Chapter 39

3.5K 153 13
                                    

Jisung POV

Wir fahren eine Weile durch die Straßen von Seoul, wobei ich schon nach 10 Minuten die Orientierung verloren habe. Schließlich sind wir in einem Viertel, dass ich kaum kenne und mein Orientierungssinn war noch nie der beste. Kein Wunder also, dass ich so schnell den Überblick verloren habe.
Aber irgendwie stört mich das nicht.
Ich bin völlig entspannt zurück gelehnt und lausche der leisen Musik die im Radio läuft. Sie ist kitschig, aber irgendwie ist das nicht schlimm.
Minho sitzt neben mir und sieht konzentriert auf die Straße. Seine Augenbrauen ziehen sich manchmal leicht zusammen, wenn ein Auto vor uns komisch bremst.
Er sieht unheimlich sexy aus, mit einer Hand auf dem Lenkrad und die andere auf meinem Oberschenkel.
Als er die Hand da zum ersten Mal hingelegt hat, ist mein Herz fast explodiert. Ich war total aufgeregt und mein Körper hat sich angespannt. Doch jetzt hab ich mich daran gewöhnt und ich sauge jede Wärme die von seinen Finger ausgeht, in mich auf.
Mein Kopf fällt zur Seite und ich sehe auf die Gebäude die langsam vorbei ziehen.
Es wird schon langsam dunkel und doch sind die Lampen der Stadt noch nicht angegangen.
Nach weiteren 10 Minuten, in denen meine Augen immer schwerer geworden sind, verändert sich die Stadt um uns herum. Die großen Hochhäuser weichen kleineren Gebäuden, die älter aussehen.
Ich erhasche ein paar Blicke auf eine eher ländliche Umgebung.
Verwundert richte ich mich auf und blicke umher. Nach einigen Häusern verlassen wir Seoul und steuern auf eine kleine Ansammlung von Bergen zu.
Komischerweise kommt mir das überhaupt nicht bekannt vor. Obwohl ich schon einige Male verschiedene äußerste Grenzen von Seoul besucht habe, um ein wenig von dem ganzen Stadttrubel weg zu kommen. Immerhin ist dort immer etwas los, doch je länger man das Ganze erlebt, desto öfter kam der Wunsch auf, mal ein bisschen Natur und Ruhe zu bekommen.
Deswegen bin ich mit Felix schon oft an solchen Orten gewesen.
Diesen hier kenne ich aber noch nicht.
Wir fahren weiter, bis wir in einem kleinem Wald ankommen und Minho auf einen kleinen Weg abbiegt.
"Du willst mich jetzt hier aber nicht abstechen und vergraben oder?", frage ich, da das Ganze hier anfängt wie ein typischer Horrorfilm.
Er lacht und schüttelt dann den Kopf.
"Im Moment hab ich das nicht vor."
"Im Moment!?", frage ich krächzend und schlucke.
"Ich verspreche dir, dass ich mir nächstes Mal mehr Mühe gebe, wenn ich dich im Mund habe ja? Nur bitte bring mich nicht um", scherze ich und bringe ihn damit noch mehr zum lachen.
"Alles klar, die Worte merk ich mir. Da kannst du dann gleich anfangen."
Wir lachen beide.
Minho fährt etwas langsamer, da immer wieder Schlaglöcher in der Straße sind. Wir halten auf einem Waldparkplatz und steigen aus.
Es ist etwas kälter als in der Stadt, deshalb ziehe ich meinen Reißverschluss ganz hoch und verschränke die Arme vor der Brust.
"Ganz schön kalt hier draußen", meine ich mit leicht zitternder Stimme.
"Komm her du kleines Eichhörnchen", meint Minho grinsend und hält mir seine Hand hin.
Verwundert sehe ich auf diese. Bis jetzt hat er noch nie so wirklich meine Hand gehalten. Ich kann mir nur an das eine Mal erinnern, als wir auf dem Rummel waren und Minho mich hinter ihm hergezogen hat. Doch da hatten wir uns an der Hand um nicht verloren zu gehen. Hier ist das anders.
Er hält mir seine Hand an, wie bei einem Paar. Als ob wie hier als ein verliebtes Paar wären.
Ich schüttle meinen Kopf.
Solche Gedanken muss ich mir aus dem Hirn schlagen. Er will nur nicht, dass mir kalt ist. Vermutlich ist seine Hand ganz warm. Deshalb will er meine haben.
Um nicht noch länger auf seine ausgestreckte Hand zu starren, nehme ich sie einfach und unsere Finger verschränken sich wie von allein ineinander. Seine Haut ist tatsächlich angenehm warm und es kommt mir so vor, als ob ein sanftes Glühen von ihnen ausgeht, welche ein Kribbeln in meinem Körper erzeugen.
"Ich zeig dir jetzt einen sehr schönen Ort okay?", fragt er mich und sieht mich an.
Seine Augen leuchten ein bisschen aufgeregt und seine Lippen sind leicht gespalten.
Immer wieder muss ich seine Schönheit bewundern.
"Okay!", meine ich fest und wir lächeln uns an.
Ich ziehe ihn noch einmal zu mir und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen.
Sein Atem schmeckt wieder ein wenig nach Minze.
Er sieht mich kurz verdutzt an und lächelt dann schnaubend.
"Jetzt komm."
Er zieht mich in den halbdunklen Wald und wir laufen los.

Am Waldrand wachsen viele kleine Gewächse und ein paar vereinzelte Blumen die zu dieser Jahreszeit blühen.
Die Laubbäume um uns herum wiegen sich sanft im Wind und gebe ein leises Rascheln von sich.
Immer wieder hört man ein paar Vögel zwitschern und ein lauteres Rascheln im Unterholz.
Trotz der Geräusche herrscht eine friedliche und einnehmende Stille, die mich total geborgen fühlen lässt. Ein wenig Laub liegt schon und raschelt um unsere Füße herum. Der Weg, naja eher Pfad, dem wir folgen, scheint nicht oft besucht zu werden. Zwischen den Bäumen sind kleine Spinnennetze die total unberührt aussehen. Allgemein sieht alles sehr naturmäßig aus.
Keine Bäume sind markiert und nirgendwo liegt Müll oder anderes, was auf Menschen hindeuten würde.
Ein Fleck unberührte und geschützte Natur.
Immer wieder schiele ich kurz zu Minho herüber. Sein Gesicht sieht von der Seite so schön aus. Seine Lippen sind leicht geöffnet und ich kann nicht verhindern auf sie zu starren. Wie sehr ich mir wünsche, ich könnte ihn jetzt küssen. Ich wünsche mir, er würde sich zu mir umdrehen, mich gegen einen Baum presse und meine Lippen so lang küssen, bis meine Knie wacklig werden und er seine starken Arme um mich legen muss, damit ich nicht falle.
Okay meine Tagträumereien sind ein wenig verrückt. Aber sobald Minho in meiner Nähe ist, will ich ihn küssen. Mich diesen berauschenden Gefühlen hingeben und ganz von ihm eingenommen werden.
Jisung, rede ich innerlich mit mir selbst, konzentrier dich jetzt mal nicht auf deine hübsche Begleitung. Ich schüttle meinen Kopf und wende meinen Blick tatsächlich von Minho ab.
Ich schau mich wieder um und bestaune die grüne Farbe der Blätter um uns herum. Und ich bemerke erst jetzt, dass man ein ganz leises Tropfen im Wald hallen hören kann, was vermutlich daran liegt, dass es letzte Nacht etwas geregnet hat und hier noch nicht alles getrocknet ist.
Der Duft von Natur und Regen auf der ersigen Oberfläche steigt mir in die Nase und ich merke wie mein Körper sich augenblicklich entspannt.
Die Atmosphäre die hier im Wald herrscht, wirkt fast schon Wunder und sorgt dafür, dass jedes Gefühl von Stress meinen Körper verlässt. Alle Sorgen und Probleme verblassen und werden immer unwichtiger, bei dem Anblick dieser Schönheit um mich herum.
Ein leises Seufzen verlässt meine Lippen und Minho dreht seinen Kopf in keine Richtung.
"Alles okay?", fragt er mit leiser Stimme. Es ist das erste Mal, das einer von uns beiden etwas sagt.
Ich nicke nur.
"Es ist so wunderschön hier. Woher weißt du von diesem Ort?", frage ich ihn neugierig.
"Als ich kleiner war, hatten meine Eltern oft keine Zeit für mich und haben mich zu meiner Oma gegeben. Sie wohnte am Stadtrand und ist mit mir oft hier draußen gewesen. Sie hat früher in der Forstwirtschaft gearbeitet und kannte diesem Wald wie ihre Hosentaschen."
Seine Stimme hat einen melancholischen Klang, als ob ihn der Gedanken an seine Kindheit schmerzen würde. Hoffentlich ist dies nicht der Fall. Ich selber hatte eine sehr schöne Kindheit und ich wünsche mir für jedes Kind Erinnerungen an die es sich gern zurück erinnert, sobald es größer wird.
"Das klingt toll. Dann sind wir an ihrem Haus vorbei gefahren?", frage ich und hoffe nun eine Antwort auf meine Gedanken zu bekommen.
"Nein", antwortet er einfach nur mit harter Stimme und schluckt. Er sieht mich nicht an und starrt nur gerade aus.
Ich sehe auf den Boden. Ich glaube ich sollte nicht weiter nachfragen.
Also schweigen wir weiter, während Minho mich einen kleinen Pfad der noch tiefer ins Dickicht führt, führt.
Er beugt seinen Kopf unter ein paar tiefhängenden Ästen hindurch und ich folge ihm in einer ebenso gebückten Haltung.
Vor uns kann ich kaum etwas erkennen. Die Bäume stehen so dicht und ihre Äste hängen so tief, sodass jeder Blick auf das dahinter, verborgen bleibt.
Was soll's. Ich werd sicherlich gleich erfahren wo er mich hinführt.
Gerade senke ich meinen Kopf unter einem Ast hindurch als Minho vor mir stehen bleibt. Ich richte mich neben ihm auf und sehe ihn fragend an.
"Wo sind wir?", frage ich in die leicht unheimliche Stille.
Während unserer kleinen Wanderung durch den Wald ist es immer dunkler geworden und gerade das dichte Astwerk verstärkt das noch.
"An unserem Ziel", antwortet Minho bloß und schiebt ein paar Äste zur Seite. Meine Augen werden vor Aufregung immer größer und mein Herz klopft vor Nervosität.
Langsam kann Minho die Äste zur Seite biegen und dann schiebt er mich hindurch.
Was dahinter liegt, verschlägt mir doch glatt die Sprache.

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt