Chapter 65

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Minho POV

Total vor den Kopf gestoßen, stehe ich in dem dunklen Gang und starre an die Stelle, an der Jisung vor fünf Sekunden noch war.
Langsam verarbeite ich das eben Gesagte und blinzle leicht.
Was zum Teufel ist bitte mit ihm los?
Er will ernsthaft, dass ich ihn hier im Gang vögel? Er ist doch keine billige Schlampe! Und ich auch nicht.
Ich streiche mir über die Augen und lehne mich kurz an die kalte Wand.
Vor lauter Denken, bekomme ich ganz leicht Kopfschmerzen.
Lauter Bass dringt aus den Musikanlagen und erzeugt ein Vibrieren in meiner Brust.
Zum Glück habe ich bis jetzt kaum etwas getrunken, sonst wäre mir die Musik und die stickige Luft jetzt zum Verhängnis gewurden.
Ächzend stehe ich auch und bahne mir einen Weg durch die Massen.
Gerade noch sehe ich wie Jisung sich eine Hand auf den Magen legt und so aussieht, als ob er jeden Moment umfallen würde.
Doch er schlägt Felix Hand weg und verschwindet zwischen den Menschen.
Ich versuche ihn im Auge zu behalten, doch ich verliere ihn, sobald er an einer Gruppe von Mädchen vorbei läuft.
Ich kann es kaum fassen.
Obwohl er mich gerade total abgefuckt hat, mache ich mir trotzdem Sorgen um ihn. Ich hasse es wenn es ihm so schlecht geht.
Er ist noch so jung.
Okay er ist zwei Jahre jünger als ich, aber trotzdem. Er ist so unerfahren und irgendwas scheint gerade bei ihm gewaltig schief zu gehe.
Würde er sich mir nur endlich anvertrauen, dann könnten wir das Problem gemeinsam aus der Welt schaffen und weiter machen.
Denn, auch wenn ich es niemals zugeben würde, finde ich es schön mit ihm meine Zeit zu verbringen und ihn zu küssen und seinem Körper solche Lust zu schenken.
Er ist so laut und wunderschön und heiß.
Ich fühle mich so oft so, als ob ich mich an ihm verbrennen könnte. Sein Körper und seine Küsse machen mich ganz verrückt. Jedes Mal will ich ihn noch näher an mich ziehen und jedes letztes Hindernis fallen lassen.
Doch das kann ich nicht.
Ich weiß er würde mich danach verabscheuen. Ich würde mich danach verabscheuen.
Er ist besonders.
Sein erstes Mal sollte auch besonders sein und nicht mit mir. Ich bin niemand besonderes. Ich kann mich nicht mal mehr an alle Jungs erinnern, mit denen ich schon etwas hatte. Selbst wenn es nur ein Kuss war.
Und er...
Jisung ist sieht einerseits manchmal total unschuldig aus und andererseits ist er vermutlich total versaut.
Wäre ich ein Arschloch und würde ihn für Sex benutzen, wäre er sicher bereit einige verrückte Dinge auszuprobieren.
Ich seufze.
Das wird niemals geschehen.
Ich setze mich neben Chan und fülle mir ein Glas mit Wasser. Alkohol kann ich jetzt schließlich nicht gebrauchen. Mein Kopf muss klar bleiben.
"Was ist passiert?", fährt mich Felix an.
Ich fahre mir mit einer Hand über mein Gesicht und seufze wieder.
Wow, heute seufze ich wohl sehr oft.
"Keine Ahnung. Wir haben uns gestritten und dann hat er plötzlich geweint", umschreibe ich das Geschehene aufs Gröbste reduziert.
Ich kann ihnen nicht erzählen, was wirklich passiert ist. Schließlich wissen sie vermutlich gar nichts von unserem Verhältnis.
Na gut bei Felix bin ich mir nicht sicher. Es könnte sein, dass Jisung ihm erzählt hat, was zwischen uns ist.
Aber ich bin nicht sauer deswegen. Mir wäre es egal wenn sie davon erfahren würden. Aber ich weiß, dass es Jisung nicht egal ist. Er hat Angst vor den Reaktionen der Anderen und will niemanden davon erzählen.
Und deswegen werde ich sie nicht einweihen. Auch wenn es offensichtlich ist, was wir vorhin gemacht haben, schließlich saß er den ganzen Abend auf meinem Schoß mit seinem niedlichen Hintern. Doch von all dem Rest wissen sie nichts und sollen es auch nicht von mir erfahren.
"Minho was hast du ihm gesagt?", fragt Felix wieder und sieht mich böse an.
"Das geht dich überhaupt nichts an", motze ich und lehne mich zurück.
Chan neben mir, betrachtet mich mit einem bösen Blick, sagt aber kein Wort.
"Was?", fahre ich ihn an.
"Was auch immer du gemacht hast, du solltest dich entschuldigen."
"Du weißt doch überhaupt nicht was los ist."
"Nein, aber Jisung hat gerade die ganze Flasche hier getrunken. Das muss ja einen Grund haben. Geh ihn suchen."
Ich stöhne genervt.
"Meinetwegen."
Ich stehe auf und dränge mich zu den Leuten an die Bar. Vielleicht hab ich von da einen besseren Überblick und kann ihn finden.
Doch sobald ich die Bar erreiche, sitzt er schon vor mir. Vor ihm steht ein Glas mit durchsichtiger Flüssigkeit.
Oh Gott, wie viel will der Junge denn noch trinken?
Ich trete von hinten an ihn heran und höre plötzlich sein Schluchzen.
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und ich kann nicht glauben, dass er schon wieder weint.
Wie viel Leid muss er ertragen? Wann öffnet er sich endlich für mich?
Ich will ihm helfen, weil ich ihn mag und weil er es verdient hat, glücklich zu sein.
"Jisung."
Ich beuge mich zu ihm hinab und flüstere ihm ins Ohr.
Er dreht sich mit großen Augen zu mir um und versucht die Spuren seiner Tränen verschwinden zu lassen. Doch ich hab ja schon längst mitbekommen, dass er weint.
"Hey", ich lege meine Hände um sein Gesicht und gebe ihm einen sanften Kuss.
Seine Lippen schmecken süß und es fällt mir schwer mich von ihnen zu lösen.
"Soll ich dich nach Hause bringen Sungie?", frage ich und lächle ihn ermutigend an.
Er zuckt nur ergeben mit den Schultern und sein Blick wandert zu Boden.
Mein Herz zieht sich bei seinem Anblick schmerzhaft zusammen.
"Na komm. Wir gehen zusammen."
Ich greife nach seiner Hand und ziehe ihn mit mir.
Er folgt mir mit wackligen Schritten, bis wir in einem ruhigeren Teil des Clubs ankommen und ich ihn an mich ziehe. Ich lege einen Arm um seine Hüfte und stütze ihn von der Seite.
Vor dem Ausgang sehe ich die anderen Drei.
"Komm wir fahren euch", meint Changbin und wir laufen gemeinsam zu seinem Auto.
"Und Jisungs Auto?", fragt Felix und sieht auf den Wagen.
"Dann fahre ich mit Jisung und Felix in Jisung Auto. Wir sind ja zum Glück nur mit zwei Autos hier", meine ich und die anderen nicken.
Chan und Changbin steigen in das andere Auto und fahren vor zu Jisungs Wohnung.
"Soll ich fahren?", frage ich Felix und der Jüngere nickt.
Er zieht Jisung mit sich auf die Rückbank und legt seinen Kopf in seinen Schoß.
Ich setze mich hinter das Lenkrad und fahre los.
Durch den Rückspiegel beobachte ich die beiden und bekomme leichte Bauchkrämpfe, als ich sehe, wie Felix Jisung ständig durch die Haare fährt und ihm beruhigende Sachen zu murmelt, weil Jisung wieder mit weinen angefangen hat.
