Chapter 49

2.8K 148 8
                                    


Chan POV

Als wir bei Jisung zu Hause ankommen, ziehe ich ihn nochmal in eine Umarmung.
Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und schluchzt noch einmal. Auf dem Heimweg sind immer wieder kleine Tränen an seinen Wangen herunter gelaufen und ich konnte nichts dagegen tun. Ich fühle mich so hilflos. Mein Herz zerreißt förmlich bei seinem Anblick.
Ich hoffte es wird ihm morgen besser gehen. Aber so wie er weint, schien es doch sehr ernst für ihn zu sein.
Der Kleine tut mir unheimlich leid.
Seitdem Changbin und Felix zusammen sind und ich die beiden Jüngeren kennen gelernt habe, hab ich sie sofort in mein Herz geschlossen. Ich bin der Älteste und obwohl wir uns noch nicht so lang kennen und sie es vielleicht auch gar nicht so sehen, fühle ich mich für sie verantwortlich. Ich will nicht, dass es ihnen schlecht geht. Sie sind noch so jung und verletzlich.
Ich hebe Jisungs Kopf an und sehe ihm in die roten Augen.
"Kleiner ganz ruhig. Du gehst jetzt hoch und legst dich schlafen okay?" Er nickt zögerlich.
"Morgen wird es etwas besser sein ja? Und du kannst mir gern schreiben oder mich anrufen wenn etwas ist ja?"
Er nickt wieder und fährt sich über die Augen. Seine verwuschelten Haare und seine roten Augen machen mir echt Sorgen. Vielleicht sollte ich da bleiben? Aber ich will mich ihm auch nicht aufdrängeln. Sicherlich will er jetzt erstmal allein sein.
"Danke Chan Hyung", meint er mit kratziger Stimme und ich lächle auf.
"Na loss ab mit dir", ich drehe ihn bestimmt zur Tür um und schiebe ihn darauf zu.
"Gute Nacht", flüstert er noch leise und verschwindet dann durch die Tür. Ich seufze auf.
Verdammt was ist nur los mit ihm?
Ich kenn ihn noch nicht so lang, aber ich bin mir sicher, dass irgendwas nicht mit ihm stimmt. Jeder ist mal traurig aus verschiedenen Gründen, aber er wirkt total fertig. Irgendwas ist vorgefallen, was er mir verheimlicht.
Ich drehe mich um und laufe nun zu meiner eigenen Wohnung, zu der ich ursprünglich unterwegs war. Jetzt ist er oben und ich kann sowieso nichts mehr machen. Ich kann nur hoffen, dass er wirklich sofort schlafen geht.

Im Treppenhaus kommt mir ein Junge entgegen, der mir verdammt bekannt vorkommt.
Er sieht aus wie einer der Jungs von Changbins und Felix' Feier. Ist das nicht sogar der, den Minho angebaggert hat.
"Hey warte mal", rufe ich laut und laufe ihm hinterher. Er bleibt stehen und sieht mich fragend an.
"Ja?", er lächelt mich an.
"Warst du nicht vorhin auch auf Felix' und Changbins Feier?"
"Ja war ich. Du etwa auch? Wohnst du bei Minho? Seid ihr zusammen?", fragt er mich gleich panisch.
"Nein keine Sorge bin ich nicht. Wir wohnen nur zusammen. Er hat keinen Freund oder eine Freundin."
"Sicher? Auf mich wirkte das anders."
"Wirklich?", frage ich erstaunt nach. Minho hat doch nichts festes im Moment. Er hat immer mal Besuch von ein paar Jungs und vereinzelt auch Mädchen, wobei sich das in letzter Zeit in Genzen hält. Tatsächlich hab ich schon seit vier Wochen niemanden mehr bei uns gesehen. Hat Minho doch was am Laufen und mir nichts davon erzählt?
"Naja so sicher bin ich mir nicht. Aber...also...als wir v-vorhin", beginnt er zu stammeln.
"Keine Sorge ich hab nichts dagegen", lache ich laut.
"Oh ehm", meint er peinlich berührt und wird rot.
"Naja also wir uns vorhin geküsst haben und so, wirkte er plötzlich total abgelenkt und nach einiger Zeit hat er aufgehört und sich bei mir entschuldigt. Er hat irgendwas davon gestammelt das es ihm leid tut, dass er mich benutzt nur um irgendjemanden zu verdrängen. Aber so ganz hab ich ihn nicht verstanden", spricht er und sieht mich erwartungsvoll an.
"Oh wirklich? Das ist seltsam. Ich weiß eigentlich immer wenn er etwas mit jemanden hat, aber das ist neu. Tut mir leid für dich."
Ich lächle ihn mitfühlend an. Eine Abfuhr ist immer blöd.
"Ach keine Sorge, ich stell mich ungern zwischen zwei Personen, deswegen war es mir auch lieber aufzuhören." Er lächelt wieder.
Wow das klingt nach einem wirklich netten Menschen.
"Na dann, ich hoffe du kommst gut nach Hause", verabschiede ich mich.
"Vielleicht sieht man sich mal", meint er und läuft weiter nach unten.
An unserer Wohnungstür angekommen, schließe ich auf und laufe nach drinnen.
Dori kommt mir sofort entgegen und streicht um meine Beine herum.
"Hallo kleine Miez", begrüße ich sie flüsternd und streichle ihren Kopf.
Ich laufe in die Küche und finde Minho am Tisch. Er hat seinen Kopf in die Hände gestützt und seufzt laut.
"Alles gut bei dir?", frage ich nach und beobachte wie sein Kopf nach oben schnippst.
"Klar wieso?", antwortet er mir viel zu schnell mit einem nervösen Unterton.
"Scheint so als ob es dir nicht so gut geht. Möchtest du darüber reden?"
"Über was denn? Es ist alles gut!" Er sieht mir entrüstet in die Augen. Ich seufze nur.
"Nicht du auch noch", gebe ich von mir und setze mich zu ihm.
"Wieso auch noch?", fragt er nach.
"Ich hab Jisung auf dem Weg getroffen."
Bei dem Namen des Jüngeren merke ich, wie sich Minho deutlich anspannt und meinen Blick noch stärker meidet.
"Und...was war mit ihm?", fragt er nach mit einem ganz minimalen besorgten Unterton.
"Er hat geweint. Er hatte sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und er roch so stark nach Rauch, das ich denke das er mindestens eine Packung aufgeraucht hatte. Seine Augen waren total rot und geschwollen und seine Finger eiskalt. Wer weiß wie lang er schon so in der Kälte umhergeirrt ist."
Geschockt schaut er auf. Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen.
"Geht es ihm jetzt besser?"
Okay seine Stimme hat definitiv einen besorgten Unterton.
"Ich weiß nicht. Er wollte mir nichts erzählen. Ich hab ihn einfach nach Hause gebracht, aber auf dem Weg hat er weiter  geweint. Bei ihm zu Hause hab ich mich dann verabschiedet und er ist nach oben in seine Wohnung verschwunden. Ich hab ihm gesagt, er soll am Besten gleich schlafen gehen. Und ich hoffe, er hat das auch gleich gemacht. Ich mach mir echt Sorgen um ihn. Er sah so fertig aus."
Ich seufze wieder auf und ziehe meine Stirn kraus.
"Wieso machst du dir denn Sorgen? Du kennst ihn doch gar nicht richtig!", gibt er mit einem vorwurfsvollen Ton von sich.
"Aber du!?", sehe ich ihn skeptisch an.
Er senkt sofort seinen Blick.
"Entschuldigung, das war nicht so gemeint. Ich mach mir auch Sorgen um ihn", gibt er ganz leise von sich.
"Ich weiß das ich ihn nicht so gut kenne. Aber ich mag ihn trotzdem und sehe in als guten Freund an. Deshalb mache ich mir Sorgen um ihn."
Er nickt verstehend.
Da steckt doch noch mehr dahinter, schießt es mir durch den Kopf. Aber das werde ich wohl nicht jetzt erfahren.
"Aber was ist jetzt mit dir? Sah es nicht so aus als ob der Abend gut für dich werden würde?" Ich sehe ihn fragend an und spiele auf den Jungen an, der mir im Treppenhaus entgegen gekommen ist.
"Ja...naja die Sache ist die...also...", er kratzt sich am Hinterkopf und sucht offensichtlich nach einer Ausrede.
"Jaaa?"
"Ich wollte nicht. Ich hatte plötzlich keine Lust mehr", gibt er nun doch halbwegs ehrlich von sich.
"Oh, ist denn irgendwas passiert?"
"Nein einfach so. Ich wollte einfach nicht."
"Okay, naja du weißt ja wenn etwas ist...", ich beende meinen Satz nicht, aber sehe ihn nur vielsagend an.
"Ja ich weiß, danke Hyung." Er lächelt mich an und lehnt sich dann erschöpft an meine Schulter. Ich streiche ihm über den Rücken und seufze innerlich.
Warum sind nur alle so stur?
Obwohl, wer weiß was sie belastet.
Ich sollte es dabei belassen und ihnen nur zeigen, dass ich immer ein offenes Ohr für sie habe.
"Lass uns schlafen gehen", flüstere ich in seine Richtung und lege meinen Kopf auf seinem ab.
Er nickt und steht dann auf.
Wie wünschen uns eine gute Nacht und gehen getrennt in unsere Zimmer.
Ein wirklich komischer Abend.
Hoffentlich geht es den beiden gut. Was auch immer sie belastet. Ich hoffe sie kommen damit klar.

Jisung POV

Nachdem mich Chan nach Hause gebracht hat, schleppe ich mich nach oben. Ich schließe meine Tür auf und laufe in meine dunkle Wohnung.
Alles ist so wie vorher.
Als ob sich nichts geändert hat. Eigentlich hat es sich ja das auch nicht. Nur für mich.
Dieser Schmerz in meiner Brust. Er ist zu einem dumpfen Pochen gewurden.
Unangenehm aber ertragbar.
Ich muss unbedingt etwas dagegen machen. Dieses Etwas darf nicht noch mehr werden. Egal ob ich ihn nur so mag oder irgendwie plötzlich Gefühle für ihn habe. Ich muss dafür sorgen, dass es weggeht.
Ich will dieses besondere Verhältnis, welches wir teilten noch eine Weile fortführen.
Ich fühle mich immerhin sehr wohl dabei.
Auch ohne diese Gefühle oder was auch immer.
Ich seufze laut auf. Dieser Abend war viel zu anstrengend für mich und ich bin total erschöpft.
Langsam schäle ich mich aus meinen Sachen und lege mich danach sofort ins Bett.
Meine Augen fallen sofort zu und brennen leicht durch das Weinen. Ich schalte alle Gedanken auf Durchzug und tauche tief in die unendliche Schwärze ein, die mich in einen hoffentlich erholsamen Schlaf zieht.
Morgen wird es besser hat Chan gesagt.
Hoffen wir, dass er Recht hat.

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt