach doch nur Spaß Ji. Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich auch um mich kümmerst. Das bedeutet mir sehr viel."
Er lächelt sanft und steht dann auf und streckt sich.
"So ich werd dann mal weiter machen." Er läuft an uns vorbei und schließt die Tür hinter sich.
"Dann sind wir ja jetzt unter uns, hyung", flüstere ich Minho zu und lasse meine Hände federleicht über seine Schultern streifen.
"Tut mir leid baby, aber ich will auch noch ein wenig weitermachen."
Traurig verschränke ich meine Arme vor der Brust.
"Sei mir nicht böse. Du bekommst später genug Aufmerksamkeit, okay?"
"Na gut, dann bis später", sage ich und gebe ihm noch einen letzten kleinen Kuss. Dann ist er auch schon wieder verschwunden und lässt mich allein in der Küche zurück.
Ich seufze frustriert und ziehe wieder meine Knie an. Die Katzen sehen zu mir auf und blinzeln mich mitfühlend an.
"Ja ich weiß, ich sollte ihm nicht hinterher trauern, aber wisst ihr...", sage ich und seufze wieder scher.
Er ist schließlich so verdammt heiß, wenn er so viel weiß, beende ich meinen Satz in Gedanken.
Minhos Wissen macht mich echt verdammt soll an. Wie gern ich jetzt von diesem schlauen Menschen genommen werden würde. Ich seufze sieder. Sieht so aus, als ob es heute nichts werden würde.
Ich nehme mir meinen Kakao und springe leichtfüßig von der Theke die Katzen sehen mich erwartungsvoll an und laufen schon mal zur Tür, da sie gleich in den Flur stürmen dürfen.
Ich nehme mir eines der belegten Baguettes die ich heute gekauft habe und verlasse die Küche. Mein Weg endet im Wohnzimmer, wo ich meine Tasse und meinen Teller auf dem kleinen Tisch abstelle. Dann setze ich mich seufzend auf die Couch und schalte den Fernseher ein. Schnell logge ich mich bei Minhos Profil ein und starrte einen meiner Lieblingsfilme.
'Das wandelnde Schloss', schnell kuschle ich mich noch in eine der weichen grauen Decken und nehme meine zum Glück noch warme Tasse in die Hand. Die Katzen kommen ins Wohnzimmer und springen zu mir auf die Couch. Abwechselnd streichle ich sie und freue mich, sobald ich sie leise schnurren höre. Kein Wunder, dass MInho so vernarrt in diese ist, sie sind einfach zu süß für diese Welt.
Der Film startet und ich versinke in einer völlig fremden Welt.

Tut mir leid, dass dieses Kapitel etwas kürzer ist, das nächste wird wieder länger :)

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt