Kapitel 2

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Mein nerviger Bruder hat sowas von Glück am nächsten Tag von der Schule befreit zu sein, weil er die ganzen Gerüchte und Fragen nicht auf sich nehmen muss. Anders als ich.

Weshalb ich schon bei halbem Tag äußerst genervt bin und noch einige Stunden mehr von der Qual ertragen muss. Wieso musste es auch unbedingt mein Bruder sein?

Zusätzlich kommen zwei Freunde von Nate zum Ende des Tages zu mir, Keith und Frel, und fragen, ob sie ihn besuchen gehen können. Ich selbst bin zu angepisst, als das ich wieder Besuch Zuhause haben möchte und glaube, dass Nate seine jetzige Form vorerst nicht präsentieren möchte, aber genau weil es ihn stressen würde entscheide ich, dass es genau das richtige wäre. Und tatsächlich schaffen die beiden es mich während der Fahrt auf dem Zug ein wenig aufzuheitern.

"Naaate. Besuch für dich!" rufe ich durchs Haus und fange an die Treppe hochzulaufen, doch da höre ich seine Stimme von unten rechts und gehe, gefolgt von den Jungs, in die Küche, wo mein kaputer Bruder neugierig dreinschaut. "Es sind Keith und Frel." sage ich unberührt beim vorbeigehen und hole mir eine Milch aus dem Kühlschrank.

"Was? Wieso lässt du sie rein?"
"Damit du von ihnen mit Fragen durchlöchert wirst und einen Bruchteil von dem durchmachst, was ich heute in der Schule wegen dir durchmachen musste."
"Es ist doch nicht meine Schuld, dass ich verprügelt wurde." Und da hat er recht, nur ich weiß nicht, an wen ich sonst meinen Dampf ablassen soll.
"Du bist mein Bruder. Grund genug für mich." murmle ich und trinke aus der Packung, was Nate zum stöhnen bringt.
"Wie oft noch: Trinke nicht aus der Verpackung! Du bist ein besserer Junge als ich." meckert er - zum wie vielten Mal? - und begrüßt seine Freunde.

"Ich trinke sie leer. Da geht es."

"Du siehst echt übel aus. Dann ist es wohl wahr, dass du ganz schön viel einstecken musstest." höre ich Frel besorgt sagen. Ich muss mir ein Grinsen unterdrücken, weil ich weiß, wie schwer es Nates Ego getroffen haben muss.
"Ach, was. Ich finde er ist der gute Alte. Nur mit ein Paar Schrammen, nicht?" Keith klingt nicht nur übertrieben, sondern auch sein Grinsen ist es. Als auch der unerwartete harte Schlag auf Nates Rücken, der ihn kurz schmerzvoll aufbrüllen und mich die Milch ausspucken lässt. Und Keith macht natürlich nichts anderes, außer uns beide auszulachen.

"Boah, du Arsch." haucht Nate unter Schmerzen.
"Du weißt, ich habe dich lieb'." kommentiert er nur, "Kommst du Morgen wieder?"
"Ja. Jordan hat Glück, dass er nicht anwesend sein wird, sonst hätte er was erleben können." Ich rolle nur die Augen und suche mir Chips raus. "Wozu die Kopfbinde?" frage ich monoton.

"Das soll das Kühlakku auf meiner Beule halten." Wow, so schlimm. Nur zu gut, dass er nicht über jeden Schmerz bis aufs Letzte jammert. Leider ist er dafür umso besserwisserischer.
"Ich lasse euch dann mal für euch selbst." sage ich kauend und haue in mein Zimmer ab. Jetzt heißt es entspannen und fernsehen bis zum geht nicht mehr.

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