Kapitel 118

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Erschöpft richten wir uns auf, während Anna unversehrt zu Frel in die Arme geht.
Ausgelaugt schnauft Mitchel auf und lässt sich am Rande der Couch fallen. "Brook? Machst du unsere Strafgetränke?"
"Aber liebend gerne!" grinst sie schelmisch und steht schon auf.
"Ich will auch." kommt es von Keith, der ihr aufgeregt folgt.
Wieder normal atmend presse ich die Hand in meine rechte Hüfte und blicke verständnislos runter zu Laureen, die wie ein Honigkuchen grinst, während sie im Schneidersitz auf dem Boden sitzt. "Du weißt schon, dass wir gleich was ekliges trinken?" meine ich, doch sie zuckt unbekümmert die Schultern. Ellen liegt immer noch kaputt da.
Auspustend blicke ich zur Uhr auf dem Kaminsims. "He, Miti. Dein Kuchen wird bald da sein." grinse ich nun doch und sehe, wie er mich beäugt. Ein schwaches Lächeln umspielt seine Lippen.
"Du bist unmöglich, Preston." Grunzend steht er wieder auf und greift nach meiner Hand, um mich weg von der Matte zu ziehen, doch Brook und Keith halten uns auf, als sie uns allen die Becher überreichen. Oh nein...

Man schmeckt den Kirschlikör raus, als auch den kräftigen Schuss Wodka unter dem Orangensaft. Verzerrt leeren wir es, aber es ist kaum so schlimm gewesen, wie erwartet. Nur Laureens Grinsen ist abrupt verschwunden. "Ehm..." zittert ihre Stimme, als sie unkonzentriert auf einen Punkt starrt, "Wo genau ist das Bad?"
Besorgt hebe ich die Braue, doch gebe ihr die Wegbeschreibung. Wankend steht sie auf und huscht dankend an uns vorbei. Ihr Gesicht war mit einem Mal so blass geworden und so gut wie jeder weiß, was gleich mit ihr passieren wird. "Was hat sie. So schlimm war das jetzt auch nicht." murmelt Ellen leise, doch Brooks teuflisches Grinsen zeigt, dass sie etwas angestellt hat.
Mit in die Hüften gestemmten Fäusten sieht sie uns an. "Bei ihr habe ich statt dem Orangensaft seeehr viel Minzlikör genommen. Für sie ist das schlimmer, als Kirschlikör."

Selbst Mitchel macht darauf große Augen.
"Du bist die fieseste Person, der ich je begegnet bin." murmle ich sie anstarrend. Sie wirft ihr Haar zurück und lächelt charmant, aber boshaft.
"Vielen Dank."
"Ich...Ich glaube, ich sehe mal nach ihr." meine ich noch und muss aufpassen nicht aufzugrinsen - weil es schon irgendwie witzig ist -, während ich an allen vorbei zurück in den Eingangsbereich gehe, der genauso unbeleuchtet ist, wie der Gang zur Rechten, der neben den anderen Türen auch zum Bad führt. Dabei höre ich Mitchel hinter mir.
"Ich bezweifle, dass du ihr helfen kannst."

Ohne mich zu ihm umzudrehen gehe ich den dunklen Gang entlang, der nur fahles Licht durch die vielen Fenster zur linken hat, und die Schultern zucke. "Vielleicht braucht sie was."
In der Mitte angekommen, greife ich nach der Klinke der mit einem roten Blatt markierten Tür und komme darauf tatsächlich in das beleuchte Bad. Zuerst denken wir, jemand hat einfach das Licht vergessen, doch dann hört man das magenverdrehende Geräusch einer sich übergebenden Person und bleiben abrupt stehen, dass Mitchel schon in mich reinläuft. Durch das große und dunkel eingerichtete Bad blickend, entdecken wir darauf Laureen, die sich auf der linken Seite über die schwarze Toilette gebückt hat.
Erstarrt muss ich selbst gegen den Brechreiz ankämpfen, doch lege die Hand auf die Brust und beruhige mich. "Lau-Laureen? Können wir dir helfen?" frage ich durch ihre Brechattacken hindurch und bekomme ein verzerrtes "Glaub' nicht." zurück. "Ich glaube, ich bin hier gleich fertig. Mir wird jetzt schon wieder ein wenig besser, desto weniger ich davon im Bauch habe."
Einen Moment sträube ich mich und merke, wie Mitchel echt Probleme bekommt, sich bei den Geräuschen zu beherrschen.
"Brook hat dir eine andere Mische gegeben." gurgelt er bevor er sich wieder den Mund verdeckt.
Laureen atmet erschöpft aus. "Hatte ich mir irgendwie schon gedacht...Richtet der Bitch aus, dass sie bitter bezahlen wird." Sie klingt dabei viel zu friedlich und akzeptierend, als dass ich es als normal betrachten würde.
"Lass' dir erstmal Zeit. Wir...wir warten einfach solange vor der Tür auf dich." meine ich unentschlossen und sie hebt den Daumen zur Antwort.

Mit gerunzelter Stirn schließe ich die Tür und muss einen Moment gegen die letzte Übelkeit ankämpfen, bevor ich zu Mitchel sehe, der sich locker gegen das Fensterbrett gelehnt hat. "Ich bemitleide sie gerade so hart." murmle ich nur und lehne mich neben ihn auch dagegen, um meinen Hinterkopf gegen das kühle Glas zu lehnen.
"Ja, so war das mit den Beiden schon fast von Anfang an so. Laureen meint zwar immer, Rache zu nehmen, doch im Endeffekt passiert nichts."
"Ich hätte auch Angst um sie, wenn sie Brook einen üblen Streich spielen würde. Sie wäre unberechenbar." murmle ich, während ich die meterhohe Decke hinauf starre. Dabei kommt kurz ein Zwicken auf, weil ich auch an eine andere Person denken muss, die unberechenbar ist. Aber schließe unter den leichten Alkoholwellen in meinem Kopf die Augen, um das schnell zu vergessen.
"Stimmt."

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