Chapter 100

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Jisung POV

"Ich bin so froh, dass ich mit Chan zusammen wohne. Er kann mir so viel helfen. Manchmal wäre ich ohne ihn ein wenig aufgeschmissen", sagt Minho und lächelt verschmitzt.
"Wirklich? Vorhin klang das noch ganz anders", antworte ich verwundert.
"Naja ich hab ein wenig übertrieben. Also sicher helfe ich Chan auch viel, aber er mir genauso. Es ist ein geben und nehmen."
Verstehend nicke ich.
"Und was hat mein baby den ganzen Tag lang gemacht?" Er legt einen Arm um meine Taille und zieht mich an seine Seite. Ich kichere leise, als er mir einen Kuss auf die Wange drückt.
Ein kalte Luft Böe kommt uns entgegen und ich erschaudere. Die letzten Tage ist es immer mal wieder sehr kalt geworden und auch heute hat es geregnet. Auf den Gehwegen haben sich kleine Pfützen gebildet, welchen wir beide immer wieder ausweichen müssen.
"Naja wie gesagt war ich eine Weile nicht da. Ich bin zu mir nach Hause gefahren und hab Sport gemacht. Das hab ich schon ewig nicht mehr gemacht", seufze ich.
"Na und, das brauchst du doch auch gar nicht", sagt er und lächelt mich liebevoll an.
"Du bist wunderschön so wie du bist."
Ich kichere leise da Minho so süß ist.
"Naja trotzdem wollte ich das mal wieder machen. Die Muskeln die ich habe, will ich eigentlich nicht gleich wieder verlieren."
"Verstehe. Geht mir ähnlich."
"Wann machst du eigentlich Sport? Jedes Mal wenn ich dich nackt sehe, siehst du einfach nur noch besser aus. Wie machst du das?"
Er lacht leise und schüttelt ein wenig den Kopf.
"Ich mache sobald ich allein bin Sport. Also die letzte Woche nicht, weil wir da ja nur beieinander waren, aber davor hab ich versucht immer zweimal die Woche zu machen. Wann immer ich halt Zeit hatte. Deswegen bau ich auch nicht ab, baby", sagt er und zuckt mit den Schultern. 
Ich kichere wieder und drücke mich ein wenig mehr an seine Seite.
Eine Weile laufen wir in stiller Eintracht nebeneinander und genießen den frischen Wind auf unseren Gesichtern. Ein paar Autos fahren vorbei. Ihre Lichter erleuchten die Straße und spiegeln sich zusätzlich in den vielen kleinen Pfützen. Meine Haare werden ein wenig verwirbelt und ich fasse schnell nach oben, um sie wieder glatt zu streichen.
"Hyung?", frage ich leise und werde etwas schüchtern, "was magst du am Meisten an mir? Rein äußerlich." Meine Stimme klingt ganz piepsig.
Minho dreht seinen Kopf zu mir und betrachtet mein Gesicht ein wenig nachdenklich. Seine Haare werden ebenfalls nach hinten geweht und ich kichere leise, da es so lustig aussieht. Schnell stelle ich mich vor ihn und hebe beide Arme. Vorsichtig streichle ich seine Haare zurück und sehe danach staunend in Minhos Gesicht, welches meinem nun viel näher ist. Ich kann alle kleinen Details erkennen, die langen Wimpern, die perfekt gerade Nase und seine hübschen Lippen. Er ist wunderschön. Ich kenne niemanden der so markante Gesichtszüge hat und so einzigartig ist, wie er.
Er legt seine Arme um meine Taille und umarmt mich so.
"Deine Augen und deine niedlichen Wangen", gibt er zu und kneift leicht in meine Rechte. Ich kichere auf und sehe ihm dabei unverwandt in seine Augen. Er starrt genauso zurück und lächelt mich sanft an.
"Und dein Lachen", flüstert er und zieht mich zu ihm, um mich in einen tiefen Kuss zu verwickeln.
Ich schmelze in seinen Armen und schlinge meine um seinen Hals. Doll presst er mich an ihn und krallt sich in meine Seiten.
"Verlass mich nie, ja?", fragt er mit gepresster Stimme, als wir uns wieder lösen. Verwundert sehe ich ihn an. Woher kommt denn dieser Stimmwechsel?
"Wieso sollte ich das denn machen, hyung? Ich liebe dich und ich genieße die Zeit mit dir. Ich habe nicht vor, dich zu verlassen. Du bist mir so wichtig. Denk nicht an solche Sachen, okay?"
Er nickt und zieht mich wieder in eine Umarmung. Leise höre ich ihn seufzen und muss leicht lächeln.
"Und jetzt zu dir, was liebst du-"
"Jisung? Jisung!", ruft plötzlich eine weibliche Stimme laut und unterbricht Minho. Verwundert sehen wir beide auf und schauen uns um, da wir nicht gleich erkennen können, um wen es sich handelt.
"Hier!!", ruft die Stimme wieder und eine Gestalt winkt vom anderen Straßenrand. Blinzelnd sehe ich nach drüben und versuche zu erkennen, wer mich da ruft.
"Weißt du wer das ist?", fragt mich Minho verwundert und ich schüttle sofort den Kopf. Ein Auto fährt vorbei und dann rennt das Mädchen über die Straße.
"Hey", sagt sie und umarmt mich. Verdattert bleibe ich stehe und kann die Umarmung so schnell gar nicht erwidern. Wenigstens weiß ich jetzt, wer es ist.
"Hi Minna", sage ich und klopfe ihr etwas unbeholfen auf den Rücken. Dann drückt sie mich von sich.
"Wir haben uns ja lange nicht gesehen. Du warst so lange nicht in der Schule, geht es dir gut? Ich war ein wenig besorgt", plappert sie sofort los und streichelt mir besorgt die Wange. Ich zucke zurück und mein Blick fällt auf Minho.
Mein Freund schaut Minna mit leicht zusammengekniffenen Augen an und sein ganzer Körper spannt sich an. Er scheint wohl nicht so begeistert zu sein.
"Ja mir geht es wieder gut. Ich war...krank. Ja krank, aber jetzt bin ich wieder gesund." Sofort nickt sie und legt trotzdem beide Hände auf meine Wangen. Ein leises Geräusch kommt von Minho und auch ich sehe sie mit aufgerissenen Augen an.
"Und konntest du noch alles klären? Dein kleines Problem bei Naya", fragt sie und sieht mich verschwörerisch an. Doch ich kann nur ratlos zurück sehen. Was meint sie denn?
"Welches Problem?"
"Na das mit diesem Typen...mit dem ich dich gesehen habe. Du wolltest, dass ich es niemandem erzähle, deshalb hab ich geschwiegen wie ein Grab. Aber jetzt will ich eine richtige Antwort."
Ein Licht geht mir auf und ich verstehe was sie meint. Ich nehme ihre Hände von meinen Wangen und trete einen Schritt zurück neben Minho. Sofort schlingt er seine Arme um meine Taille und zieht mich demonstrativ an seine Seite. Sein Blick liegt dabei unverwandt auf Minna und er ist immer noch genauso angespannt, das kann ich nun ganz deutlich spüren.
"Ja das Problem konnte ich klären. Das ist Minho, der Typ aus dem Gang und mein Freund", stelle ich Minho neben mir vor und lächle ein wenig unsicher.
Minnas Blick fällt zum ersten Mal auf ihn und sie scannt ihn von oben bis unten ab.
"Ah Minho...ja dich kenne ich aus der Schule. Gibt viele Geschichten über deinen Freund", sagt sie in meine Richtung und zieht eine Augenbraue hoch. Verwirrt sehe ich sie an.
"Ach ja und welche?", fragt jetzt Minho und lässt seine Stimme genauso gehässig klingen, wie er sie auch anschaut.
"Naja man ist sich immer nie so richtig sicher gewesen, ob du auf Jungs oder Mädchen stehst, weil du nie jemanden aus der Schule abgeschleppt hast, deshalb entstanden viele Geschichten. Die einen meinten du bist einfach nicht an anderen Menschen interessiert und die anderen waren der Meinung, du führst zu Hause ein wildes Sexleben, was aber zu versaut ist, als dass du jemanden aus der Schule daran teilhaben lassen willst."
Verwirrt sehe ich sie an. Davon hab ich ja noch nie was gehört. Ich hab mich auch oft gefragt, an welchem Geschlecht Minho wohl interessiert ist, allerdings hab ich nicht sowas verrücktes vermutet.
"Ich steh auf Jungs und ich führe kein verrücktes Doppelleben. Ich war einfach nie an den Luschen aus der Schule interessiert."
"Naja bis auf Jisung. Der hat dich ja wohl interessiert."
"Ja offensichtlich."
Schnell lege ich meine Hand auf Minhos und versuche ihn ein wenig zu beruhigen. Seine Stimme ist ganz kalt geworden und er faucht meine Klassenkameradin fast schon böse an.
"Ich glaube wir müssen dann auch weiter", sage ich und versuche die Situation zu retten.
"Klar ich will euch ja nicht aufhalten. Wer weiß wieviel Spaß ihr noch vor euch hat. Mit Jisung ist es ja immer besonders schön", sagt sie und zwinkert uns zu. Minho knurrt leise und sein Griff um mich verfestigt sich.
"Bis irgendwann", ruft sie und wechselt wieder die Straßenseite.
Verdutzt starre ich ihr hinterher. Was sollte dieser Auftritt bloß?
Ich dachte immer wir verstehen uns gut und jetzt provoziert sie meinen Freund.
Minho wirbelt mich herum und packt meine Schultern fest.
"Was zum Teufel meinte sie damit?", knurrt er und sieht mich mit Funken sprühenden Augen an.
"Was m-meinst du?"
"Ihre Worte zum Schluss. Das man mit dir immer besonders viel Spaß hat."
"Wir...wir...", stammelnd suche ich nach Worten.
"Was Wir?", fragt Minho laut nach und ich zucke zusammen. Verschreckt sehe ich ihn an und quietsche dann leise, als sich sein Griff um meine Schultern festigt.
"Jisung!"
"Du tust mir weh!", fauche ich ihn an und entreiße mich seinem Griff. Er blinzelt ein paar Mal verwirrt und sieht dann auf seine Hände. Dann schaut er wieder auf und sein Blick ist ganz anders als noch vor einigen Sekunden.
"Ich-...Verdammt, tut mir leid. I-ich wollte dich nicht verletzen", sagt er stotternd und sieht betreten auf den Boden.
Ich trete einen Schritt näher und hebe sein Kinn an. Kleine Tränen glitzern in seinen Augen und er sieht mich schuldbewusst an.
"Hey nicht weinen. Du hast mir nicht wirklich weh getan", beruhige ich ihn und nehme ihn in den Arm. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und schließt mich fest in seine Arme.
"Tut mir leid, das wollte ich trotzdem nicht. Ich hätte dich nicht anschreien dürfen. Ich weiß nicht, was da gerade mit mir passiert ist. Sie hat mich provoziert und ich bin so wütend geworden."
Verstehend nicke ich.
"Ich weiß auch nicht, was mit ihr los ist. Normalerweise ist sie echt nett und wir verstehen uns gut."
"Und was sollte diese Anspielung jetzt?", fragt Minho und entfernt sich wieder ein Stück um mir in die Augen zu sehen.
"Minna und ich hatten ein paar Mal was. Schließlich hatte ich vor dir auch schon ein paar kleine Begegnungen. Nur mein Arsch war jungfräulich", sage ich und ziehe eine kleine Grimasse.
Er nickt verstehend.
"Und wie oft?"
"Keine Ahnung. Immer mal auf Partys und ein Mal in der Schule. So genau kann ich mich da nicht dran erinnern. Meistens waren wir angetrunken."
Minho nickt verstehend. "Naja was auch immer. Wir hatten beide unser Leben vor uns. Da wird uns wohl immer mal die ein oder andere Begegnung über den Weg laufen", sagt Minho und zuckt mit den Schultern. Er legt seinen Arm wieder um meine Taille und wir laufen weiter. Froh, dass Minho es genauso sieht, lächle ich leicht und lege meinen Kopf auf seine Schulter.
Eine Weile laufen wir schweigend weiter und genießen die Stille um uns herum, da auch der Verkehr deutlich weniger unterwegs ist. Was kein Wunder ist, bei so später Stunde, sind die wenigsten noch unterwegs.
Nach ein paar weiteren Momenten, beginnt es plötzlich zu nieseln und wir sehen beide besorgt in den Himmel. Dieser hat sich zugezogen und dunkle Wolken türmen sich vor dem schon ebenfalls sehr nächtlich, dunklen Himmel.
"Ich glaube wir sollten uns beeilen, wenn wir nicht-" Minho bricht ab, als ein lautes Donnern ertönt und kurz darauf Sturzbäche an Wasser auf uns niederprasseln. Schnell fasst Minho meine Hand und zieht mich in einen überdachten Hauseingang.
"Verdammt, was machen wir jetzt bloß??", fragt Minho nachdenklich und beißt sich auf die Unterlippe. "Ich sollte Chan anrufen, er wird uns abholen kommen. Wir dürfen jetzt nicht krank werden. Bald sind die Prüfungen und ich will nicht, dass du deinen Besuch bei deinen Eltern absagen musst, weil du krank wirst." Sofort kramt er in seiner Jackentasche und will sein Handy hervorziehen. Doch ich stoppe seine Hand, überrascht sieht er zu mir auf.
"Lass uns doch das kleine Stück noch gehen. Wir werden schon nicht krank. Wenn wir zu Hause sind, kannst du sofort heiß duschen und ich mach uns Tee, okay?"
Minho überlegt kurz. "Aber du..."
"Keine Sorge Hyung, ich werd schon nicht krank werden", zuversichtlich lächle ich ihn an und er nickt geschlagen.
"Dann gibt mir deine Hand und setz deine Kapuze auf." Schnell ziehe ich besagte, über meinen Kopf und gebe Minho meine Hand. Er zieht mich für einen flüchtigen Kuss zu ihm und lächelt dann.
Kurz sieht er in den Himmel, zählt von drei runter und wir beginnen zu rennen. Schnell höre ich den Regen auf meine Jacke prasseln und alle anderen Geräusche erreichen meine Ohren nur noch als dumpfes Rauschen. So schnell wir können rennen wir den Gehsteig entlang und weichen jeder, gerade neu entstandenen Pfütze aus. An den Straße hält Minho an und sieht nach rechts und links. Die wenigen Autofahrer die noch unterwegs sind, winken uns alle über die Straße und wir bedanken uns flüchtig mit einem Winken.
Als mir etwas Regen ins Gesicht spritzt schreie ich erschrocken auf und Minho dreht sich sofort besorgt zu mir um. Doch ich grinse nur, da ich diese Situation gerade einfach nur sehr erheiternd finde.
Minho schüttelt grinsend seinen Kopf und zerrt mich weiter. Der Griff seiner Hand ist dabei stets fest und sobald ich ein wenig zurück hänge, festigt er diesen und zieht mich wieder ein Stück nach vorn.
Wir biegen um eine Straßenecke und stehen zum Glück vor der Haustür zu Minhos und Chans Haus. Gemeinsam drängen wir uns unter das winzige Vordach und atmen erstmal richtig durch.
Minho legt seine Arme um mich und sieht mir prüfend ins Gesicht.
"Ist dir sehr kalt?", fragt er besorgt und kramt nebenbei seinen Schlüssel hervor.
"Nö", antworte ich einfach nur, "hat doch Spaß gemacht, oder nicht?"
Minho schüttelt nur seinen Kopf als Antwort und schließt uns dann die Tür auf. Schnell treten wir in den Fahrstuhl und fahren nach oben. Im Hausflur ziehen wir unsere nassen Jacken aus und schütteln sie etwas ab, damit wir das ganze Wasser nicht gleich mit in die Wohnung nehmen.
Minho holt zwei kleine Handtücher aus dem Bad, während ich die Jacken im Wohnzimmer über die Heizungen hänge. Er reicht mir eins  der Tücher und ich beginne mir damit meine Hände zu trocknen und meine Haare etwas trocken zu rubbeln. In Minhos Zimmer ziehen wir uns beide schnell aus und hängen auch diese Sachen über die Heizung. Ich nehme mir schnell eine warme Hose und einen von seinen Sweatshirts und halte sie etwas unschlüssig in der Hand. Minho geht nur in Unterhose bekleidet ins Bad, um sich wohl zu duschen. Hungrig sehe ich ihm hinterher und kann nicht verhindern, dass mir beim Anblick seines Pos deutlich wärmer wird.
"Bis gleich, baby. Oder willst du mitkommen?", fragt Minho und bleibt in der Tür stehen. Ich sehe ihn an und überlege einen Moment. Wie gern ich jetzt mit ihm duschen gehen möchte, um dabei noch ein paar andere Dinge zu tun, doch mir fällt der müde Ausdruck in Minhos Augen auf und wie seine Schultern erschöpft nach unten hängen. Sicherlich will er sich jetzt einfach nur entspannen und sich nicht noch mehr anstrengen.
Aber vielleicht kann ich ihm auch einfach nur helfen, zu entspannen.
"Mh ja gerne. Ich war zwar heute schon mal duschen, aber noch einmal wird mir ja nicht schaden." Er nickt und geht schon mal vor.
Schnell folge ich ihm, nachdem ich die Sachen auf dem Bett abgelegt habe und schließe dann die Tür hinter mir.
Minho steigt schon in die Dusche und dreht das Wasser auf. Als ein heißer Dampf anfängt aufzusteigen, seufzt er leise und ich bestaune von außen seine schmale und doch so trainierte Figur. Schnell öffne ich die Tür noch einmal und trete dann zu ihm.
Minho lässt seinen Kopf hängen und hört mich vermutlich gar nicht, da ihm das Wasser über den Kopf und in die Ohren läuft.
Ich lege meine Arme um ihn und meinen Kopf von hinten gegen sein Schulterblatt. Schwach höre ich, trotz des Wassers, seinen gleichmäßigen Herzschlag und schließe genießend meine Augen.
Diese stillen Stunden mit Minho sind mir die wertvollsten und kostbarsten. In einem schummrigen Bad unter heißem Wasser stehen. Ohne direkt vereint zu sein und doch eine Verbindung zu spüren, die sich nicht nur durch den rein physischen Kontakt zum Ausdruck bringt, sondern durch unseren Herzschlag, welcher sich gerade beidseitig beschleunigt, sobald wir den jeweils anderen in den Arm nehmen können. 

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt