Kapitel 52

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In diesem Moment scheint mein Herz schneller zu gehen, als der Beat der Musik, die von drinnen zu uns gelangt. Seine Augen durchlöchern mich, ohne zu verraten, was in ihnen passiert.

Wir sehen uns eine halbe Ewigkeit an, bevor er kopfschüttelnd schnauft und dabei verachtend lächelt. Diese eine Reaktion von ihm veranlasst eine riesige Kluft durch mich hindurch aufzureißen. "Einfach so." raunt er und sieht mich mit diesem höhnischen Lächeln an, "Dachte einfach, ich kann auf diese Weise endlich die Aufmerksamkeit von dir und Mitchel nehmen."

Zitternd atme ich durch. Wow. Bis eben wusste ich nicht, dass ich richtige Hoffnungen hatte, dass er mich vielleicht auch liebt. Erst, als sie bei seinen Worten zu Boden gemetzelt wurden, sind sie mir aufgefallen. Einen Augenblick lang sehe ich ihn noch an, in der letzten Hoffnung, dass er vielleicht lügt. Aber sein arrogantes Lächeln bleibt standhaft und es lässt die Hinterseite meiner Augäpfel höllisch brennen. Ich spüre schon, wie meine Lippe sich krümmt und bemerke noch einen Hauch von Entsetzen in Jordans Zügen, bevor ich schlagartig vom Stuhl aufspringe und beschämt an seinem Blick vorbei ins Haus stürme.

Es nicht besser wissend eile ich durch das Esszimmer zu den Treppen und steige sie hinauf. Ich hätte es doch besser wissen müssen! Das Brennen in meinen Augen wird stärker und ich sehe hinunter, bis ich noch rechtzeitig eine Person vor mir auf der Treppe ausmachen kann.

Erschrocken blicke ich anhalten auf und treffe auf die verschlingenden Augen von Eric. Kurz halten wir in dieser Stellung Inne, bis ich mich räuspere. "Ehm, sorry. Ich möchte nur zum Bad." sage ich heiser und sehe peinlich berührt hinunter, um seinem fixierenden Blick zu entgehen.

"Rechts, hinterste Tür links." raunt er dunkel und leise, was mir selbst durch mein deprimiertes Gefühl eine Gänsehaut verleiht.

"Danke." krächze ich nur und habe nicht mal die Kraft mich selbst für mein verräterisches Verhalten zu hassen. Mit schnellen Hüpfern flitze ich die letzten Stufen zur oberen Etage hinauf und folge strikt seiner Wegweisung.

Zitternd, aber schwungvoll, öffne ich die weiße Tür und schließe sie direkt nach mir ab. Auch wenn eher ungeschickt.

Tief durchatmend gehe ich rückwerts einige Schritte von ihr zurück und schließe die Augen. Ich reagiere über. Wir hatten das schon mal. Er hatte direkt gesagt, nichts für mich zu empfinden. Ich war deshalb schon mal deprimiert und wollte anfangen abzuschließen. Und doch kam es anders und ich habe mir unbewusst Hoffnungen gemacht. Ausgebrannt halte ich mir den Kopf und nähere mich der luxuriösen Spüle, um mich an sie festzukrallen. Ich muss mich einfach beruhigen und dann geht das schon wieder. Tief druchatmend versuche ich meine Gedanken zu ordnen, als mir wieder das höhnische Lächeln von Jordan hervorgrufen wird und ich alleine beim Aufrufen des Gefühls, dass ich in dieser Situation gehabt hatte, unkontrolliert aufschluchze. Erschrocken schlage ich die Hand vor den Mund und schließe wieder die Augen, um mich zu sammeln. Ich sollte wirklich aufhören. Das bringt nichts. Mein Puls langsam ruhiger werdend öffne ich meine Augen und nehme erst die Hand runter, als ich mich wieder vollkommen im Griff habe. Zur Erfrischung drehe ich kraftlos den Wasserhahn auf, um meine Hände in dem kalten Strahl abzukühlen und mich frischer fühlen zu lassen. So ist's gut. Das hilft mir.

Dabei merke ich die Farbe auf meiner Handfläche und blicke in den beleuchteten Spiegel vor mir. Verdammt. Mein Lippenstift ist jetzt verwischt. Deprimiert atme ich aus und fange an, diesen zu entfernen. Der wäre eh irgendwann abgegangen..

Nach einigen Minuten fühle ich mich bereit und gehe nach einem kurzen Check im Spiegel zur Tür, um sie zu entriegeln. Beim öffnen stocke ich jedoch, als Eric direkt davor steht und mich mustert. Wieder ist es nur Still zwischen uns beim ansehen und ich kann nicht anders, als einen erhöhten Puls bei ihm zu bekommen. "Alles in Ordnung?" raunt er wieder leise und ich setze ein schwaches Lächeln auf, während ich nicke.

"Alles gut, Danke."  lispel ich, bevor ich mich an ihm vorbeizwänge, um verunsichert zu den Treppen zu gehen. Dabei spüre ich ein Brennen im Rücken und als ich in letzter Sekunde bei der Treppe wieder zu ihm sehe, kreuzen sich unsere Blicke tatsächlich. Ertappt weiten sich meine Augen und ich gehe umso schneller die Treppen hinunter.

Mittendrin stoppe ich jedoch, als ich Jordan seine Schuhe im Eingangsbereich anziehen sehe. Wohl auffällig genug, dass sich Mitchel, der bei ihm steht, zu mir dreht. "Haley!" piepst er beleidigt aus und verursacht, dass Jordan zu mir aufsieht. Aber ich sehe absichtlich nicht zu ihm. "Jordan will schon abhauen. Sag' ihm, er soll bleiben! Das geht doch nicht!"

Nun treffen unsere Blicke sich doch und mein Griff um das Treppengeländer wird ungewollt fester. Es ist, als würde er auf etwas von mir warten, aber ich kann nichts, als an seine Kälte denken, die er meinen Gefühlen über in all diesen Monaten bisher geäußert hatte. Darum zucke ich schlapp die Schultern. "Lass' ihn doch gehen, wenn er will." ächze ich desinteressiert, worauf sich Jordans Gesicht verärgert verzieht. Jedoch kriege ich nicht die erhoffte Genugtuung darauß, sondern fühle mich mieserabler. Aggressiv zieht er auch den letzten Schuh an, ohne mich auch anzusehen und zieht somit Mitchels Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er packt seine Collegejacke und stürmt zur Tür, ohne auf Mitchels Versuche zu achten, ihn beizubehalten. "Jordan-Hey. Warte doch-" redet Miti weiter auf ihn ein, doch ihm wird die Haustür von Jordan direkt vor der Nase zugeknallt und er lässt enttäuscht die Arme fallen. Mit fragendem Blick dreht er sich zu mir, doch ich zucke wieder nur die Schultern und gehe ins Esszimmer. Ich will von nun an nichts mehr mit diesem Scheiß zu tun haben. Ich will einfach nur mit meinen Freunden abhängen. Diese merken mir auch nichts von meinem Stress an und feiern hoch erfreut mit mir weiter. Jetzt brauche ich die ganzen Cocktails mehr denn je.

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