Mir wäre das Geschirr fast aus den Händen gefallen und als er sich aufrichtet, als er mich sieht, bin ich sowieso wie erstarrt. Als ob er um's Haus gegangen ist, um sich auf die Terasse zu stellen. Während wir uns stumm durch das dicke Glas anstarren deutet er auf das Schloss und rüttelt demonstrativ daran ohne den Blick von mir zu nehmen. Es gibt nicht einmal wirklich ein Geräusch von sich, außer ein überhörbares wackeln des Gummis. Dann macht er mit der Hand eine Schlüsselbewegung. Er will, dass ich die Glastür öffne.
Von seiner Hand wieder in seine Augen blickend ordne ich mich an, total ruhig zu bleiben. Nur in deinen Träumen. Kurzzeitig bannt mich sein Blick, selbst aus der Entfernung, doch ich gebe mir einen Schubs und wende mich ab, als ich an ihm vorbei zum Esstisch gehe und das Essen darauf abstelle. Dann nehme ich die Ohrstöpsel raus und zucke fast zusammen vom dumpfen Geräusch, dass ich dafür jetzt höre.
Seelenruhig und nur mit einer leichten Gänsehaut drehe ich mich wieder zur Glasscheibe, wo Jordan mehrmals darauf schlägt, während er mich wütend ansieht. Natürlich entgeht mir nicht die rauchende Zigarette in seiner Linken.Geduldig stelle ich mich ihm gegenüber, auch wenn mit einigen Schritten Abstand. Das Licht der Wolken leuchtet hinter ihm weiter. Und obwohl es nicht zu seinem strengen Gesichtsausdruck passt, lässt es ihn dafür mit seinem breiten Körperbau wie einen Krieger in seiner Winterschlacht aussehen, der alles daran setzt zu dem durchzudringen, dass er besetzen möchte.
Er schlägt noch einige weitere Male dagegen, aber ich rede mir ein, dass er es unmöglich durchbrechen wird. Und merken tut er es auch, weshalb er mich nach einem letzten Tritt nur böse anstarrt.
Es ist irgendwie, wie ein Deja-vú. Um mich herum ist alles still, aber selbst wenn irgendetwas zu hören sein sollte, hätte ich es bestimmt nicht wahrgenommen , weil mich sein Blick gnauso sehr bannt, wie noch vor einigen Monaten. Das Aschblau verliert sich fast bei dem vielen Weiß um sich, aber schafft es trotzdem, mich ausdrucksstark anzusehen.
Zitternd atme ich durch und versuche die wieder aufwallenden Gefühle nicht zuzulassen. Er ist zu weit gegangen und das soll er spüren. Weshalb ich meinen Rücken gerade richte, während ich ebenso stark seinen Blick erwidere und sogar provokant mit den Schultern zucke. Es bewirkt, dass er seine Brauen tief zusammenzieht, doch unerwarteter Weise mischt sich ein plötzliches Leid in seine Ausstrahlung mit ein, das mich ein wenig verwirrt.
Aus dem Nichts legt er die Hand ans Glas, gefolgt von seiner Stirn, die er an dieses presst und die Augen zudrückt. Der ungeahnte Wandel seines Verhaltens lässt meine Augen groß werden, als ich beobachte, wie sich selbst seine so starken Schultern senken.Als er die Stirn wieder wegnimmt, um mich anzusehen, lässt mich das klare Bedauern in seinen Augen die Luft scharf einziehen. Sein Blick ist schon fast herzzerreißend, weshalb ich tief durchatme und die minimale Hitze hinter den Augen ignoriere.
Stumm formt er mit seinen dünnen Lippen ein Wort. Bitte. Und als ich ihm darauf wieder in die Augen sehe, flehen sie mich wirklich an.
Doch ich schüttle kaum merklich den Kopf und seine Hand rutsch enttäuscht vom Glas. Nach einem erneuten Anstarren holt er sein Handy heraus und wackelt es mit erhobenen Brauen in der Luft, bevor er darauf zeigt und dann direkt auf mich. Er will mich wieder anrufen, was.
Ich bobachte, wie er mich eingibt und das Ding ans Ohr hält, doch er merkt, dass meins immer noch auf Flugmodus ist und macht dementsprechend eine auffordernde Geste mit der Hand. Doch er beherrscht seine Wut wirklich gut.Meine wohl letzten Kräfte ausatmend, gebe ich mich geschlagen und hole mein Handy aus der Hosentasche, um es anzuschalten. Fast sofort leuchtet sein Namen zum Vibrieren auf dem Display auf und ich halte inne. Mit einem schiefen Blick gegenüber sehe ich, wie er wie die Geduld in Person dasteht und mich beobachtet, während er das Handy am Ohr hat. Kaum merklich neigt er den Kopf nach vorne, als zärtliche Aufforderung.
Wieder sehe ich auf den Display und spüre wie taub meine Hand schon ist von der Vibration. Mein Daumen schwebt die ganze Zeit über dem grünen Feld, doch ist wie erstarrt. Etwas bewegt sich sachte in mir, wie Wellen an einem ruhigen Tag am Strand, und ich weiß, dass ich mit meinen Gefühlen jetzt aufpassen muss.
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Irresistible
Teen FictionEs dauert lange bis sich Haleys Weg wieder mit seinem kreuzt, doch wie es das Schicksal will, lernt sie alleine seinen Namen erst durch seine Verfeindung mit ihrem Bruder kennen. Seine Reaktion jedoch, als er sie sieht, ist überraschend und es folgt...