Natürlich bekomme ich Ärger und darf das Wochenende Zuhause verbringen. Und natürlich schiebt Nate das vor meinen Eltern auf Mitchel, weshalb ich ihn sofort anzische und meine, nicht mit ihm gewesen zu sein. Zurzeit habe ich eh niemanden. Renny und Jocelyn versuche ich innerhalb der Schule noch zu meiden und mit Mitchel fühlt es sich manchmal eigenartig an, sobald ich einen Beobachter ausmache. Also verbringe ich meine Pausen größtenteils alleine.
Seufzend sitze ich im fast leeren Flur auf dem Boden, weil der Raum für die Pause abgeschlossen ist. Ich will heute nicht auf den Hof. Und obwohl ich darüber nicht nachdenken wollte, bekomme ich eine Nachricht von Oma über das Erben.
Oma: Guten Morgen, Liebes! Komm uns doch am Samstag besuchen, dann kannst du uns auch gleich deine Bankdaten verraten, um das nicht übers Internet zu senden. Ich hoffe dir geht es gut.
Und natürlich schafft sie es nicht diese Nachricht ohne mehrere Emojis abzusenden. An sich freue ich mich sie zu sehen und mit ihr reden zu können, aber die Sache mit dem Geld verunsichert mich immer noch. Ich habe in dieser Woche schon gemerkt, wie meine Familie sich komisch verhalten hat. Diese angespannten Gesichtsausdrücke. Die Ausstrahlung, als würden sie mir unbedingt etwas sagen wollen. Sie verheimlichen mir ihre wahre Meinung und selbst Nate ist immer noch abweisend zu mir. Und ich weiß, dass der Grund deswegen weder Jordan noch Mitchel ist. Dabei ist es doch nicht meine Schuld! Ich will dieses Geld allmählich wirklich nicht.
Erst, als ich eine Präsenz seitlich von mir bemerke, blicke ich erschrocken auf und lasse das bedrückte Gesicht durch ein überraschtes ersetzen. Es sind Haselnuss braune Augen, die auf mich mit einem Lächeln hinabblicken. "Haley, richtig?" Ich brauche nicht einmal mehr zu fragen, woher er meinen Namen kennt. Ist doch schon klar, weshalb ich nun misstrauisch werde.
"Ja. Und du bist Oskar, wenn ich mich nicht irre." Sein Lächeln zeigt dabei sofort Zähne und ich kriege ein mulmiges Gefühl. Was will einer der beliebtesten Typen der Schule nun von mir?
"Schön, dass ich dir bekannt bin." sagt er und setzt sich runter zu mir, während ich ihn beobachte.
"Ach, komm. Fast jeder kennt dich. Und wenn du mich wegen der ganzen Sache mit den Jungs ansprechen möchtest kannst du gleich wieder abhauen." sage ich fast feindselig und er sieht mich überrascht an, nicht ohne seinen Charm zu verlieren. Das Hauptmerkmal, dass diesen Typen unter den Mädchen so begehrt macht. Anscheinend. Mehr weiß ich nicht unbedingt über diesen Lockenkopf. Aber weil er um einiges beliebter, als Jordan ist, möchte ich ihm nicht zu nahe kommen. Wir sind immer noch nicht alleine in diesem Flur.
Sein plötzliches leises Kichern verwirrt mich. "Was, nein. Über die verliere ich selten ein Wort. Jordan sollte sowieso nicht existieren, wenn du mich fragst. Erst recht nach dem, was er einem so schönen Mädchen wie dir angetan hat." Er lächelt mich verführerisch an und nimmt eine Haarsträhne von mir zwischen die Finger. Dabei verursacht er einen eigenartigen Schauer durch meinen Körper, der sich gar nicht gut anfühlt. Schnell gehe ich mit der Hand durch mein Haar, um die Strähnen von ihm zu nehmen. Wieso würde er soetwas sagen? Klar, irgendwie sind so einige der Meinung, weil Jordan einfach zu viel Scheiße baut, aber trotzdem würde ich das nicht wollen. Und ich hasse mich langsam dafür.
"Was willst du dann?" bleibe ich immer noch stur, doch versuche jetzt lockerer zu werden.
Er zuckt die Schultern. "Nur nach dir sehen. Man erzählt inzwischen nicht mehr so viel über dich, aber ich habe gehört, was die Jungs so machen. Alleine gestern."
Ugh, jetzt geht die Sache mit Luca auch noch herum? Ich könnte diesen Bastard ersticken.
"Das ist bestimmt nicht so leicht." sagt er noch sachte lächelnd und ich beäuge ihn. Wieso ist er so nett? Wir haben nie ein Wort miteinander gewechselt. Erst recht, weil er einen Jahrgang über mir ist.
"Es geht." ja klar, Haley, "Es nervt nur ganz schön und alle verhalten sich, wie eine Gruppe von Chimpansen.."
Davon lacht er lauthals auf, was meinen Herzschlag erhöht. Er zieht damit doch nur die Aufmerksamkeit auf uns! Okay, ich will, dass er geht.
"Oh ja, ich weiß, was du meinst. Aber so ist das manchmal. Ich höre auch immer wieder neue Sachen von mir, die eigentlich nicht stimmen. Aber was will man tun?" Kurz sehe ich in sein liebreizendes Gesicht, bevor ich desinteressiert weg sehe. "Ich weiß, wie es dir geht. So, wie einige meiner Freunde. Wir wissen genau, wie es sich anfühlt, von jedem beurteilt zu werden, weshalb wir dich unterstützen wollen."
Total verwirrt sehe ich ihn mit verzerrtem Gesicht wieder an.
"Ich sehe schon deine Begeisterung, aber wirklich. Du bist zurzeit größtenteils alleine zu sehen. Selbst dieser..."kurz überlegt er und bekommt einen Schein in den Augen, der wie Verabstoßung aussieht, "Mitchel ist nicht mehr so oft bei dir, was?"
"Nur, weil ich es so möchte. Er ist einer der besten Menschen in dieser Schule." Es fühlt sich so an, als müsste ich ihn gerade verteidigen.
"Ah ok, wenn du meinst." sieht er kurz weg, wobei sein Gesichtausdruck eingebildet wirkt. "Jedenfalls wollte ich nur sagen, dass ich dich vollkommen verstehen kann." Hast du schon gesagt. "Und du immer zu mir und meinen Freunden kannst, wenn du etwas brauchst. Auch wenn es nur Gesellschaft ist." grinst er mich an, bevor er aufsteht. "Ich hoffe die Chimpansen belasten dich nicht mehr so hart." witzelt er und schafft es tatsächlich meine Mundwinkel kurz zucken zu lassen. "Bis bald." hebt er noch die Hand bevor er elegant abgeht.
Kopschüttelnd atme ich aus. Dieser Typ wirkt wirklich komisch, aber irgendwie ist er doch charmant. Nur weiß ich nicht, was ich von ihm halten soll. Wir kennen uns nicht und doch schlägt er vor, zu ihm zu gehen? Da ist doch was. Oder er ist einfach nur nett. Wahrscheinlich wird er genau deswegen so geliebt. Nicht wie Jordan. Wieder dessen Gesicht vor Augen lässt jeglichen positiven Schein in meinem Gesicht erlischen. Ich frage mich, ob ich je wieder mit ihm reden werde.
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Irresistible
Teen FictionEs dauert lange bis sich Haleys Weg wieder mit seinem kreuzt, doch wie es das Schicksal will, lernt sie alleine seinen Namen erst durch seine Verfeindung mit ihrem Bruder kennen. Seine Reaktion jedoch, als er sie sieht, ist überraschend und es folgt...