Chapter 2

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Jisung POV

Nach dem Unterricht laufe ich gemeinsam mit Felix zu meinem Auto und wir setzen uns gemeinsam hinein. Ich stecke den Schlüssel ins Schloss, allerdings ohne den Motor zu starten.
"Wollen wir noch wo hin fahren? Ich hab noch keine Lust nach Hause zu gehen", meine ich und warte auf seine Antwort. Er kaut unruhig auf seiner Unterlippe und sieht aus dem Beifahrerfenster auf den Ausgang der Schule.
"Eigentlich wollte ich mich mit Changbin treffen, aber das kann ich danach auch noch. Schließlich sehen wir uns sowieso die ganze Zeit." Er lächelt mich freundlich an und ich kann ihm bei seinen Worten auch nur Recht geben. Schließlich wohnen sie zusammen.
Trotz das sie so jung sind, haben sie ihre eigene gemütliche Wohnung. Genauso wie ich allein wohne und auch Chan und Minho zusammen wohnen. Irgendwie ist es für uns völlig normal schon eigene kleine Wohnungen zu haben. Allerdings geht es vielen in unserem Alter so. Oft wohnen die Eltern abseits der Stadt und wollen ihren Kindern trotzdem eine Möglichkeit bieten, auf gute Schulen zu gehen. Und das möglichst ohne große Wohnungen für die ganze Familie zu mieten oder zu kaufen.
"Hat der kleine Felix etwa schon wieder Sehnsucht?"
Ich kneife ihm in seine linke Wange und schüttle seinen Kopf leicht. Er lächelt mich ironisch an, was ich nur genauso gehässig erwidern kann.
"Oder bist du geil?", frage ich und sofort verschwindet das Lächeln aus seinem Gesicht und wird ersetzt von einem geschockten Gesichtsausdruck. Sofort beginne ich zu lachen. Solche kleinen Streite sind für Felix und mich zum Glück völlig normal und wir fühlen uns nicht beleidigt. Wäre auch blöd, da wir uns schließlich schon so lang kennen.
"Das war ein Witz, Felix. Aber manchmal frage ich mich schon wie das so funktioniert. Ich meine einer von euch beiden, muss ja-"
"HEY! Das geht dich überhaupt nichts an. Such dir deinen eigenen Kerl und finds heraus." Jetzt sehe ich ihn geschockt an. Macht er Witze? Wenn ja sind sie nicht lustig.
"Bist du verrückt? Ich steh nicht auf Typen, das wäre total merkwürdig", gebe ich von mir ohne groß nachzudenken.
Als ich jedoch Felix' gekränkten Gesichtsausdruck sehe, bereue ich sofort meine Worte.
"Lixie...Tut mir leid das war dumm gesagt. Es ist natürlich nicht merkwürdig. Ich freu mich, dass ihr euch gefunden habt und mich stört das auch absolut überhaupt nicht. Das weißt du doch oder?", versuche ich ihn wieder aufzumuntern und streiche über seine schmale Schulter.
"Nein, nein schon gut, ich weiß ja das du es nicht böse meinst. Nur manchmal habe ich so große Angst zu zeigen, dass ich einen Junge liebe und mit ihm zusammen bin. Changbin ist so viel stärker und mutiger. Er tut andere Meinungen einfach ab, ohne sich darum zu kümmern. Aber ich hab Angst, dass man mich deswegen hassen wird. Ich will nicht das mich Leute einfach so hassen. Ich habe ihnen doch nichts getan", flüstert er zum Ende hin und sieht mit Tränen in den Augen zu mir auf. Sofort zieht sich mein Herz leicht zusammen. Felix Weinen zu sehen, ist als ob die Sonne aufgeben würde, jeden Tag für uns zu scheinen.
"Lixie", flüstere ich sanft und schließe ihn beruhigend in meine Arme. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und schluchzt leise.
Noch mehr als vorher schon, bereue ich jetzt meine Worte. Wieso denke ich auch nie richtig nach, wenn ich irgendwas sage?
Felix und ich sind schon so lang Freunde und fast wie Geschwister aufgewachsen. Als Felix seine Beziehung mit Changbin begannen hat, sie aber noch geheim hielt, war er oft komisch mir gegenüber und jetzt im Nachhinein weiß ich, dass er einfach Angst hatte von mir verstoßen zu werden. Doch er ist mein bester Freund und ich will einfach nur, dass er glücklich ist und solange Changbin ihn glücklich macht, werde ich mich für die beiden freuen und sie verteidigen.
Felix ist schließlich ein Sonnenschein für jeden, aber gleichzeitig auch sehr unsicher, schüchtern und sensibel. Auch wenn er es nicht zeigt, verletzen ihn solche Worte schwer und er hat sofort das Gefühl etwas schrecklich falsch gemacht zu haben. Was natürlich nie der Fall ist, aber ich glaube Felix leidet einfach unter großen Verlustängsten und der Angst von anderen Personen verstoßen zu werden. Er sieht einfach nicht, wie besonders er für uns alle ist und wie er uns oft ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
Durch Changbin hat er zum Glück einiges an Selbstbewusstsein dazu gewonnen, aber trotzdem darf man es nicht übertreiben. Wir versuchen ihn deshalb oft aus seinem kleinen Schneckenhaus hervor zu locken. Vor Changbin und mir ist er natürlich offen, aber mit anderen, hauptsächlich fremden Menschen hat er immer seine Startprobleme. Was sich vielleicht nie ganz ändern wird, aber er soll wenigstens selbstbewusst sein und wissen, wie toll er ist.
Langsam beruhigt er sich auch wieder und drückt sich etwas weg. Mit seinen kleinen Händen wischt er sich die Tränen von Gesicht und dreht sich dann beschämt weg.
Schnell fasse ich nach seinem Kinn, drehe ihn zurück, streichle ihm dann langsam über die Wange und lächle ihn aufmunternd an.
"Felix, ich verurteile dich wirklich überhaupt nicht dafür. Du liebst einen Jungen...Na und? Du liebst ihn und er dich. Und das ist das einzige was zählt okay?"
Er nickt und schaut wieder etwas glücklicher aus. Wieder ein kleiner Schritt ihm den Rücken zu stärken.
"Möchtest du, dass ich dich bei euch zu Hause absetzte?"
"Nein, nein, wir können ihn ja einfach fragen, ob er dann noch nach kommt oder?"
"Natürlich kein Problem. Dann fahren wir erst zu mir und er kann dann gern vorbei kommen."
Glücklich nickt er und beginnt eine Nachdicht an seinen Freund zu schreiben. Währenddessen starte ich den Motor, parke aus und begebe mich auf den Heimweg.

