Unerwarteterweise ist es mein Bruder der mir nach wenigen Tagen, die nötige Ablenkung beschert. Auch wenn nicht immer freiwillig.
"Wie geht es eigentlich Keith und Frel? Ich habe von diesen Idioten schon lange nicht mehr gehört." frage ich, während wir eine Runde auf der Konsole spielen."Ganz gut." äußert er nicht ganz auf die Konversation konzentrierend, "Frel dated seit kurzem eine aus unserer Schule."
Überrascht sehe ich ihn an und ignoriere das Spiel für einen Moment. "Echt jetzt? Wen?""Keine Ahnung. Eine unter uns."
"Hm." sage ich nur. Dabei hätte ich es bei ihm nicht wirklich erwartet, dass es so früh passiert. Nicht, dass Frel kindisch ist oder so. Er ist relativ anständig. Bloß fällt er in der Schule nicht immer so auf mit seiner neutralen Miene und nicht gesprächigen Charakter. Mein Bruder und Keith sind einer der Einzigen, die ihm ein Lachen oder dummes Verhalten entlocken können. Desto schöner ist die Nachricht.
"Und Keith hat entschieden nach Neujahr ein Auslandshalbjahr in Norwegen zu machen." berichtet er und lässt mich wieder überrascht aufsehen."Dass ist in weniger als zwei Monaten!"
"Krass, oder? Aber die Zeit vergeht bestimmt schnell. So lange ist das jetzt auch nicht."Gedankenverloren muss ich nicken. "Trotzdem müssen wir gemeinsam etwas unternehmen, bevor er weg ist. Mir fehlt seine Präsenz schon."
"Gern. Vielleicht nächste Woche." gibt er nur knapp von sich und drückt wie verrückt auf dem Kontroller herum.
"Und Mitchel können wir gleich mit einladen." wage ich es. Dann wäre eine noch vertrautere Person bei mir, die mich sicherlich nicht so schnell links liegen lassen wird, wie Nate es mit seinen Freunden manchmal tut, sobald eine gewisse Zeit vergangen ist. Außerdem wäre es eine Chance, die beiden näher zu bringen.
Es dauert einen Moment bis Nate meiner Anspannung gedankenverloren ein Ende bereitet. "Wenn du meinst."Mit großen Augen sehe ich ihn an und vergesse kurz das Spiel. Ich kann nicht fassen, dass er sich so schnell dazu bereit erklärt hat. Aber umso energievoller steige ich in das Spiel zurück und kann den Tag kaum erwarten.
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Gedankenverloren sitze ich auf der einzigen freien Bank auf dem Hof und futtere ausnahmsweise mein Brot, dass ich zur Schule mitgebracht habe, und ärgere mich bei der Kälte draußen sein zu müssen. Der Himmel ist bewölkt und ich glaube, ich kann schon bald eine Winterjacke anziehen, wenn das so weiter geht. Die vielen redenden Gesichter um mich kommen mir entfremdet vor. Es ist, als wäre nie etwas passiert. Als wäre mein Außenseiterleben wieder das alte.
Dabei erblicke ich Jordan auf dem Hof und stoppe ungewollt das Kauen. Doch er sieht mich nicht. Er hat seinen Rucksack auf der einen Schulter und die eine Hand tief in der vorderen Hosentasche, während er mit schwenkenden Schultern den Hof verlässt. Seufzend schaue ich ihm hinterher. Es ist schon Freitag und ich sehe ihn gerade erst zum zweiten Mal. Es lässt mich einsam fühlen, nach der Sache am Wochenende. Fast, als hätte es ihm nichts bedeutet.
Schnell schüttle ich den Kopf und konzentriere mich auf mein Essen. Nein, ich glaube ihm. Er liebt mich.
"Mom?" es ist erst früher Nachmittag und sie säubert den Tisch nach unserem gemeinsamen Frühstück. Ich habe extra gewartet, bis Nate und Dad weg sind, um mich nun eingeschüchtert neben sie zu stellen. Bei ihr habe ich deutlich höhere Chancen, als bei Dad. Sie ist viel zu herzenslieb und entspannt, um die strenge Mutter zu spielen.
Einzelne blonde Strähnen schwanken neben ihrem zierlichen Gesicht, die sich aus ihrem lockeren Dutt gelöst haben, während sie mit einem "Ja, Schätzchen?" den Tisch von den letzten Flecken befreit.
"Ich..." nervös knete ich die Finger, "Ich wollte fragen, ob die Möglichkeit besteht, dass ..ein Freund heute vorbei kommt."
"Nein, du weißt, dass-..." abrupt stoppt sie ihre Absage gemeinsam mit ihrem wischen, um mich mit großen blauen Augen anzusehen, "Freund?" Bei diesem Wort leuchtet das Blau sogar mehr, als sonst.
"Ja, ein sehr guter Kumpel von mir, den Nate und ich auch nächste Woche mit Keith und Frel einladen wollten. Aber ich wollte ihn heute einladen, um das genauer mit ihm abzusprechen.." Unter ihrem wachsamen Blick fühle ich mich schüchtern. Im nächsten Moment kommt sie mir wieder wie ihr jugendliches Ich vor, dass sie versucht zu unterdrücken, um mir gegenüber wie eine Mutter herüberzukommen, die Erwachsen ist. Aber jeder weiß, dass sie dafür zu lebensfreudig ist.
"Wie heißt er denn?" Sie versucht ihre Neugier zu verbergen, die mit einem übertriebenen falten des Lappens in ihren Händen kommt. Ich glaube ab diesem Punkt habe ich sie an der Angel.
"Mitchel. Er geht auf meine Schule."
Überrascht hebt sie ihre feinen Brauen. "Uuuund, was wollt ihr machen?" Darauf zucke ich nur die Schultern. "Einfach abhängen." Einen Moment mustern mich ihre Augen eingehend und ich weiß ganz genau, was in ihrem Kopf abläuft, doch sage absichtlich nichts. "Naja...ehm.." verlegen sieht sie zur Seite, "Wenn ihr im Haus bleibt und.. er ganz in Ordnung ist, dann darfst du ihn einladen."
Neugierig wandern ihre Augen wieder auf meine und ich kann das fette Grinsen nicht unterdrücken. "Danke, Mom." umarme ich sie und gehe zur Treppe.
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Irresistible
Teen FictionEs dauert lange bis sich Haleys Weg wieder mit seinem kreuzt, doch wie es das Schicksal will, lernt sie alleine seinen Namen erst durch seine Verfeindung mit ihrem Bruder kennen. Seine Reaktion jedoch, als er sie sieht, ist überraschend und es folgt...