Chapter 111

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"Wirst du es unseren Eltern sagen?"
Ich zucke hilflos mit den Schultern.
"Eigentlich hatte ich das vor, aber Papas Reaktion gestern hat mir doch etwas Angst gemacht."
"Ich verstehe. Aber sei dir sicher, wenn du es ihnen sagen willst, dann bin ich an deiner Seite."
Er hält mir seine Faust hin und ich drücke meinen gegen seine. Ein brüderliche Verbundenheit macht sich breit und ich lächle glücklich.

Jisung POV

Gemeinsam mit meinem Bruder setze ich mich an den schon gedeckten Küchentisch und begrüße meine Eltern lächelnd.
"Morgen."
"Morgen mein Schatz", sagt meine Mutter und reicht mir den Korb mit Brötchen. Dankend nehme ich mir eins und beginne es aufzuschneiden und zu belegen.
"Und wie hast du geschlafen?", fragt meine Mutter und lächelt mich liebevoll an.
"Naja..."
"Nicht mehr so bequem dein altes Bett?", fragt mein Vater und sieht mich grinsend an. Ich verziehe das Gesicht und schüttle dann mit dem Kopf.
"Irgendwie nicht so richtig. Es ist viel zu klein. In meiner Wohnung hab ich viel mehr Platz. Da kann ich mich besser ausstrecken."
"Und das sagt der Kleinste hier am Tisch", witzelt meine Mutter und ich verziehe eingeschnappt das Gesicht. "Hey, das ist gemein!"
"Jisung meint wohl eher, dass in sein neues Bett jetzt zwei Personen besser nebeneinander passen."
Ich reiße bei den Worten meines Bruders die Augen auf und starre ihn an. Wieso zum Teufel sagt er denn jetzt sowas?
Meine Eltern sehen jetzt erst meinen Bruder überrascht an und dann wandert ihr Blick zu mir. Mein Vater hat gerade noch die Gabel in der Hand und will sie zu seinem Mund führen, doch die Worte meines Bruders haben ihn wohl dieses Vorhaben vergessen lassen, denn die Gabel hängt jetzt in der Luft.
"Stimmt das?", fragt meine Mutter und sieht mich verwundert an.
"W-was?", presse ich hervor und versuche mich dumm zu stellen.
Doch es sind meine Eltern, natürlich erkennen sie, wenn ich versuche, mich aus irgendwas raus zu reden.
"Triffst du jemanden? Und weiß dein Bruder etwas davon?" Jetzt sehen meine Eltern wieder zu Siwon. Doch dieser hebt nur abwehrend die Hände.
"Ich sag nichts mehr. Jisung bringt mich nachher sonst noch um."
"Das mach ich jetzt sowieso schon", sage ich und funkle ihn wütend an. Jetzt bin ich wirklich gezwungen, ihnen davon zu erzählen. Dabei wollte ich mir eigentlich während des Essens, ein paar Worte zurechtlegen. Naja daraus wird jetzt wohl nichts mehr.
"Irgendwann musst du es ihnen sowieso sagen. Du kannst das doch nicht ewig geheim halten."
Er verdreht die Augen und macht dann eine auffordernde Handbewegung.
"Ja aber ich wollte selbst über den Zeitpunkt entscheiden", fauche ich und bin jetzt doch deutlich beleidigt. Hauptsächlich auch aus Angst, da ich wieder Panik bekomme, von ihnen abgewiesen zu werden.
"Wovon sprecht ihr denn jetzt? Und was bitte, wolltest du geheim halten?", fragt meine Mutter verwirrt und tupft sich einmal den Mund ab, ehe sie die Serviette faltet und unter ihren Teller klemmt. Mein Vater legt auch sein Besteck zur Seite und sieht uns beide interessiert an.
"Triffst du dich wirklich mit jemanden?", fragt mein Vater und zieht ein eher ernstes Gesicht. Gott da bekomm ich noch mehr Schiss.
"Jemanden....", murmle ich leise und vor meinem Auge taucht Minhos Gesicht auf und wie er mir aufmunternd zulächeln würde, damit ich keine Angst bekomme.
"Ist das ein ja?". fragt meine Mutter und sieht mich aufgeregt grinsend an. Ich nicke schwach und sie klatscht sofort ihre Hände zusammen und sieht mich an.
"Und wie heißt sie?" Ihr Ausdruck ist so glücklich und freudig, dass es mir fast schon Leid tut, was ich jetzt gleich sagen werde. Ich hoffe sie ist nicht allzu enttäuscht und freut sich trotzdem für mich.
Ihre Worte lassen mich allerdings auch unruhig auf meinem Stuhl hin und her rutschen und ich sehe zu meinem Bruder, dem ich dieses ganze Schlamassel verdanke. Er lächelt mich aufmunternd an und scheint mir die Daumen zu drücken. Also hole ich tief Luft und setze zum Sprechen an.
"Er heißt Minho und ich hab euch schon von ihm erzählt", hauche ich mit dünner Stimme und werde zum Ende hin immer leiser.
Schweigen breitet sich aus, indem ich auf den Tisch sehe, da ich zu große Angst habe auf zu sehen. Schließlich hab ich jetzt die Bombe platzen lassen und für meine Eltern muss der Traum mal von mir mal Enkel zu bekommen, zu platzen.
"Du...datest einen Jungen?", fragt meine Mutter und klingt dabei eher verwirrt, als wütend oder enttäuscht.
"Daten?", frage ich dann etwas empört, da sich das Wort absolut falsch in meinen Ohren anhört.
"Wir sind zusammen und ich liebe ihn." Mein Vater atmet hörbar geschockt ein und mein Blick schnellt zu ihm.
"Liebe ist ein schwerwiegendes Wort mein Sohn."
Ich kneife meine Augen zusammen und starre ihn böse an.
"Ja ich weiß, aber das hält mich nicht davon ab, es zu sagen. Ich liebe ihn. Ich liebe Minho", sage ich und fühle mich mit einem Mal viel befreiter. Jetzt habe ich es einmal gesagt und es steht zwar hier im Raum, aber niemand kann mich zwingen es zurück zu nehmen, da es alle gehört haben und sich meine Gefühle für Minho auch nicht ändern werden.
"Das ist...schön. Ich f-freu mich für dich", sagt meine Mutter stockend und sieht mich dann unsicher lächelnd an.
Na gut, sie versucht wenigstens unterstützend zu wirken, denke ich ironisch und antworte ihr weder mit Worten, noch mit einem Lächeln. Mein Blick wandert zu meinem Vater, welcher unbewegt auf den Tisch schaut und nichts sagt. Er wirkt tatsächlich nicht so, als ob er mich so akzeptiere würde oder meine Beziehung mit Minho unterstützen würde. Meine Hoffnung, dass er so reagiert wie gestern Abend, als sie über Felix gesprochen haben, schwindet und meine Augen beginnen zu brennen, als sich kleine Tränen bilden.
Gerade als sie hervor brechen, legt mein Bruder meinem Vater einen Arm auf die Schulter und will ihm wohl gut zu reden.
"Unser kleiner Mann, steht auf einen Jungen, das ist nicht so wild wie du jetzt denkst, glaub mir, der Schock geht vorüber", meint er locker und ich hoffe, dass sich die Stimmung wieder lockert.
Doch mein Vater schüttelt den Arm nur ab, steht wortlos auf und verlässt die Küche. Schockiert starre ich ihm hinterher und schon läuft die erste Träne an meiner Wange entlang.
Ein paar Sekunden sehe ich einfach weiter auf meinen Teller und stehe dann ebenfalls auf.
"Jisung, ich-", sagt meine Mutter und fasst nach meinem Arm, doch ich entreiße ihr ihn und renne nach oben in mein Zimmer.
Mit voller Wucht knalle ich meine Tür hinter mir ins Schloß und werfe mich auf mein Bett. Schluchzend rolle ich mich zusammen und fasse nach Minhos Pullover, den ich mir fest an die Brust drücke und mich daran hilflos festhalte. Sein Duft, der von dem Stück Stoff aufsteigt, spendet mir etwas Trost und beruhigt mich. Doch nach wie vor laufen Tränen über mein Gesicht und ich bin einfach nur traurig und enttäuscht.
So habe ich mir die Tage bei meinen Eltern sicherlich nicht vorgestellt. Ich hab mich so gefreut die drei wieder zu sehen und heute, am zweiten Tag, liege ich schon unendlich traurig in meinem Bett.
Wieso nur, verstehen sie es nicht? Über Felix haben sie doch gestern Abend auch zustimmend gesprochen und dass sie gar kein Problem damit hätten.
Aber wenn ich, ihr eigener Sohn, auch plötzlich einen Freund hat, dann ist es plötzlich nicht mehr okay? Finden sie mich jetzt eklig? Oder wollen sie mich vielleicht gar nicht mehr hier haben?
Wieder schluchze ich auf und vergrabe mein Gesicht in Minhos Pullover.
Als sich die Tür meines Zimmers leise öffnet, rutsche ich weiter in die hintere Ecke meines Bettes und drehe mich nicht um.
Eine Person setzt sich auf mein Bett und die Matratze senkt sich leicht unter dem Gewicht. Meine Schluchzer halte ich zurück, auch wenn man die vorher sicher schon gehört hat.
"Jisung...", sagt meine Mutter mit sanfter Stimme und legt mir eine Hand auf den Oberarm. Ich antworte nicht. Sie kann erst reden und dann entscheide ich, ob ich ihre Antwort akzeptieren werde.
"Mein kleiner Junge...Hör mal, ich werde dich immer so akzeptieren und lieben wie du bist. Das du jetzt einen Jungen an deiner Seite hast, stört mich nicht im Geringsten. Ich war einfach nur sehr überrascht, da du Gestern erst von Felix erzählst hast und dabei mit keinem Wort erwähnt oder angedeutest hast, dass es bei dir genauso ist. Bitte verzeih mir meine schlechte Reaktion. Ich hab dich doch lieb und ich werde deinen Freund genau so akzeptieren, wie wenn Siwon eine Freundin hätte. Mir geht es nur darum, dass du glücklich bist und du sahst sehr glücklich aus, als du hierher gekommen bist und du...du riechst nach ihm, also scheint ihr wohl viel Zeit miteinander zu verbringen", bei ihren letzten Worte kann ich das kleine liebevolle Lächeln, was sie oft trägt, in ihrer Stimme hören.
Langsam drehe ich mich um und sehe durch tränen nasse Augen an.
"Ich bin glücklich und ja, er ist der Grund dafür."
Sie lächelt mich an und streichelt dann meine Tränen weg.
"Und er riecht sehr gut und ich bin froh, dass ich nach ihm rieche. Ich war die Tage vor meiner Abreise immer bei ihm. Wir kuscheln die ganze Nacht immer zusammen."
Sie lächelt noch mehr bei meinen Worten und zieht mich dann nach oben um mich zu umarmen. Sofort lege ich auch meine Arme um sie und schluchze noch einmal leise gegen ihre Schulter.
"Beruhig dich mein Schatz. Niemand macht dir einen Vorwurf oder sowas. Wir akzeptieren dich so wie du bist und wenn du einen Freund hast, ist das auch völlig in Ordnung."
"Und Papa?", frage ich dann und sehe sie schluchzend an.
Sie legt ihre Hände an meine Wangen und wischt meine Tränen weg.
"Ich denke dein Vater ist einfach nur genauso überfordert wie ich mich im ersten Moment gefühlt habe. Er meint es nicht böse. Ich habe gestern Abend mit ihm gesprochen und da meinte er auch, dass ihm seine Reaktion auf deine Worte wegen Felix leid tun. Ich denke, er hat es einfach noch nicht gelernt. Aber er wird dich auch weiterhin lieben und dich so akzeptieren wie du bist."
Sie lächelt mich aufmunternd an und drückt meine Hand einmal fest, um mir Mut zu machen.
"Ich weiß, ich hab euch beide gestern Abend reden gehört", sage ich schniefend und lege meinen Kopf wieder auf ihre Schultern ab.
"Na siehst du. Er ist jetzt gerade draußen im Garten, vielleicht willst du mal zu ihm gehen und ihn darauf ansprechen? Wenn er allein ist, reagiert er sicher anders und ihr könnt offener sprechen."
Ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß nicht, was ist, wenn er mich dann anschreit?"
"Das wird er nicht machen. Er ist einfach nur ein wenig überfordert."
"Aber ich bin doch immer noch ich!?", sage ich aufgebracht und mir steigen wieder Tränen auf.
"Ich weiß doch mein Schatz, aber wir haben dich so lang nicht mehr gesehen. Geh zu ihm, rede mit ihm und zeig ihm, dass sich nichts geändert hat. Das du immer noch sein kleiner Junge bist und immer bleiben wirst."
Ich nicke und sie wischt mir die letzten Tränen weg.
"Jetzt sei nicht mehr traurig." Ich lächle wieder leicht und sie umarmt mich noch einmal.
"Hast du ein Bild von Minho?", fragt sie dann und ich nicke sofort lächelnd. Ich greife nach meinem Handy und zeige ihr das selbe Bild, was ich auch schon meinem Bruder gezeigt habe.
"Oh der ist aber hübsch", sagt sie und sieht sich das Bild genauer an.
"Ich weiß", sage ich und werde etwas rot. Gleichzeitig klopft mein Herz schnell und aufgeregt, da es mich so glücklich macht, sein Gesicht zu sehen.
"Und ist das sein Pullover?", fragt sie und zeigt auf den dunklen Sweater in meinem Schoß.
Ich nicke und streichle vorsichtig darüber.
"Ich lass dich jetzt mal allein."
Ich nicke und lege mich wieder zurück ins Bett. Sie geht aus dem Raum und ich höre wie sie die Treppen nach unten läuft.
Ich sehe auf mein Handy und bemerke eine Nachricht von Minho.

Minho
Hey Baby, wie gehts dir? Konntest du schon mit deinen Eltern reden? Hier zu arbeiten ohne dich in meiner Nähe, macht keinen Spaß.
Vermisse dich :((

Sofort bin ich wieder etwas besser gelaunt und lächle. Kleine Schmetterlinge steigen in meinem Bauch auf und ich antworte ihm schnell.

Jisung
Morgen Hyung, also mein Bruder weiß es und nach ein paar Schock Sekunden hat er sich dann gefreut. Meine Eltern waren auch sehr geschockt...
Meine Mutter hat sich gerade entschuldigt und freut sich für uns. Mit meinem Vater hab ich noch nicht wieder geredet...

Minho
Oh baby, das tut mir so leid. Wirst du nochmal mit ihm reden?

Jisung
Ich denke schon. Ich werde jetzt zu ihm raus gehen, mal sehen was er zu sagen hat.

Minho
Ich drück dir die Daumen.
Ich liebe dich.

Ich lächle und antworte ihm, dass ich ihn auch liebe. Dann ziehe ich mir seinen Pullover über, da ich mich sofort wohler und stärker fühle. Dann straffe ich meine Schultern und gehe nach draußen.

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt