Kapitel 82

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Und obwohl Jordan immer noch angespannt ist von meiner Bemerkung, sieht er nachdenklich zu mir, als Alex ihm einen Joint anbietet. Ich bin nicht schnell genug, um seinen Blick zu deuten, da sieht er wieder zu ihr und lehnt ab, was mich meine Augenbrauen heben lässt. Nicht nur meine, sondern auch die von Alex, die ihre blauen Haare zu einem Pferdeschwanz hat. Er nimmt nur einen Schluck von seinem Bier und beobachtet die ersten kleinen Flammen in der Lagerfeuerstelle, die bald zu einem richtigen Feuer mutieren werden. Hat er das getan, weil ich es nicht mag? Egal, was der Grund war, lehne ich sofort meinen Kopf an ihn und umarme seinen Arm, der locker die Breite einer Melone besitzt.

Und er scheint auch nicht sonderlich lange auf mich sauer zu bleiben, was mich erleichtert. Jedoch fängt er wieder damit an, eine Überzeugung zu brauchen, indem er mir Zigaretten zudrückt oder mir sogar den Wodka andreht, um danach selbst davon zu trinken. Und ich nehme es so gut ich kann an. Hauptsache er ist beruhigt. Im laufe des Abends lerne ich die anderen besser kennen. Es ist Cole, der mich diesmal überrascht. Von ihm erfahre ich, dass er es liebt zu skaten, doch durch eine fiese Verletzung am Knie vor zwei Jahren sich damit eher zurückhalten muss.

Es ist Alex, die mich nach ihm überrascht, als sie aufsteht und vorbei am Feuer, sich neben mich auf die Matratze setzt. "So, hier." reicht sie mir einen Klopfer, "Wir trinken das zusammen." Sie klingt dabei so glücklich, dass sie mir wie eine wahre Freundin vorkommt. Nach dem Klopfen haken wir uns ein und es ist Jordans Stimme, die mich kurz aus dem Moment holt.

"Du weißt, wie man sich einhakt?" Verunsichert sehe ich zu ihm und bestätige verkrümmt. Dann zieht Alex schon an mir, um endlich zu trinken. Von dem leichten brennen muss ich kurz zu ihrem fetten Grinsen aufkichern.

Es ist jedoch Jordans Arm, der sich um meine Mitte schlängelt, um mich an ihn zu schieben und sie vergrauelt. Augen rollend steht Alex wieder auf und wirft die leeren Fläschchen zurück in die Box. Bei ihr ist Jordan immer angespannt, aber nicht bei den Jungs. Nur weil sie bi ist und er es mit einem "Sie ist hinterlistig im Gegensatz zu Cole und Ian." erklärt hat. Er denkt, dass ich mich nicht wehren würde. Was vielleicht nicht komplett gelogen ist, wenn ich bedenke, wie überfordert ich sein würde, sollte sie mich tatsächlich küssen. Wieder hält er mir die Wodkaflasche hin und ich nehme sie wohlig Grinsend entgegen. Sobald man anfängt zu trinken, kann man nicht mehr aufhören. Und das macht sich einige Zeit später bemerkbar. Das Feuer ist mit der Zeit kleiner geworden und doch ziehe ich hier und da die Beine weg, aus Angst sie könnten von den Funken verbrannt werden, die jetzt drei mal so groß, als zuvor aussehen. Kurz zittere ich auf und kutte mich mehr in meinen Mantel ein, der für die Nacht definitv zu dünn ist.

"Kalt?" raunt mir Jordan entgegen und ich brauche nicht einmal zu riechen, um zu wissen, dass er auch schon relativ angetrunken ist. Als ich nicke, nimmt er mich in eine tiefere Umarmung und reibt mir den Arm. "Willst du vielleicht nach Hause? Es ist schon weit nach Null."

Ich brauche ein wenig, bis ich seine Frage richitg auffassen kann und kann selbst dann nur nicken. Gut zuredend hilft er mir auf und verkündet den anderen unseren Abgang. "Man, Jordan!" ruft Alex betrunken aus, "Seit Haley gehst du immer so früh weg! Damals haben wir bis zum Sonnenaufgang hier gesessen." meckert sie, aber kann das Lächeln nicht unterdrücken.

Komischerweise muss ich davon unkontrolliert auflachen und fange an zu stolpern. Knapp an den Flammen vorbei falle ich auf den Boden, aber stoße dafür mit dem Schuh gegen einen Holzpfahl im Feuer, wodurch mehrere Funken, wie in einer Explosion, in den Himmel fliegen. Hektisch dreht sich Jordan zu mir, um mein Bein vom Feuer wegzustoßen und mich holbrig wieder aufzustellen. "Er muss auf sie aufpassen." höre ich Cole währenddessen beruhigt sagen.

Alles dreht sich und diesmal ist es stärker, als den einen Tag am See. Mich noch orientierend, lasse ich mich von Jordans Händen um mich durch die Steppenlandschaft führen. "Vorsicht. Kaktus." höre ich ihn brummen und stolpere kurz von ihm weg, was ausreicht, um mein Gleichgewicht erneut zu verlieren. Schnell zieht er mich wieder zu sich und ich pralle gegen seine steinerne Brust beim gehen.

"Verdammt, Jordan..So kann ich doch nimmer nach Hause kommen."

Einen Moment bleibt es still. Ich erwarte nicht einmal, dass er antwortet. "Du kannst auch zu mir, wenn dir das lieber ist."

Kurz durch meinen Schleier kommend sehe ich ihn überrascht an. "Zu dir?" lalle ich mit großen Augen. Sein Griff um mich wird stärker, während er angespannt auf den Boden Ausschau hält.

"Ja. Dann musst du dir den Stress nicht machen, dich an deinen Eltern vorbeizuschleichen."

Das vertraute Ziehen in meinem Bauch macht sich bemerkbar und ich schlucke. Dabei stolpere ich wieder. Aber genau wegen meines angetrunkenen selbst besitze ich sogut wie keine Hemmung bei meiner Meinung. "Gerne." sage ich nur und hoffe, meine Stimme ist von der Aufregung nicht piepsig.

Es dauert bis der Bus kommt und desto mehr Zeit verstreicht, desto weniger kann ich Geduld bewahren. Ich versuche sogar so schnell es geht nüchtern zu werden, um alles gut auffassen zu können, sobald wir bei ihm sind. Und in der Stille flehe ich das Schicksal an, diesmal nichts passieren zu lassen, dass uns wieder abhalten könnte zu ihm zu gehen. "Und mit deinen Eltern ist es wirklich ok?" wird mein Griff stärker um seine Hand.

"Ja. Sie werden von deiner Anwesenheit schon nichts bemerken. Erst recht, wiel meine Mom seit kurzem Schlaftabletten verwendet und mein Dad wie ein Stein schläft. Erst recht, wenn er sich betrunken hat." murmlet er.

Ich nicke nur stumm, weil ich dazu nichts sagen kann und lege meinen schweren Kopf auf seine Schulter. Dadurch blickt er zu mir, um dann mit der freien Hand die Innenseite meines Schenkels zu greifen. Es zieht sich in mir wieder wohlig zusammen. Verdammt ist dieser Typ heiß. Durch den Alkohol sprudelt mein Blut so schon, doch er schafft es es zum sieden zu bringen. Wieder wie benebelt drehe ich meinen Kopf, um durch den Stoff seiner Jacke einen sanften Kuss auf seine Schulter zu platzieren, bevor ich mich wieder anlehne. "Wie kann es sein, dass du bei den Jungs immer so misstrauisch bist, aber nicht bei Cole und Ian?"

Seine Arme spannen sich fühlbar an und ich spüre, wie er mich kaum merklich in den Schenkel kneift, was einen warmen Schlag durch meinen Körper führt. "Weil die beiden definitv kein Interesse an dir haben und ich ihnen vollends vertraue. Die Anderen jedoch brauchen immer wieder die Erinnerung daran, was nur mir gehört und sind es gewohnt sich die Dinge einfach zu nehmen. Bei ihnen stört es mich sofort, wenn sie dir auch nur einen schiefen Blick geben." brummt er und es ist fast klar daraus zu hören, dass er im Untergrund Mitchel hinstellt. Aber ich lasse es einfach nur stehen, während ich mit dem Daumen über seinen Arm streiche.

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