Frustriert umgehe ich die Fragen meiner Eltern sobald ich Zuhause bin und stampfe die Treppen hoch, wo auch noch Nate mit verkreuzten Armen dasteht und mich angrinst.
"Nicht jetzt, Spacko." hauch ich und gehe müde an ihn vorbei in mein Zimmer. Beim schließen meiner Tür sehe ich noch, wie er verwirrt die Arme zu seinen Seiten streckt, aber schließe die Tür mit dem Schloss ab, um mich sofort aufs Bett zu schmeißen und ungestört Trübsal zu blasen. Alles nervt doch. Wieso reagiere ich so auf ihn? Das ist doch zum kotzen.
Überlastet drücke ich mein Gesicht in meine Laken und stöhne missmutig in sie hinein. Hör' auf zu denken. Wir wussten von Anfang an, dass das nie was wird. Also führ dich nicht so auf.
Tief durchatmend lege ich den Kopf wieder seitlich ab, wo ich mich im nächsten Moment daran erinnere, dass genau in diesem Laken Jordan mal lag. Einsam umgreife ich ein Stück davon missmutig mit meiner Hand und drücke meine Nase hinein, obwohl ich weiß, dass sein Geruch schon lange nicht mehr vorhanden ist. Ach, verdammt. Ich hasse es verliebt zu sein.
Meine Laune hält auch bis zum Montag an und ich spüre die dauerhaften Blicke von Nate auf mir. "Also, was ist am Samstag passiert, dass du so deprimiert bist?" War doch klar, dass er mich wieder durchschaut. Ich wette, er hat gewartet, bis wir im Auto sind, um mich ausfragen zu können.
"Nichts wichtiges." versuche ich locker zu wirken.
"Natürlich, Schwesterherz. Dein Bruder ist auch so dumm, um das zu glauben." gibt er sarkastisch von sich und biegt kurz darauf in die nächste Seitenstraße.
"Ja, ist halt so!" gestikuliere ich genervt, "Ich reagiere nur über. Nichts schlimmes."Abwehrend überkreuze ich meine Arme und sehe aus dem Fenster. Heute wird das Wetter wohl tatsächlich super. Vielleicht sollte man was machen. In Betracht ziehend sehe ich kurz zu meinem Bruder, der in Gedanken verloren zu sein scheint, doch wende mich genauso schnell wieder von ihm ab. Nein, er würde mich sicherlich weiter ausfragen.
"Sind deine neuen Freunde denn wenigstens in Ordnung?"
Augen verdrehend sehe ich aus der Frontscheibe. Wenigstens hier kann ich ja lügen. "Ja.""Okay, aber ich bin da falls was. Und unseren Pakt werde ich auch nie vernachlässigen. Das weißt du." meint er noch. Ja, der Pakt unter uns Geschwistern. Wir decken uns, verstecken uns und verteitigen uns gegenseitig vor unseren Eltern. Ich antworte nichts außer mit einem nicken und bewirke somit, dass keine weiteren Fragen gestellt werden, bis wir uns am Tor trennen.
Von Deutsch gelangweilt trotte ich die Treppe runter zum Hof und versuche mit trägen Augen meine Wasserflasche zu öffnen. Es kann doch nicht sein, dass uns in der Schule unnötiger Stoff beigebracht wird. Wieso wird man gezwungen etwas in seine Birne zu stopfen, obwohl man es eh nie verwenden wird. Ganz geschweige denn, das man es innerhalb von Tagen wieder vergisst.
Seufzend trete ich in den vollen Hof und schaue mich um. Wo kann ich Außenseiter mich setzen? Analysierend überblicke ich alles und möchte mich schon auf einen Stein etwas weiter weg setzen, als mich ein Mädchen aus meinem Jahrgang zu sich winkt.
Verwirrt sehe ich sie an und zeige mit hochgezogener Braue auf mich. Sie nickt lächelnd, weshalb ich ihrer wortlosen Aufforderung nachgehe.
"Haley, richtig?" fragt sie dann und auch ihre Freundin, die vor ihr sitzt, mustert mich neugierig.
"Ja, ist was los?" frage ich unsicher. Ich kenne sie. Sie und ihre Freundin sind in meinem Jahgang. Nicht die auffäligsten, außer in Mathe. Jeder zischt sie dort schon an, weil die beiden nebeneinander eine Katastrophe sind."Nein, mir ist nur aufgefallen, dass du immer irgendwie alleine bist und wollte dich mal kennenlernen. Du hast doch sicherlich nichts dagegen, oder?" Ihre grün- braunen Augen sehen mich prüfend an und sobald eine blonde Strähne vor ihr Gesicht fällt, bin ich eingeschüchtert genug und schüttle den Kopf. "Nein, natürlich nicht. Es ist nur überraschend. Wie heißt ihr?"
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Irresistible
Teen FictionEs dauert lange bis sich Haleys Weg wieder mit seinem kreuzt, doch wie es das Schicksal will, lernt sie alleine seinen Namen erst durch seine Verfeindung mit ihrem Bruder kennen. Seine Reaktion jedoch, als er sie sieht, ist überraschend und es folgt...