SerIker

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Sergio und Iker sind hier keine Fußballer. Sergio ist 18 und Iker damit 23. Und es ist aus Ramos Sicht geschrieben.
Viel Spaß beim Lesen!

Es war Donnerstag und schon das zweite Mal diese Woche saß ich im abgeschlossenen Badezimmer. Ich saß auf den Boden, an die Toilette gelehnt und weinte. Beziehungsweise zuckten meine Schultern, während ich mir eine Hand vor den Mund hielt, um möglichst keine Geräusche von mir zu geben. Ja, ich versteckte mich, um zu weinen. Schließlich brauchte ich es jetzt wirklich nicht, von meinen Eltern als schwach oder Heulsuse tituliert zu werden. Meine Eltern waren doch sowieso schon Schuld daran, dass ich überhaupt hier sitze. Ok, wenn ich ehrlich bin nur mein Vater. Aber momentan fühlte ich einfach nur noch unverstanden und vor allem nicht ernst genommen. Mein Vater ist nämlich einer von den Menschen, die der festen Überzeugung sind, ihre Meinung, was sie wissen, ist richtig. Ohne wenn und aber. Das heißt, wenn er mir etwas nicht glaubt, dann kann ich ihn auch nicht vom Gegenteil überzeugen. Wenn er meint, ich bin nicht krank oder es ist nichts wozu man zum Arzt fahren muss, dann fahren wir auch nicht zum Arzt. Genau da liegt auch das Problem wenn man auf einem Dorf wohnt und auch noch keinen Führerschein hat. Man kommt echt schlecht weg. Außer mit dem Schulbus, einem Fahrrad oder halt den Eltern.  Sicher, ich könnte auch mit meiner Mutter über meine Probleme reden. Dann würde mir wenigstens eine Diskussion erspart bleiben, die eh zu nichts führt. Jedoch würde meine Mum dann wieder mit meinem Vater darüber reden, der sie dann wiederum von seiner Meinung überzeugt. Es bringt also alles rein gar nichts.
Eigentlich hatte ich mich auf diese Zeit gefreut. Ich war endlich über meine erste Trennung hinweg, war mit den Prüfungen durch und hatte jetzt ein paar Wochen frei,ehe ich mich dann an einer Uni und für einen Sommerjob bewerben musste. Doch momentan wäre ich lieber in der Schule. Genau genommen einfach weg von Zuhause. Ich glaube wirklich, meine Eltern haben keinen blassen Schimmer wie es mit geht. Ich werde es ihnen auch nicht sagen. Das würde zu nichts führen. Nicht bei meinem Vater. "Schwächling" "Du übertreibst" "Heul nicht rum" Das musste ich mir ja nun wirklich nicht anhören. Mein bester Freund hat sogar mal vermutet oder eher angedeutet das ich auch manchmal Symptome von Depressionen zeige. Ehrlich gesagt, bezweifle ich, dass das stimmt und das würde ich meinen Eltern noch weniger erzählen. Nach meinem Vater ist man an so etwas, nämlich selber Schuld.
Ich weiß nicht wie lange ich hier schon sitze, aber mittlerweile laufen keine Tränen mehr über mein Gesicht, stattdessen starre ich einfach nur ins Leere. Ich will nicht wieder daraus. Will ihnen nicht gegenüber treten. Ich wünschte wirklich, ich könnte einfach hier sitzen bleiben.

Ein Tag später saß ich nicht wieder im Badezimmer, sondern in einem kleinen Café. Meine Eltern waren nämlich einkaufen und so bin ich auch mal wieder in die Stadt gekommen und hatte jetzt gute zwei Stunden für mich. Gedankenverloren rührte ich meinem Kakao um und beobachtete die Leute um mich herum. Es waren nicht viele da. Gegenüber von mir saß eine Mutter mit ihrem Kind, ein paar Tische weiter ein junges Paar,was wieder Erinnerungen an meine erste Liebe hervorrief. Ich war wirklich glücklich mit ihr gewesen. Aber sie anscheinend nicht mit mir, sonst hätte sie mich ja wohl kaum betrogen.
"Entschuldigung? Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich zu Ihnen setzte?" holte mich eine männliche Stimme aus meinen Gedanken. Überrascht schaute ich auf. Vor mir stand ein gut gebauter Mann. Wahrscheinlich so Anfang zwanzig und circa 1,85m groß. Er trug eine schwarze Anzugshose, weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte. Die Anzugsjacke trug er im Arm. Er hatte braune Haare und einen Drei - Tage-Bart. Oder kurz gesagt er sah ziemlich gut aus. Genau deswegen fragte ich mich auch, weshalb er sich zu mir setzten wollte. Dennoch nickte ich. Der Fremde lächelte freundlich und ließ sich auf den Platz mir gegenüber nieder. Er hängte seine Jacke über den Stuhl und sah mich dann an. Sollte ich was sagen? Ihn direkt fragen, warum er hier sitzen wollte? Ach, warum mach ich mir überhaupt darüber Gedanken, im Endeffekt habe ich eh nicht den Mut dazu. Vor allem sollte ich aber auch aufhören ihn so blöd anzustarren. Also schaute ich schnell meinen Kakao an, wobei ich merkte, wie meine Wangen sich etwas rot färbten. Ja, ich war bi. Aber selbst wenn nicht, man muss blind  sein, um diesen Mann nicht in irgendeiner Form anziehend zu finden. "Du sahst traurig aus." kam es dann plötzlich von dem Fremden. Zum zweiten Mal überrascht, sah ich ihn an. Traurig? War ich das? Na ja, glücklich war ich auf jeden Fall nicht. "Ich... Ich war nur in Gedanken." erwiderte ich dann, was ja nicht gelogen war. "Oh, verstehe." erwiderte er und legte seinen Kopf leicht schief. Er schien kurz zu überlegen, bevor er wieder anfing leicht zu lächeln. "Aber wo bleiben meine Manieren. Mein Name ist Iker. Ich arbeite drüben in der Bank." Das erklärt den Anzug. Nun lächelte ich auch:"Ich bin Sergio." Wir unterhielten uns noch eine Weile, bevor Iker auf die Uhr schaute und mich entschuldigend ansah. "Meine Pause ist gleich vorbei." Ich nickte etwas traurig,lächelte dennoch freundlich:"War schön dich kennenzulernen." "Die Freude ist ganz meinerseits. Und ich hoffe das war nicht unser letztes aufeinander treffen." Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, ging er auch schon. Doch hatte ich dann auch nicht so viel Zeit über ihn nachzudenken, da meine Eltern sich kurz darauf meldeten. Es war Zeit wieder nach Hause zu fahren.

Zwei Wochen später war ich wieder in der Stadt, um meine letzten Bücher abzugeben. Das Treffen mit Iker hatte ich natürlich nicht vergessen. Immerhin war es wohl das schönste Erlebnis in den letzten zwei Wochen gewesen. Nachdem ich alles in der Schule erledigt hatte,schlenderte ich ein wenig durch die Stadt,da mein Bus erst in einer guten Stunde fuhr. Dabei kam ich auch zu der Bank, in der Iker arbeitete. Ich überlegte kurz rein zu gehen, verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder. Was sollte das denn bringen? Doch bevor ich weiter ging, öffnete sich die Tür der Bank und wer kam wohl heraus? Genau, Iker! Als ich ihn sah bekam ich kurz Panik. Wie sah das denn aus? Das ich vor der Bank lungerte, nur um ihn zu sehen? So war es ja nicht einmal, jedenfalls nicht ganz, aber was wenn er das dachte? Bis jetzt hatte er mich noch nicht gesehen, ging zu seinem Auto. Noch konnte ich also einfach gehen. "Sergio? Bist du das?" Zu spät. Schief grinsend sah ich ihn an. "Hey." Er lächelte, schmiss seine Jacke ins Auto und kam zu mir. "Schön dich zu sehen! Wie geht es dir?" "Ganz gut" Mehr oder weniger. Er nickte und deutete auf das Café, in dem wir uns begegnet waren:"Hast du Zeit für Kaffee und Kuchen?" Ich nickte:"Ja, obwohl ich Kakao ja präferiere." Diese Kommentar brachte ein leichtes Grinsen auf Ikers Gesicht:"Ich denke, das lässt sich einrichten." Und so gingen wir in das Café. Als wir dort bestellt und uns hingesetzt hatten, fragte er mich ein weiteres Mal, wie es mir geht. Was mich ehrlich gesagt, ziemlich überraschte. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihn vertrauen konnte und so begann ich zu erzählen. Er hörte aufmerksam zu. Umso mehr ich erzählte, desto mehr merkte ich, wie ich das einfach mal gebraucht habe. Leider musste ich aber auch schon, nachdem ich alles erzählt hatte, los, sonst würde ich den Bus verpassen. Iker schnappte sich eine Serviette, holte einen Kugelschreiber raus und schrieb, ehe er mir die Serviette dann überreichte. "Wenn irgendetwas ist oder du einfach nur reden willst. Du kannst mich immer anrufen oder anschreiben." Zuerst sah ich ihn nur ungläubig an, fing dann jedoch an zu lächeln. "Danke, das bedeutet mir viel."

Lange her, dass ich so einen langen OS geschrieben hab und dann mit offenen Ende😂🙈 #sorrynotsorry

Bezüglich dem Kimmich/Jule OS, wenn mir einfällt, wie ich eine Fortsetzung schreiben kann, dann mache ich es. Aber ich wollte jetzt nicht wieder eine gefühlte Ewigkeit nichts schreiben, weil mir keine Fortsetzung einfällt 😅🙊

Oneshots (boy x boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt