1095 nach Christus in Clemont
"Die Stadt des Königs,im Zentrum der Welt gelegen,wird jetzt von ihren Widersachern gefangen gehalten. Sie fleht unablässig um eure Hilfe. Begebt euch also auf diesen Weg zur Vergebung eurer Sünden, unvergleichlicher Ruhm ist euch im Himmelreich gewiss!" Dies versprach uns Papst Urban der Zweite. Uns gefiel,was er sagte. Seine Argumente überzeugten. So riefen wir laut:"Deus lo vult!" Bevor der Papst seine Rede fortführte."Joshua,mein geliebter Sohn,musst du wirklich in diesen Krieg ziehen?" Deutlich sah ich die Besorgnis in den Augen meiner Mutter. "Es tut mir leid,aber ja,ich muss. Man hat uns die Vergebung unserer Sünden versprochen." "Und das ist es dir wert dein Leben zu riskieren?" fragte meine Mutter beinahe verständnislos. Ich nickte lediglich. "Was für Sünden hast du denn dann begangen?" "Eine große Mutter. Doch sorge dich nicht. Ich verspreche dir,dass ich zu dir zurück kommen werde." "Du solltest nichts versprechen,was du nicht halten kannst,mein Sohn." meinte sie und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn zum Abschied. Natürlich entgingen mir die Tränen in ihren Augen nicht.
Was für eine Sünde ich nun begangen haben soll? Ganz einfach,anscheinend konnte ich mich nicht in Frauen verlieben. Dies lag aber nicht daran,dass ich noch nicht die richtige gefunden habe,wie ich zuerst dachte,eher schien es so,als würde ich mein eigenes Geschlecht,also Männer,anziehender finden.
Der Kreuzzug war im vollem Gange. Wir kämpften erbittert gegen unsere Feinde die Muslime. So viel Blut war bereits geflossen,die Schwerter und Kleidung rot gefärbt. Wie viele Leben schon beendet? Wahrscheinlich zu viele. Aber Gott will es so,dass war es,was man uns immer wieder sagte. Immer und immer wieder.
Ich versuchte mir einen Überblick zu verschaffen. Beinahe unmöglich. Doch da sah ich einen unserer Feinde am Boden knien,seine Kopfbedeckung hatte er bereits verloren. Er schaute auf und direkt in meine Richtung. Mir stockte der Atem. In seinen Augen lag die pure Verzweiflung. In diesen wunderschönen braunen Augen. Moment,was dachte ich da? Das ist der Feind! Ein männlicher Feind! Ich wandte mich ab. Ein Kamerad würde sich sicher um ihn kümmern. Entweder dieser Mann würde sterben oder Glück haben und davon kommen.
Endlich war diese Schlacht geschlagen. Endlich Zeit zum Ausruhen. Bis jetzt hatte ich Glück gehabt und war nicht schlimm verletzt wurden. Hoffentlich blieb das so. Wie es wohl diesem Mann mit den schönen Augen ging? Lebte er noch? Er ging mir einfach nicht aus dem Kopf.
Eine weiterer Kampf war entbrannt. Dieser war schwerer als zuvor. Da erwischte mich einer,sein Schwert bohrte sich durch meine Schulter. Ich schrie auf. Wieder holte der Feind aus. Hatte nun mein letztes Stündchen geschlagen? Jedoch wurde da plötzlich laut etwas in ihrer Sprache gerufen. Mein Gegenüber hielt inne. Und da sah ich ihn. Stolz auf einem Pferd sitzen. Der Fremde mit den schönen Augen. Er sah mich an. Keine Verzweiflung,sondern purer Wille zum Sieg lag nun in seinem Blick. Der andere ließ nun von mir ab. Warum wurde ich verschont? Warum faszinierte er mich so?
Aufruhr im Lager. Wir hatten einen Gefangenen. Schnell eilte ich dorthin um zu sehen,wer es war. Als ich es aber sah,erstarrte ich. Er. Wütend und von zwei Männern festgehalten. "Er ist der Anführer eines Heeres. Mesut heißt er,das ist alles,was wir wissen." meinte Leopold. Unser Anführer nickte:"Ok,gut gemacht. Ich denke,es wird diese ungläubigen einschüchtern,wenn wir diesen hier hinrichten." Was?! Nein! "Wartet!" rief ich ohne nachzudenken. Nun lagen alle Blicke auf mir,auch seiner. "Joshua? Was soll das?" "Dieser Mann hat mein Leben verschont." meinte ich. Ungläubig zog Leopold eine Augenbraue hoch:"Das bezweifle ich. Warum sollte er das machen?" "Ich weiß es nicht,dennoch ist es so gewesen." schwörte ich. "Er ist unser Feind und wenn du das nicht auch so siehst,gehörst du wohl zu ihnen." kam es plötzlich aus der Menge. "Dann muss er auch sterben! Wir brauchen keine Ungläubigen in unserem Heer,das für Gott kämpft!" Geschockt sah ich mich um. War das deren ernst? Bitte nicht. "Nein,so ist das nicht..."versuchte ich es,jedoch war unser Anführer bereits überzeug. "Tut mir leid Joshua,aber das wird eine Warnung sein,für alle die zweifeln,für alle die es nicht ernst nehmen."
Ich riss die Augen auf,schaute mich panisch um. Ich war Zuhause im Bett. Neben mir lag Mesut und schlief seelenruhig. Es war das Jahr 2016 und ich sah es nicht als Sünde an,schwul zu sein,auch war Mesut nicht mein Feind, sondern die Liebe meines Lebens. Langsam beruhigte ich mich und kuschelte mich wieder an meinen Freund. Ob ich ihm wohl je von diesem Traum erzählen werde? Ich bezweifle es.