Kapitel 21

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Mitchel: Wo hast du gleich?

Verwirrt sehe ich die Nachricht an, während ich meinen Rucksack auf den Tisch sinken lasse.

Dritten Stock Raum 4. Wieso? Als daraufhin keine Nachricht kommt, beschäftige ich mich erst einmal damit auszupacken und setze mich ans Fenster, während ich meine Sachen so weit wie möglich auf den anderen Platz schiebe. Entspannt lege ich die Beine auf den Stuhl neben mir ab und überprüfe, ob mir wieder geschrieben wurde. Aber nichts. Die Stirn in Falten gelegt sehe ich unseren Chat an. Oh nein. Warte. Bevor ich wieder etwas tippen kann sehe ich ihn auch schon durch die Tür kommen und stütze mich mit dem Ellenbogen auf dem Tisch ab, um die Hand über die Augen zu legen. Ich glaube die ruhigen Tage sind um. "Nnnaa?" höre ich schon seine Stimme durch den gesamten Raum und sehe geschockt auf. "Wie gehts meiner Partnerin denn heute?" grinst er und nimmt den Rucksack ab, um sich zu setzen. Dabei zieht er den Stuhl absichtlich weit weg und bewirkt, dass meine Beine auf den Boden knallen.

"Hey!" protestiere ich, doch er sagt nichts anderes als "Danke." und macht es sich bequem. "Hach, und in der letzten Reihe tust du auch noch sitzen. Perfekt."

"Mitchel, was machst du hier?" frage ich seufzend, doch kann das Lächeln nicht ganz unterdrücken. Natürlich entgeht es ihm nicht, weshalb er sich selbstbewusst aufbaut.

"Ich habe einen Freiblock und dachte, da kann ich mal unsere nette Haley besuchen. Mit dir wird es bestimmt nicht langweilig."

"Du weißt schon, dass ich gleich englisch habe, oder?" kichere ich.

"Ja, und? Heißt doch nicht, dass du mitmachen musst. Ist eh nur dasselbe Geschwafel, wie immer." zuckt er die Schultern und fängt an energisch zu kippeln. Wieder muss ich lachen. Bei der Sache stimme ich irgendwie zu. Jedoch merke ich sofort, dass wir einige Beobachter haben.

"Und was, wenn ich einen Sitznachbarn gehabt hätte?"

"Hast du aber nicht." grinst er und schiebt meine Sachen zu mir herüber. Toll, jetzt werde ich komplett eingeengt.

Seufzend schiebe ich meine Sachen ordentlich an den Rand meiner Ecke. "Okay, einverstanden, aber nur, wenn du aufhörst so auffällig zu sein, wie jetzt."

Kurz stoppt er das kippeln und sieht mich mit einem Dein-Ernst - Gesicht an. "Süße, das geht bei mir nicht. Erst recht nicht, wenn ich dich neben mir habe." Nach einer theaterischen Pause grinst er wieder verschmitzt und wippt weiter auf seinem Stuhl.

"Hach, nenn' mich nicht 'Süße'. Und hör' auf zu kippeln! Du machst mich nervös!"


Ratet, wer in diesem Unterricht ausnahmsweise mal aufgefallen ist. Genau, ich. Und Mitchel. "Ich glaube Mrs. Evens hat bereut, dich am Unterricht teilnehmen gelassen zu haben." murmle ich amüsiert, während wir den Flur entlang laufen.

"Bitte, durch mich ist es überhaupt erst spannend geworden."

Lachend begeben wir uns auf den Hof. Auf dekorativen Steinen nehmen wir Platz und mir fällt auf, dass ich schon lange nicht mit jemanden zusammen in die Pause gegangen bin. Entspannt hole ich ein Brot aus meiner Folie, dass ich ausnahmsweise mal eingepackt habe.

"Ist das ein Schinkenbrot mit extra viel Schinken?" höre ich plötzlich Mitchel und sehe, wie er mein Brot anhimmelt.

"Jepp." grinse ich selbstzufrieden. "Anders will ich es auch nicht haben."

"Du hast einen verdammt guten Geschmack, Pri-Pra-" "Preston." sage ich mit vollem Mund und er schnippst wissend mit den Fingern. "Preston. Genau." "Aber bitte nenn' mich nicht so. Mr. Kornell verwendet ihn immer, weil er mich mit meinem dusseligen Bruder vergleicht. Ich muss dann an die ganzen Situationen denken, in denen er mich fertig macht." meine ich nach einem neuen Bissen und fege die Brotkrümmel mit der Hand von meinem Schoß. Dabei sehe ich, wie Mitchels Hand nach meinem Brot greifen möchte und hebe es ein Stück von ihm weg. "Was wird das?"

"Och bitte, Haleyy? Ich habe Hunger."

"Dann geh' dir was kaufen."

"Hab' kein Geld."

"Pech."

"Nur ein Paar Bisse. Immerhin habe ich dich letztens nach Hause gefahren." wendet er ein und sieht mich schmollend an. Verdammt! Ich seufze und reiche es ihm.

"Aber wirklich nur ein Paar Bisse." Wie ein Honigkuchen beißt er hinein und ich trinke solange etwas von meinem Wasser. Als ich fertig bin, möchte ich mein Brot zurück, doch erlebe noch, wie er sich das letzte Stück mühvoll hineinstopft. "Mitchel!!" rufe ich laut aus und er sieht mich entschuldigend, aber lachend an. Bückend hebt er unschuldig die Hände und kann vom lachen nicht mal kauen. "Du Arsch!" meine ich nur und schubse ihn fast vom Stein.

"Sorry." sagt er vom Essen gedämpft, doch hört nicht auf zu kichern.

"Maan. Das war mein einziges Essen." maule ich und lege mich frustriert über meine Beine.

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