Als wir bei mir ankommen, steigen wir aus und fahren mit dem Fahrstuhl in mein kleines Apartment.
Ja, mein eigenes. Ich bezahle es zwar nicht, aber ich wohne allein. Denn wie schon gesagt, haben meine Eltern kein Geld für eine Wohnung die groß genug für alle ist und in Stadtzentrum liegt. Deshalb haben mich meine Eltern allein nach Seoul geschickt, damit ich auf diese gute Schule gehen kann.
Wie viele Jugendlich in meinem Alter genieße ich also absolute Freiheit. Trotzdem schaffe ich es zum Glück, mein Leben halbwegs strukturiert zu führen und nicht darin zu versinken. Meine guten Noten tragen zum Glück auch viel dazu bei, dass ich so viel Freiraum habe.
Allerdings besuchen mich meine Eltern immer mal am Wochenende. Oder ich komme in den Ferien vorbei und treffe auch mal wieder meinen großen Bruder. Dieser ist gerade schwer beschäftigt mit seinem Studium. Deshalb sehe ich auch ihn nur wenig.
Ein wenig vermisse ich das Familienleben manchmal, aber nur weil wir nicht ständig beieinander sind, heißt es nicht, dass wir uns voneinander entfremden oder wir uns nicht mehr ausstehen können. Unsere Familie war schon immer sehr vertraut miteinander und diese Kilometer Trennung, werden dieses Band sicher nicht zerstören.
Ich lege meinen Schlüssel und meine Jacke ab und laufe in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken.
Felix kommt aus dem Bad wieder, nachdem er seine Hände gewaschen hat und hält sich nebenbei sein Handy ans Ohr.
"Ja ich bin noch bei Jisung. Nein alles gut, mir geht es gut." Felix verdreht liebevoll die Augen.
"Ja du kannst gern vorbei kommen."
"Minho und Chan?", er sieht fragend in meine Richtung. Ich zucke nur mit den Schultern als Antwort.
"Ja klar, denke die können auch vorbei kommen." Nachdem Felix das okay für die beiden gegeben hatte, zerbeche ich mir plötzlich den Kopf darüber, wie die beiden meine Wohnung finden würden.
Chan und Minho sind bis jetzt noch kein einziges Mal bei mir gewesen und plötzlich will ich vor den beiden einen guten Eindruck hinterlassen.
Vor beiden oder nur vor einem?, flüsterte mir mein Innerstes spöttisch zu.
Ich schüttle nur mit dem Kopf und versuchte die aufkommenden Gedanken an einen gewissen Jungen zu vertreiben. Schnell sehe ich mich allerdings noch in der Küche um und obwohl alles an seinem gewohnten Platz steht, bleibe ich nervös
Felix und ich setzen uns gemeinsam vor meinen Fernseher und beginnen auf meiner Konsole etwas zu spielen. Währenddessen reden wir über verschiedene Dinge wie Schule oder unsere gemeinsame Kindheit, an die wir uns beide gern zurück erinnern.
Als es eine Stunde später an der Tür klingelt, springe ich wie von der Tarantel gestochen panisch auf und sehe mich nochmal um, ob denn auch wirklich alles an seinem Platz ist.
Felix sieht mich verwirrt an und läuft dann zur die Tür, um sie für die drei zu öffnen.
Ich stehe währenddessen nervös vor meiner Couch und wundere mich über mich selber, wo diese Nervosität her kommt.
Als Chan dann als erster den Raum betritt und Minho ihm folgt, läuft ein Schauer über meinen Rücken. Er hat sich umgezogen und sieht nun verdammt gut aus. Noch viel besser als in seiner Uniform in der Schule und selbst die sitzt perfekt an seinem wohlgeformten Körper.
Mist, woher kommen nur diese Gedanken?

Tut mir leid das dieses Kapitel nun doch etwas spät kommt, hab total verpeilt das ich das noch hochladen muss. Ich hoffe ihr könnte das verzeihen :/

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt