Kapitel 62

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"Okay, jetzt brauche ich eine Pause. Kommt ihr mit rauchen?" legt Jordan seinen Kontroller schlapp zu Boden und umfasst darauf mit beiden Händen meine Hüften, was mich rot werden lässt. Ich halte es nicht mehr aus. Vielleicht etwas zu schwungvoll stehe ich auf und drehe mich zu ihm, um seinem verwirrten Gesichtsausdruck zu begegnen. Doch Reeven lenkt ihn mit seinem "Gern." ab.

Sie alle stehen auf und begeben sich zur Tür. Dabei legt Jordan seine Hand halb auf meine Schulter, halb auf meinen Nacken und führt mich vor ihm her, die Treppe hinunter.

In der Küche, bemerken wir dann Eric, der wohl fertig ist, sich die Pläne anzusehen, und sich einen Kaffee macht. Ihn laden sie auch ein, doch er lehnt ab, weshalb wir ohne ihn zur Terasse gehen.

"Ach, hab was vergessen. Bin gleich wieder da." murmelt Reeven und geht, solange wir schon hinaustreten und die Jungs ihre Zigaretten rausholen.

Jordan hält mir seine Packung hin, doch ich sehe sie einen Moment nur verbissen an. In letzter Zeit wollte ich aufhören. Es ist nicht gut und ich merke, dass ich gegenüber meiner Oma ein schlechtes Gewissen bekomme. Sie ist nicht strikt dagegen -selbst ihre Gäste dürfen in ihrem Garten rauchen- , aber ich kann ihr das trotzdem nicht antun. Deshalb schüttle ich auch dankend den Kopf und ernte einen verständnislosen Blick.

Verwirrt und hellwach beobachte ich, wie seine Brauen sich zusammenziehen und seine so schon strengen Züge härter werden. "Wieso nicht?"

Neben meiner selbst merke ich auch, wie Mitchel verwirrt zu sein scheint. "Weil ich irgendwie denke, dass ich das nicht tun sollte."

"Ach, auf einmal." plärrt er fast feindseelig.

"Was?" rutscht es mir leise heraus. Wieso ist er plötzlich so angepisst?

"Bei Mitchel nimmst du welche immer an, aber bei mir auf einmal nicht, oder was?"

"Was ist denn dein Problem?" frage ich.

"Dass du nie etwas von mir annimmst, aber von anderen schon. Bin ich dir etwa nicht gut genug?" mault er und wirft mich aus meiner Rolle. Ich verstehe gerade nicht, was er meint.

"Das ist es doch nicht. Ich habe nur ein schlechtes Gewissen, wenn ich das tue. Es hat nichts mit dir zu tun." lege ich meine Hände auf meine Brust.

Er nimmt eine Zigarette heraus und reicht sie mir. Verwirrt starre ich sie an. "Dann beweis' es." Mit erhobenen Brauen sehe ich zu ihm, als er das von mir verlangt.

"Dude, das kannst du doch nicht tun." redet Mitchel in die Stille hinein.

"Misch' du dich nicht ein." knurrt Jordan nur bevor er mich wieder fest ansieht. "Mach es und ich glaube dir."

Verzweifelt sehe ich ihn an, dann wieder zu der Stange an tödlichem Inhalt. Irgendwie will ich nicht, aber ihm scheint die Sache wirklich ernst zu sein. Außerdem erklärt es seine Launen über die letzten Wochen hinaus, wenn ich von jemanden etwas annehme oder von ihm ablehne. Es ist so abstrus, aber wenn es heißt, dass er mir endlich mal vertraut..

Geschlagen nehme ich es entgegen und merke eine augenblickliche Entspannung von Jordan, der mir sofort das Feuer nachreicht. "Haley, das musst du wirklich nicht tun." höre ich Mitchel neben ihm, doch schüttle den Kopf.

"Es ist schon ok." krächze ich fast und entzünde die Zigarette. Meine Lungen sind darauf nicht gefasst, weshalb ich kurz aufhuste. Ich fühle mich erstmal nicht so gut dabei, doch sobald ich in Jordans Gesicht sehe, dass wieder relativ normal aussieht, fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich hatte schon Angst, dass wir wieder streiten würden. Erschöpft setze ich mich auf den Gartenstuhl neben mir und starre blind hinaus. Irgendetwas in mir schreit im tiefsten Inneren Gefahr, doch ich spüre, wie ein Großteil von mir nicht darauf hören möchte. Versucht es auszuschließen. Es möchte einfach nur bei der Person bleiben, die es liebt und basta. Egal, was währenddessen passieren mag. Und es fühlt sich an, als würde deshalb etwas schlimmes auf mich zukommen.

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