Kapitel 87

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Wir unterhalten uns auf meinem Bett und meine Mutter, wäre nicht meine Mutter, wenn sie nicht nach einem Klopfen hineinkommen würde, um zu fragen, ob wir Snacks haben wollen.
Mit gesenkten Lidern hoffe ich, dass sie meine versteckte Botschaft versteht. "Nein, Mom. Wir brauchen nichts." Für einen Moment mustert sie uns noch und nickt einmal, bevor sie lächelnd abhaut.

"Sag' mal, war deine Mom ein Model?"
Verwirrt sehe ich zu Mitchel. "Nein. Nicht wirklich."
Wieder sieht er mich überrascht an. "Dafür könnte man sie locker für eins halten. Dein Dad muss verdammt gutaussehend sein, wenn sie ihn geheiratet hat." Ok, jetzt bin ich ein wenig verstört. Aber ich verstehe ihn. Er ist nicht der Einzige, der sowas behauptet. Durch die schlanke Figur und dem makellosen Gesicht, hätte sie locker eine werden können, wäre da nicht ihre Größe. Sie ist kaum größer, als ich und doch hat sie mehr Follower als ich auf Instagram. Was mich einfach...eigenartig fühlen lässt. Erst recht, weil sie sich rebelling.royalty nennt und die Leute sie fast verehren. Aber Miti werde ich das nimmer verraten.
"Mein Dad ist....ok. Nate und ich können manchmal bis heute nicht nachvollziehen, wieso sie sich für ihn entschieden hat. Erst recht weil er so....besonders ist." Wow ist es schwer nicht beleidigend zu klingen, "Aber so ist liebe. Hast du ihn nicht gesehen? Er stand fast direkt hinter dir."

Mit geweiteten Augen starrt er mich an. "Nein, shit."
Lächelnd schüttle ich den Kopf. "Keine Sorge. Er war eh zu überrumpelt von dem eigenartigen Gespräch, dass du mit seiner Frau geführt hast." Bei dem Gedanken verzerrt sich mein Gesicht wieder. "Mach' das nie wieder, klar?"
"Niemals. So schaffe ich es, dass sie mich mehr mögen wird, als dich. Sie strahlt doch jetzt schon, sobald sie mich sieht." Vernichtend starre ich ihn an.


Und langsam habe ich echt Angst, dass er etwas mit seinem Charm anrichten könnte, denn es dauert nicht lange, bis Mom wieder stört. Diesmal, um mir ihr Handy hinzuhalten.
"Wer ist das?"  "Oma." flüstert sie grinsend. Etwas stimmt nicht. Ich will fragen, was, aber da joggt sie schnell weg. Entschuldigend sehe ich zu Mitchel, bevor ich es ans Ohr halte.

"Hallo, Oma? Was ist los?"
"Pha!" höre ich sie aufgeregt, "Das könnte ich dich fragen!"
Verwirrt ziehe ich die Brauen zusammen. "Was? Ich verstehe nicht. Bitte, sei genauer. Ich kann nicht lange, weil bei mir jemand zu besuch ist."
"Aber genau das ist es doch! Deine Mutter hat mir schon alles erzählt. Das ist dieser Mitchel, den dein Bruder mal erwähnt hatte, liege ich richtig?" Mit großen Augen huscht mein Blick auf Miti, der nicht versteht. "Du hattest doch mal gesagt ihn mir vorzustellen. Erst recht, weil ihr ja anscheinend immer noch gut befreundet."

"Ehh, Oma, ich weiß nicht.." stotter ich und entgehe seinem Blick, "Er wollte sowieso bald gehen."
"Und ihr wärt gleich hier." kontert sie. Sobald sie so selbstsicher und konzentriert klingt, weiß man, wohin die Diskussionen immer führen. "Außerdem meinte deine Mutter, dass er ein wirklich netter Junge ist."
"Ihr habt über ihn geredet??" frage ich entsetzt, was Mitchel nun vollends verdattert.

"Sicherlich stört es ihn nicht für eine Stunde auf Tee und Kuchen vorbeizukommen. Opa geht gleich welchen kaufen. Und er wird sich bestimmt freuen uns kennenzulernen, wenn er schon so vernarrt in dich ist." Man hört ihr hinterlistiges Lächeln schon.
"Oma, wir sind nicht zusammen!" In dem Moment stupst Miti mich an und ich flüstere ihm gepresst ein "Sie will, dass wir zu ihr fahren, damit sie dich kennenlernt." zu. Natürlich heben sich seine Brauen erstaunt, aber ich rede mit ihr weiter. "Tut mir Leid, aber ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, Oma. Vielleicht ein-" mir wird das verdammte Handy entrissen!

"Guten Tag, das ist Mitchel. Sie wollen mich kennenlernen, habe ich gehört?" hält Mitchel es sich grinsend ans Ohr und steht auf. Panisch will ich mich auf ihn stürzen, doch er schubst mich kraftvoll zurück ins Bett. "Aber natürlich würde ich mich freuen sie zu sehen. Das macht mir doch keine Umstände. Ich habe zurzeit sowieso frei." Wieder greife ich nach dem Handy, was ihn aufkichern lässt, als er davon fast umfällt, doch er drängt mich zurück aufs Bett und setzt sich ungehobelt auf mich drauf! Aufkeuchend versuche ich durch den Druck zu atmen und klatsche mehrmals auf seinen Schenkel.
"Gib' mir das verdammte Handy!" keuche ich, doch er ignoriert mich.
"Das klingt toll! Dann auf wiedersehen." Matt lächelnd legt er auf und reicht es mir endlich, doch ich kann es nur anstarren, während ich angespannt auf seine Worte warte. "Wir können jetzt schon aufbrechen."

Frustirert grolle ich aus. Einen Moment genießt er es, mich wieder in eine blöde Situation gebracht zu haben, bevor er von mir klettert und sich seine Jacke überzieht. "Komm'. Wir wollen deine Oma doch nicht warten lassen." Müde liege ich noch da. Ich wollte nicht, dass jemand von meiner Oma erfährt und wer sie eigentlich ist. Wie soll ich es ihm erklären, wenn er ihr Haus sieht? Zusätzlich ist Mitchel der mit der größten Klappe. Der wird das doch nie geheim halten können. Doch wie sehr ich mich auch bemühe, er lässt sich nicht überreden.


"Soll ich euch fahren?" lächelt meine Mutter uns zuckersüß an, während ich mich im Eingangsbereich anziehe.
"Nein, danke! Wir kommen klar." brumme ich gestresst. Genau. Dafür heben sie plötzlich mein Hausarrest für heute auf, aber nicht, wenn ich Eis essen will, ist klar! Blöder Mitchel.
Selbst als wir in seinem Auto sitzen höre ich nicht auf finster drein zu schauen. "Du hast offiziel eine Freundin, falls sie fragt, ja?!" knurre ich und er sieht mich verwirrt an, "Und vom Auto erzählst du nichts. Für meine Familie sind wir Bus gefahren." Er zuckt nur die Schultern.

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