Ich schaffe das. Ich kriege das hin. Ich bin stark. Mit geballten Fäusten sitze ich mit Nate im Auto, während wir auf dem Weg zur Schule sind. Dabei ignoriere ich seinen bemitleidenden Blick von der Seite. Er hat mich natürlich vorgewarnt, so wie die Anderen, aber ich habe es einfach hingenommen. Ich habe genug Mut gesammelt, um wenigstens einen Part in der Schule zu überleben.
Mittendrin werde ich angerufen. "Ich hoffe, du bist auf dem Weg?" kommt sofort Mitchels verschlafene Stimme in mein Ohr.
"Sehr wohl." presse ich darauf die Lippen zusammen. Ich bin zwar mutig genug, zur Schule zu gehen, obwohl es Freitag ist und eigentlich mein Geburtstag, aber nervös bin ich auch.
"Gut! Sonst wärst du von der heutigen Party ausgeladen worden!" wirkt er sofort frischer und ich atme gespielt geschockt ein. "Jaja, Preston. Ich kann auch hart sein. Jedenfalls bin ich schon am Tor und warte."
"Oh...Okay, dann bis gleich." legen wir auf. Ich hätte nicht gedacht, dass er echt durchs Tor mit mir gehen will.
"Wer war das?" höre ich Nate neben mir.
Gefasst sehe ich ihn an. "Mitchel." sage ich locker und beobachte seine Reaktion. Und zwar legt sich seine Stirn in Falten, aber ich lasse mich davon nicht einschüchtern. Da ist die Sache mit Jordan schlimmer. "Wir werden uns auch gleich am Tor treffen. Nur damit du Bescheid weißt."
"Ich hätte nie gedacht, dass du mit jemanden, wie dem, befreundet sein würdest."
"Er ist nicht so, Nate. Er gibt mir mit am meisten Unterstützung und wird gleich alle Blicke für mich mit einkassieren." meine ich fester.
"Wenn du meinst. Hey, es ist dein Geburtstag. Ich werde dich heute nicht nerven."
Schief lächelnd bedanke ich mich und sehe wieder voraus.
Komischerweise hält mich Nate nach dem aussteigen auf, um mit mir zum Tor zu gehen. Verwundert sehe ich ihn an. "Du bist immer noch meine Schwester. Da bleibe ich natürlich bei dir. Hast doch dasselbe für mich getan." sagt er dunkel beim gehen.
Glücklich umarme ich ihn, ohne, dass wir stoppen, und kann nur blöd lächeln. "Danke, Nate."
"Außerdem muss ich doch aufpassen, worauf Mitchel wirklich aus ist."
Jetzt doch wieder genervt lasse ich stöhnend von ihm ab und sehe kurz darauf auch schon Mitchel. Aber mit Reeven. Verwirrt nähere ich mich ihnen, während Nate einen kleinen Abstand von uns hält. Ich umarme ihn, während Reeven uns nicht mal wirklich ansieht. Der hat natürlich kein Interesse. Wie immer. "Happy Birthday, Haley!" zerdrückt mich Miti, bevor er von mir ablässt. "Dein Geschenk bekommst du erst später." grinst er und begrüßt erst dann meinen Bruder, der es ihm kaum hörbar entgegen brummt.
Dann schnaubt Reeven plötzlich auf und wir sehen zu ihm. Er lächelt Nate schief an, als würde er sich lustig über ihn machen und ich spüre jetzt schon, wie sich der Idiot hinter mir provozieren lässt.
Mit emotionslosen Gesicht kralle ich meine Hand in dessen Brust und sage: "Reagier' doch nicht immer gleich. Reeven ist zu jedem so."
"Ich wusste nicht, dass ihr euch auch kennt." gibt er selbstgefällig ab und ich rolle die Augen.
"Durch dich ist Mitchel wieder energisch geworden, Danke." kommt es monoton von Reeven, der mich ausnahmsweise mal wieder ansieht. Doch ich hebe nur die Braue und sehe zu Miti.
"Haha, jaa. Ich hasse es so früh aufzustehen. Aber weil du ja jetzt hier bist, wird es amüsant." grinst er. Ich kann nur die Brauen zusammenziehen. Also ob das wirklich so amüsant sein wird, wage ich zu bezweifeln. Ich merke jetzt schon die wenigen Blicke an uns.
Plötzlich raschelt es auf und Reeven hält mir eine orangene Tüte hin. Misstrauisch nehme ich sie unter seinem strammen Blick entgegen und er steckt die Hände in die vorderen Hosentaschen.
Misstrauisch sehe ich in die Tüte und darf eine kleine durchsichtige Verpackung herausholen, in der ein viel zu kitschiger Cupcake steckt. Total baff sehe ich mir die Verzierungen an und kann den Mund nicht mehr schließen. Das ist sogar besser, als die Pfannkuchen mit Apfelmus, Kerze und Schlagsahne von Mom heute Morgen! Mit großen glitzernden Augen sehe ich zu Reeven, der den Cupcake in meiner Hand emotionslos betrachtet. "Dankeschön! Das ist echt lieb."
Doch er zuckt nur die Schultern und sieht weg.
"Na dann, wenn alle bereit sind, können wir jetzt hineingehen." lächelt Mitchel und hält mir seinen Arm hin.
Kurz bedenklich sehe ich diesen an, doch packe den Cupcake zurück in die Tüte und hacke mich teils unsicher bei ihm ein.
"Hey, ist doch kein Wunder, wenn alle denken, dass ihr zusammen seid." brummt Nate hinter uns und ich sehe ihn eintönig an, bevor ich ihm auch den Arm hinhalte. Natürlich lehnt er ab und will nur neben mir her laufen.
"Auf gehts in den Ruhm und das Chaos!" kommt es groß von Miti und lässt mich auflächeln. Doch schon bei den ersten Schritten merke ich das Zittern in meinen Beinen. Verdammt, das kann was werden.
Schon beim übertreten der Schwelle am Tor begehe ich mit einigen Augenkontakt. Nervös starre ich voraus und versuche so normal, wie möglich zu wirken.
"Hey, Mandy! Wie gehts?" kommt es aus Mitchel, während wir an einem blonden Mädchen vorbeigehen. Doch sie ist eher verwirrt. "Ganz ok?"
"Haha, gut so. Ahh, Jeniese. Alles gut heute?" schnippst er schon zur Nächsten beim gehen, die rote Wangen bekommt, aber es mit einem ernsten Gesicht versucht zu überspielen.
Vom Fremdschämen klatsche ich mir die Hand gegen die Stirn und will nicht mal mehr aufsehen. So geht das nämlich bis zu den Treppen, die wir alleine hinaufsteigen, weil diese eigentlich noch niemand betreten darf.
"Du bist so ein Horst, Mitchel." brummt nun Reeven hinter uns. Nate sieht auch nicht unbedingt begeistert aus.
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Irresistible
Teen FictionEs dauert lange bis sich Haleys Weg wieder mit seinem kreuzt, doch wie es das Schicksal will, lernt sie alleine seinen Namen erst durch seine Verfeindung mit ihrem Bruder kennen. Seine Reaktion jedoch, als er sie sieht, ist überraschend und es folgt...