Kapitel 61

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Siegreich lache ich mit Mitchel aus. "Wouhw! Wieder gewonnen, Preston!" klatsch er mit mir ein, nachdem wir gegen Reeven und Jordan bei COD gewonnen haben, und ich boxe ihn dafür.

"Au." kichert er nur unter meinem bösen Blick. An Mr Kornell wollte ich gerade definitiv nicht erinnert werden. Erst recht nicht nach der 5, die ich unbegründet von ihm im Test bekommen habe.

"Spielt ohne mich weiter. Ich brauche eine Pause." murmle ich darauf erschöpft und rutsche müde vom Bett, um den Raum zu verlassen. Vorsichtig schließe ich die Tür nach mir und gehe zur Linken den Flur hinunter. Ich höre noch hinter mir, wie jemand anderes aus dem Raum kommt, doch gebe dem keine Beachtung und bin schon dabei nach der Türklinke zum Bad zu greifen, als plötzlich jemand lautlos heranrast und diese selbst hinunterdrückt. Verschreckt sehe ich zur Seite. Es ist Mitchel. Doch bevor ich auch nur fragen kann, was sein Problem ist, spüre ich seine Hand an meinem Rücken die mich ins Bad drückt. Protestierend lehne ich mich dagegen, doch dafür schiebt er mich auch mit seinem Körper hinein, bis ich hineinstolpere und er die Tür hinter uns schließt. Verwirrt beobachte ich ihn. "Ehm..Was sollte das?" frage ich und er grinst, bevor er sich von der Tür abstößt und zu mir kommt. Hinterlistig grinsend beugt er sich zu mir und neigt den Kopf spielerisch. "Deine Beziehung zu Jordan letzte Zeit ist wohl sehr gut, was?"

Verdattert starre ich ihn an und kann nicht verheimlichen, dass mein Herz bei seiner Frage verrückt spielt. "Wenn du meinst. Schon." zucke ich die Schultern und hoffe, dass die Hitze auf meinen Wangen nicht zu sehen ist. Sein blödes Grinsen vertieft sich. Er greift nach meinen Haaren und fängt an mit ihnen zu spielen. "Ich weiß, dass du immer meintest, dass da nichts läuft, aber ist das noch aktuell, Liebe Haley?"

Augen verdrehend streiche ich meine Haare aus seiner Hand. "Hör' auf so kindisch zu sein, Mitchel. Und jetzt gehe bitte raus, ich hatte eigentlich etwas anderes vor, wenn du verstehst." drücke ich an seiner Brust und er stolpert widerwillig nach hinten.

"Du hast meine Frage nicht beantwortet." grinst er und lehnt sich gegen meine ausgestreckten Arme.

"Ja, es ist noch aktuell. Zufrieden? Gut! Jetzt raus hier!" sage ich nur und schubse ihn endgültig aus dem Bad. Als er schon wieder den Mund öffnet und herantreten will, knalle ich die Tür zu und schließe sie ab. Erschöpft atme ich aus und schüttle den Kopf, als ich an der Tür lehne. Er kann echt anstrengend sein.

Als ich die Tür wieder entsperre  habe ich kurz Angst, dass er wieder reinplatzt, doch auch als ich in den Flur gucke ist er nicht mehr da und ich kann erleichtert ausatmen.

Bei der Treppe höre ich, wie die Jungs wieder laut das Spiel kommentieren und muss lächeln. Ich wusste nicht, dass wir beim spielen so laut sind. Dennoch gehe ich runter und begebe mich zur Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen.

Dabei fällt mir Eric hinter der Glasscheibe auf, der mit dem Rücken zu mir auf dem Gartenstuhl sitzt und sich etwas ansieht. Ich frage mich, wie ihm nur im T-Shirt nicht kalt sein kann. Es ist zwar ein warmer Herbst, aber heute ist es dann doch etwas kühl.

Als ich an der Kücheninsel lehne und trinke fällt mein Blick wieder auf ihn, sobald meine Neugier einsetzt. Die Papiere in seinen Händen...Sie sehen genauso aus, wie die von dem Gespräch mit Jordan heute. Sie hatten wieder irgendetwas 'geplant'. Ich hatte Jordan schon mal darauf angesprochen, doch er war irgendwie verschlossen und meinte, dass es "eine Strategie zum Geld machen" ist. Natürlich bin ich da skeptisch. Ich meine, wenn er wen ausraubt, soll er es doch ruhig sagen.

Kurz schaue ich um mich und stelle sicher, dass niemand in der Nähe ist, bevor ich mich zu dem Bodenlangen Fenster nähere, an dem Eric zu sehen ist. Er sollte mich nicht bemerken, weshalb ich mich ganz nah ran stelle und ihm über die Schulter schaue. Doch ich kann nur die Stirn runzeln. Er liest irgendeinen Text mit vielen Ziffern enthalten, welchen ich nicht verstehe. Dann zieht er einer der hinteren Blätter hervor und entfaltet es. Es ist ein Grundriss eines normalen Hauses. Einige Stellen in den Räumen sind markiert und ich hebe überrascht die Brauen. Sie wollen wirklich ein Haus ausrauben. Mir wird mulmig und auch mein Bauch zieht sich bei der Realisation zusammen. Ich kann darüber hinweg sehen, aber es fühlt sich trotzdem nicht so richtig an. Seufzend trete ich vorsichtig wieder weg und stelle mein Glas in der Spüle ab, bevor ich zurück zu den Treppen gehe.

Dabei kommt mir Mitchel wieder entgegen und wir stoßen fast zusammen. "Da bist du ja. Spielst du weiter?"

Ich nicke nur.

"Okay, gut. Warte hier. Ich wollte nur kurz trinken." hebt er die Hände und ich sehe ihm nach, als er in die Küche geht.

Zufrieden grinsend öffnet er eine Coladose und schlürft beim gehen davon. "Na komm." sagt er und winkt mich beim vorbeigehen mit sich.

"Du weißt, dass Eric es hasst, wenn ihr oben trinkt, richtig?"

Er legt nur den Finger zu den Lippen und macht "Pssst. Muss er ja nicht wissen." bevor er die Treppe hochsteigt. Kopfschüttelnd folge ich ihm.

Oben öffnet er mir die Tür und gewehrt mir als erstes Einlass, um die Tür hinter uns zu schließen. Dabei treffen meine Augen auf Jordans und ich lächle begrüßend, während ich wieder auf das Bett zusteuere. "Diesmal sind wir in einem Team, Haley." sagt er und greift plötzlich nach meinem Arm, als ich aufs Bett klettern will. Dabei zieht er mich hinunter zu sich und ich verliere das Gleichgewicht, weshalb ich erschrocken mit der Seite auf seinen Schoß falle.

Mit großen Augen sehe ich zu Mitchel, der wissend grinst. Doch ich kann ihn nicht verärgert anfunkeln, weil ich viel zu überfordert bin. Zusätzlich liegt Jordans Hand auf meiner Seite und er grinst sexy zu mir herunter. "Wir werden sie definitv schlagen. Setzt dich auf." lacht er und ich brauche einen Moment, bis ich mich aufrichte.

Eigentlich dachte ich, dass ich mich neben seinem Sitzsack auf den Boden setzen soll, doch er drückt mich mit seiner Hand an meiner Thaille auf seinen Schoß, weshalb ich angespannt dasitze und gegen die wilden Schmetterlinge in meinem Bauch ankämpfen muss.

"Wo ist dein Kontroller? Ah, da." höre ich ihn sagen und die Wärme seiner Hand auf mir verlässt mich kurz, um nach diesem zu greifen und ihn mir zu überreichen.

Dankend nehme ich diesen an und weiß gerade nicht, was zu tun ist, weil ich noch nie so nah bei ihm war. Auf seinem Schoß sitzend spüre ich jede Neigung und jede Zuckung von ihm und es heitzt meinen Körper an. Als er den Arm nun um meine Mitte schlingt und mein Rücken an seinem Oberkörper lehnt damit er seinen Kontroller richtig halten kann, brennt jegliche Sicherung in mir durch.

"Dann lasst uns beginnen!" ruft er aus und legt sein Kinn auf meiner Schulter ab. Scheiße, so kann ich nicht entspannen!! Sogar sein Lachen vibriert durch meinen Körper. Sowas machen Freunde doch nicht. Inzwischen bin ich mir auch ziemlich sicher, dass zwischen mir und ihm mehr ist. Sonst würden bestimmte Berührungen zwischen uns nicht passieren. Hoffe ich jedenfalls. Ich hoffe auch, dass es nicht nur Dinge sind, die ich glauben möchte. Angespannt umgreife ich den Kontroller, doch kann mich nicht so richtig auf das Spiel konzentrieren. Denn sobald ich anfange, hinein zu kommen, spüre ich Jordans Atem an meinen Hals und werde abgelenkt. Verdammt, das halte ich doch nicht aus.. Neben dem wohligen Kribbeln und der Aufregung fängt sich noch etwas anderes in mir breit zu machen. Sehnsucht, Verwirrung und Kraftlosigkeit. Es ist nicht echt, wenn er es nicht ausspricht. Er macht mir Hoffnungen, die so stark sind, dass sie mich bei der nächsten großen Enttäuschung endgültig zerstören können. Und ich habe Angst davor. Was, wenn es ihm nicht ernst ist und er einfach nur seine Launen an mir auslässt? Aber das kann nicht sein. Wieso sonst würde er mit mir ganz normal reden und mich seinen engsten Freunden vorstellen, die nicht einmal die Jungs um uns kennen? Wieso würde er mich verschwörerisch in der Schule angrinsen, sobald sich unsere Blicke treffen? Das würde keinen Sinn ergeben. Da muss mehr sein. Gott, lass es was ernstes sein. Bald würde mein Herz etwas anderes nicht vertragen können. Ich muss es herausfinden, solange es nicht zu spät ist. Ich muss ihn klipp und klar fragen, ob er dasselbe wie ich empfindet und darf ihn nicht ausweichen lassen.

Als ich meinen Gedankengang realisiere weicht jegliches Blut aus meinem Gesicht und mein gesamter Körper fühlt sich kalt an. Ich will mich dieser Situation irgendwie nicht stellen. Aber ich muss. Es wäre das beste. Noch kann ich mich von ihm trennen, sollte es nötig sein. Noch bin ich nicht in mein altes Muster verfallen, wo ich ihm überall hin folgen möchte. Tief atme ich durch und merke, wie mein Griff um den Kontroller schwach ist. Ich kann nicht einmal die Knöpfe mehr komplett durch drücken. Gerade ist so viel in meinem Leben unklar. Wenigstens bei Jordan brauche ich Klarheit. Er ist zurzeit das wichtigste für mich. Was mir wieder Sorgen macht. Er darf noch nicht zum Mittelpunkt in meinem Leben werden. Er darf keine Macht über mich haben, wenn ich bedenke, wie schnell er mich verletzen könnte, indem er sich wieder gegen mich stellt.

"Haley, wir verlieren!" kommt es alamierend hinter mir und ich werde aus meinem Kopf gerissen, um panisch wieder ins Spiel zu steigen.

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