Marcs Sicht
Ein Schlag in den Magen,mir blieb die Luft weg. Ich sank zu Boden,sie traten weiter auf mich ein. "Dumme Schwuchtel!" "Widerwärtiger Schwanzlutscher!" "Wieso existiert so etwas wie du überhaupt?!" Nur solche Sachen wurden mir an den Kopf geworfen. Ich weinte. Bitterlich. Doch es interessierte sie kein Stück.
Das Klingeln meines Weckers holte mich jetzt zum Glück aus dem Schlaf. Immer wieder erlebte ich die Vergangenheit in meinen Träumen erneut. Wieso konnte ich nicht einfach vergessen? Ich hasste mich. Ich hatte angefangen zu glauben,was sie sagten,auch wenn ich jetzt in einem anderen Land war. Dennoch,wenn ich in den Spiegel schaute,sah ich einen widerwärtigen kleinen Mann,der es doch eigentlich gar nicht wert war zu leben. Und dann war ich natürlich auch noch verliebt. Jedoch würde ich meine Gefühle nie zugeben. Ich wollte nicht auch noch von ihm gehasst werden. Das würde mir den Rest geben.
Als ich die Kabine betrat,lagen alle Blicke auf mir,als hätten sie auf mich gewartet. Marco schenkte mir ein kleines Lächeln,welches ich automatisch erwiderte. "Ok,da nun alle da sind,kann ich es ja endlich sagen." meinte er und blickte in die Runde. Dann holte er noch einmal Luft,bevor er die Katze aus dem Sack ließ:"Ich bin schwul." Ungläubig sah ich ihn an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Einfach so? Wie konnte er das machen? Hatte er denn keine Angst? So überraschte es mich nur noch mehr,als keiner ihn beschimpfte. Nein,alle nahmen es gut auf. Wieso? Wieso war es bei mir damals anders gewesen? "Bist du denn wenigstens auch in festen Händen?" fragte Bürki nun grinsend. Jedoch schüttelte Marco den Kopf:"Nein,aber ich bin verliebt." "Uh,in wen?" fragte nun Lukasz. Alle wollte das jetzt wissen,aber Marco schwieg. Insgeheim hoffe ich,dass ich es war. Jedoch war das ziemlich unwahrscheinlich. Warum sollte er gerade mich lieben? Vielleicht lag es damals auch einfach an mir,dass ich als wiederwertig bezeichnet wurde.
Immer noch in meinen Gedanken verloren,ging ich nach dem Training zu meinem Auto. "Hey Marc,warte mal." Natürlich erkannte ich die Stimme sofort,weswegen ich auch stehen blieb. "Marco,was gibt es?" "Was dagegen,wenn ich noch mit zu dir komme und wir uns einen gemütlichen Abend machen?" fragte er. "Nein,überhaupt nicht." erwiderte ich lächelnd.
"Du Marco,kann ich dich mal was fragen?" "Sicher doch." Wir saßen mittlerweile auf der Couch und aßen Pizza,doch jetzt sah Marco mich neugierig an. "Ehm,hattest du vorhin eigentlich keine Angst? Also als du dich geoutet hast?" "Doch,klar." "Warum hast du es dann gemacht?" "Ich wollte mich nicht mehr verstecken.Dortmund ist wie eine Familie für mich,deswegen sollten sie die Wahrheit kennen." erklärte er. Ich schaute nach unten:"Verstehe." "Wieso fragst du eigentlich?" "Weil ich keine guten Erfahrungen gemacht hab...und ich dachte,vielleicht lag das auch an mir." flüsterte ich. "Was meinst du damit Marc? Willst du damit sagen,du bist auch schwul?" Ich nickte leicht:"Ja,aber ich wurde deswegen verprügelt.... Aber kein Wunder. Ich meine,schau mich an,ich bin widerwärtig..." "Was?! Marc,denk so etwas nicht! Du bist perfekt,genauso wie du bist." Mit diesen Worten,legte Marco eine Hand auf meine Wange und drehte mein Gesicht zu ihm. "Glaub mir,du bist alles andere als widerwärtig. Die,die dir das damals angetan haben,waren Idioten! Eigentlich sind solche Personen es,die widerwärtig sind. Also denk so etwas bitte nicht von dir. Du bist nämlich wunderbar. Einfach einzigartig. Einfach zum Verlieben." "Was?" überrascht sah ich ihn an. Marco lächelte leicht. "Ich liebe dich." gab er leise zu. Ich konnte das einfach nicht glauben. Passierte das gerade wirklich? "Ich...ich liebe dich auch." Als er diese Worte hörte,breitete sich ein strahlendes Lächeln auf Marcos Gesicht aus. Dann verband er unsere Lippen in einen zärtlichen Kuss.