Die pure Verzweiflung in seinen Augen. Die Frage,ob er noch lebte. Der Schmerz,als das Schwert sich durch meine Schulter bohrte. Die Erleichterung,als ich durch ihn gerettet wurde. Unsere Hinrichtung. Wie sollte ich das alles einfach vergessen? Auch wenn ich es wollte,ging mir dieser Traum nicht aus dem Kopf. Ich wollte nicht,dass er was merkte. Wollte ihm nichts davon erzählen. Es war doch nur ein Traum,warum machte es mich dann so fertig? Natürlich hätte mir klar sein müssen,dass Mesut irgendwann bemerkte,dass etwas nicht stimmte. Immerhin war ich momentan oft in meinen Gedanken versunken,zog mich wohl immer mehr zurück. Doch bisher hatte er nichts gesagt. Die Frage war nur,wie lange blieb das noch so? Und vor allem,was sollte ich ihm sagen,wenn er fragte? Wie würde er darauf reagieren?
Ein Monat war seit diesem Traum mittlerweile vergangen. Weiterhin musste ich hin und wieder an ihn denken. Irgendwie machte er mir Angst,dass dies unser Schicksal war. Zu sterben. Doch daran sollte ich einfach nicht denken. Ich sollte die Zeit mit meinem geliebten Mesut genießen. Ich sollte glücklich sein. So saßen wir auf der Couch und schauten Fernsehen,wobei ich mich an Mesut gekuschelt hatte. Er schaltete durch die Sender,um einen interessanten Film zu finden. Da blieb er auf einmal bei einer Dokumentation hängen. Eine Dokumentation über die Kreuzzüge. Als ich dies realisierte,drückte ich meinen Kopf an Mesuts Brust. Ich wollte das nicht sehen! Beruhigend strich mir mein Freund durch die Haare. "Sag mal Joshi,was ist in letzter Zeit mit dir los?" fragte er nun endlich. Dann war der Zeitpunkt also gekommen. Dennoch zögerte ich. Sollte ich es ihm wirklich erzählen? Alles? Doch genau das hatte er verdient. Die Wahrheit. Darum sah ich jetzt an und erzählte es ihm. Ich erzählte ihm von dem Traum und wie es mir danach ging. Er hörte die ganze Zeit aufmerksam zu. Als ich meine Erzählung schließlich beendet hatte,meinte er mit sanfter Stimme:"Das war doch nur ein Traum mein Engel. Obwohl ich deine Sorgen natürlich verstehen kann. Wer weiß,vielleicht war das wirklich eins unser früheren Leben. Das werden wir aber nie erfahren. Wichtig ist doch jetzt nur das hier und jetzt. Wir sind zusammen,wir lieben uns. Kein Glaubenskrieg steht zwischen uns. Lass und dies genießen." Ich lächelte und nickte leicht. Er hatte ja recht. Nichts stand zwischen uns. Weder unsere Vereine,noch unsere Freunde oder unsere Familien. Wir wurden akzeptiert. Niemand zwang uns dazu,den anderen als Feind anzusehen. Ich,nein wir,sollten das wirklich einfach genießen. Wir konnten glücklich miteinander sein.