Ich kann kaum etwas verstehen, aber Jisung murmelt irgendwas davon, dass ES, was auch immer das ist, total weh tut und er das Gefühl hat, keine Luft mehr zu bekommen.
Felix legt seine Hand an Jisungs Wange und redet weiter auf ihn ein.
Bei ihm angekommen, steigen wir aus und fahren mit dem Fahrstuhl nach oben.
Felix zieht aus seiner Jacke einen Zweitschlüssel und öffnet uns die Tür.
Plötzlich sackt Jisung in unseren Armen zusammen und ich kann ihn gerade noch so auffangen, bevor sein Kopf gegen die Wand knallt.
"Verdammt Sungie. Hey Baby, gehts dir gut?", frage ich ihn und sehe in sein Gesicht. Seine Augen öffnen sich einen Spalt und sofort quellen dicke Tränen hervor.
"Niemand liebt mich. Niemand mag mich", jammert er und fasst um meinen Hals.
Ich schlinge meine Arme um seine schmale Taille und hebe ihn hoch. Seine Beine legen sich um meine Hüfte und er klammert sich an mich wie ein kleines Kind.
Mein Herz pocht schmerzhaft vor sich hin und ich muss selbst die Tränen unterdrücken, als ich seine zerbrechliche Statur in meinen Armen halte.
Er ist so wertvoll. Wieso muss er nur so leiden?
Ich trage ihn in sein Schlafzimmer und setze ihn auf seinem Bett ab.
Felix folgt uns schweigend.
"Wir müssen ihn ausziehen, dann kann er schlafen", meint Felix und ich nicke.
Ich löse meine Arme um Felix Taille und will einen Schritt zurück, doch Jisung klammert sich weiterhin an mich.
"Baby du musst mich los lassen. Wir wollen dich umziehen."
Jisung jammert und murmelt vor sich hin, während seine Arme an mir runter fallen.
Sein Kopf wird schwerer und es sieht so aus, als ob er plötzlich eingeschlafen wäre.
Schnell ziehe ich Jisung Schuhe und Hose aus, während Felix ihm Jacke und Oberteil auszieht. Er geht zu Jisungs Schrank und will ein Shirt raus nehmen doch ich stoppe ihn.
"Er...er schläft ohne Oberteil", meine ich und werde total rot.
Wow Minho, so unauffällig.
Felix dreht sich um und grinst mich an.
"Na gut dann lass uns gehen." Er tritt an Jisungs Bett heran und schiebt ihn unter die Decke.
Leicht streichelt er ihm sie Haare aus dem Gesicht und gibt ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn.
"Na los", er läuft zur Tür und sieht mich auffordernd an.
"Felix ich...ich würde gern hier bleiben."
Ich seh betreten auf den Boden und komme mir plötzlich unheimlich blöd vor. Felix weiß sicher genau was los ist und auch warum es Jisung so schlecht geht. Vielleicht sollte er lieber hier bleiben und auf den Kleinen aufpassen. Immerhin sind sie beste Freunde.
Aber nein. Ich will hier bleiben. Ein bestimmtes Gefühl sagt mir, dass ich hier bleiben sollte. Also werde ich das auch tun und darauf bestehen.
"Wie du willst hier bleiben?", fragt mich Felix ungläubig. Seine gerade noch sanfte Miene, verzieht sich zu einem bösen Gesicht. Seine Augen werden schmal und er mustert mich streng. Wow er kann echt ein wenig angsteinflössend sein.
"Du bist doch der Grund dafür das er weint", fährt er mich an und bringt mich damit kurzzeitig aus dem Konzept.
Ja vermutlich hat er Recht und ich bin Schuld daran, aber was hätte ich denn tun sollen? Mit ihm schlafen?
Ich will Jisung doch nicht ausnutzen, wenn er vollkommen betrunken ist.
Deswegen stöhne ich frustriert auf.
Felix ist zwar auch nur besorgt, aber ich weiß doch was ich mache. Und ich werde ihn jetzt erst recht nicht für irgendwas benutzen. Ich will nur das es ihm gut geht und ich vielleicht morgen mit ihm vernünftig reden kann. Ich will alles wieder in Ordnung bringen. Seine Abwesenheit die letzten Tage hat an mir genagt und ich konnte es kaum erwarten, ihn heute Abend zu treffen und nach seinen Andeutungen die letzten Tage, ihn auch endlich wieder Berühren zu können. Meine Finger haben aufgeregt gekribbelt, bei dem Gedanken an seine weiche Haut.
"Ich will doch nur auf ihn aufpassen", meine ich und hoffe, dass ihm das als Erklärung reicht.
Doch Felix verdreht die Augen.
"Minho lass ihn in Ruhe. Er muss sich jetzt erstmal ausruhen."
"Das weiß ich doch. Und ich werde ihn dabei auch nicht stören. Aber ich würde gern morgen mit ihm reden und mich um ihn kümmern, wenn er aufwacht und mega Kopfschmerzen hat und so."
Ich senke meinen Kopf, da meine Wangen bei meinen eigenen Worten angefangen haben zu glühen.
Ich klinge wie ein verliebter Trottel. Und das bin ich ganz sicher nicht.
Ich bin weder verliebt, noch ein Trottel.
Als ich wieder aufsehe, sieht mich Felix mit einem wissenden Schmunzeln an, was mich nun die Augen verdrehen lässt.
"Schau nicht so", flüstere ich ihm zu, da Jisung nicht aufwachen soll.
"Ich schau doch gar nicht."
Er tritt durch die Tür und läuft in den Flur. Offensichtlich ist die Diskussion beendet. Besser so.
Ich folge ihm und verabschiede mich dann von ihm.
"Dann wünsch ich euch beiden viel Spaß."
Er zwinkert mir zu
"Und auf Wiedersehen." Ich knalle ihm die Tür vor der Nase zu.
Ganz leise höre ich sein Lachen durch das dicke Holz und lehne meinen Kopf daran.
Wow was für ein Abend.
Jisung hat mich wirklich angebettelt mit ihm zu schlafen. Er wollte so sehr von mir gevögelt werden.
Scheiße, bei dem Gedanken werde ich fast sofort hart.
Ein klitzekleines bisschen wollte ich auf Jisungs Drängen eingehen. Aber ich war sicher, dass ich es bereut hätte. Auch wenn Jisung mega heiß ist und wäre es nicht sein erstes Mal, würde ich sofort mit ihm schlafen, konnte ich es nicht. Und ich bereue es auch nicht, nein gesagt zu haben.
Gott auch wenn ich erst vor kurzem noch davon geträumt habe, wie er stöhnend und schreiend unter mir liegt und seitdem bekomme ich den Gedanken auch nicht mehr aus dem Kopf, aber es wäre so falsch. Ich will ihm diese Erfahrung nicht nehmen.
Ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie an die Garderobe.
Dann wasche ich mir mein Gesicht und ziehe mich in Jisungs Zimmer aus, während ich auf seinen schlafenden Körper sehe. Er sieht unheimlich süß aus, so tief in den Kissen versunken mit einem entspannten Gesichtsausdruck.
Vorsichtig, damit ich ihn nicht wecke, krieche ich zu ihm unter die Decke und nach einigen Überlegungen ziehe ich ihn in meine Arme und kuschle mich an ihn.
Die Wärme die er ausstrahlt, zieht mich magisch an und ich werde sofort müde.
Im Halbschlaf merke ich, wie sich Jisung im Schlaf bewegt, aber nur um sich ganz nah an mich zu drücken.
Mit einem Lächeln auf den Lippen drifte ich in den Schlaf.

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt