Er sah mir tief in die Augen,bevor er sich auf die Knie fallen ließ. Mein Herz schlug schneller,ich starrte ihn an. War er gerade dabei, das zu tun,was ich denke? Aus seiner Jackettasche holte er eine kleine dunkelblaue Schachtel. Oh ja,er wollte definitiv genau das tun! Mein über alles geliebter Freund atmete noch einmal durch,dann fing er schließlich an,zu sprechen:"Johannes,ich weiß,wir sind noch gar nicht lange zusammen,dennoch will ich dich für immer an meiner Seite wissen. Du bist der Mann,mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will. Ich liebe dich einfach über alles. Darum frage ich dich hier und jetzt,willst du, Johannes Geis, mich,Sascha Riether,heiraten?" Mit diesen Worten öffnet er die Schachtel und ein schlichter,aber schöner silberner Ring kam zum Vorschein. Überglücklich und mit Tränen in den Augen fiel ich ihm um den Hals. "Ja,natürlich will ich!"
Die Kirche war wirklich voll. Alle waren da. Familie,Freunde,die gesamt Mannschaft plus Anhang und vorne,vor dem Altar, standen natürlich wir, das Brautpaar. Sascha in einem schwarzen und ich in einem weißen Anzug gekleidet und wir beide mit einem strahlendem Lächeln im Gesicht.
Das schrille Klingeln des Weckers riss mich aus dem Schlaf und damit auch aus diesem wunderschönen Traum. Mit einem genervten seufzen schaltete ich das nervige Ding aus. "...ich hasse dich Wecker." murmelte ich in die Dunkelheit "Und dich auch du dummer Realität..." Am liebsten hätte ich mich ja wieder umgedreht ,weitergeschlafen und irgendwie versucht zurück zur Hochzeit zu kommen,zurück zu meinen Sascha. Aber leider musste ich ja auch heute wieder zum Training,nur um dort mit dem Fakt konfrontiert zu werden,dass er mich lediglich in meinen Träumen liebt.
"Geisi!" Ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Ich liebte seine Stimme einfach,vor allem wenn er mich damit ansprach. Vielleicht benahm ich mich momentan wie ein verliebter Teenager. Aber erstens war ich auch noch gar nicht so lange aus dem Alter raus und zweitens hatte ich allen Grund dazu,in ihn verliebt zu sein. Ich meine,er ist perfekt,jedenfalls empfinde ich so. Doch er hatte sicherlich kein Interesse an Männern und selbst wenn,würde er sich nie in mich verlieben. Wahrscheinlich wäre ich ihm zu unreif und zu hässlich. Allein in der Mannschaft gab es schließlich viele,die um einiges besser aussahen als ich. Es würden unerwiderte Gefühle bleiben. Früher oder später würde ich wohl daran zerbrechen. Das wusste ich. Doch was sollte ich dagegen machen? Alles was mir blieb waren meine Träume.
"Ich liebe dich Johannes Geis." Diese paar Worte könnten mich so glücklich machen,wenn ich sie von Sascha hören würde. Jedoch wird dies niemals passieren,außer in meinen Träumen natürlich.
Ich hatte angefangen mich zu ritzen. Warum? Weil ich dann für kurze Zeit den unerträglichen Schmerz in meinem Herzen nicht mehr spürte. Außerdem würde mein Arm heilen,mein Herz nicht.
Jeder hat mittlerweile gemerkt,dass etwas mit mir nicht stimmte,dass ich mich verändert hatte. Sie versuchten mit mir zu reden,aber ich blockte ab. Ich weiß,sie wollten mir ja nur helfen. Doch das konnte nur einer. Sascha. Jedoch nur wenn er mich lieben würde. Darum war ich wohl hoffnungslos verloren. Das hatte ich mir selber zuzuschreiben.
Es war abends gegen 23 Uhr im Winter. Unschlüssig saß ich in der Dunkelheit auf einem Brückengeländer. Was hielt mich eigentlich noch in dieser Welt? So leicht könnte ich all mein Leiden beenden. Aber gleichzeitig würde das bedeuten,ich könnte Sascha nie wieder sehen,würde nie wieder seine Stimme hören. Dies war anscheinend das einzige,was mich am Leben hielt. Paradox,nicht? Immerhin war er erst der Grund für meinen Kummer. Warum ich ein tiefes Loch gefallen bin.
Doch bald wusste ich,was och machen würde. Ich sprang vom Geländer und lief ein wenig durch die Straßen,auf der Suche nach einer Stelle,wo etwas mehr Schnee lag. Als ich so einen Ort gefunden hatte legte ich mich in das weiße gefrorene Wasser und schloss die Augen. Ich würde das Schicksal entscheiden lassen,wie es nun mit mir weiterging.