Kapitel 4

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Es ist endlich Schulschluss und zusätzlich Freitag. Glücklich schließe ich alles und haue ab. Auf dem Hof sehe ich auch schon Nate und winke ihm grinsend zu, auch wenn ich schon von weitem seine miese Laune sehe.

"Was los?" frage ich ihn locker sobald ich vor ihm stehe, "Hat es was mit Jordans Rückkehr zu tun?" Ich sollte wirklich aufhören ihn damit zu necken. Es ist nicht unbedingt witzig. Es ist nur, dass ich nicht anders kann. Er ist mein Bruder!

"Geh ihm Auto warten. Ich komm gleich nach." Das sagt er, aber er sieht mich nicht einmal an, sondern starrt über den Hof.

"Wieso? Was musst du noch machen?" Nicht nur, dass es mich irritiert, wenn er mir schon so kommt, aber jetzt antwortet er mir nicht einmal! Genervt stöhne ich und versuche ruhig zu bleiben. Brüder... "Wieso führst du dich jetzt so groß auf? Du kannst doch gar nicht ernst sein."

"Geh ins verdammte Auto, Haley!" Okay..., jetzt hat er mich kurz angesehen, aber die Art auf die er mich angezischt hat, sagt aus, dass ihm das gerade wirklich ernst ist. Verwirrt sehe ich ihn an und folge darauf seinem Blick, der anscheinend seine Position nicht ändert.

Als ich mich zum nun leeren Hof umdrehe, fällt mir sofort eine Gruppe an Jungs auf, die etwas weiter auf einer dekorativen Mauer sitzen. Unter ihnen steht Jordan, weshalb mein Herz einen kurzen Satz macht. Wieder sehe ich zu meinem Bruder, der mich immer noch ignoriert. Was hat er? Sogut wie jeder hat bemerkt, dass Jordan zurück ist. Auch wenn mit Verspätung. Er brauchte nur einen Fuß durch das Tor zu setzen und alle rannten panisch herum, um darüber zu tratschen. Wieder sehe ich zu der Gruppe und merke, wie ich die Augen von einer bestimmten Person nicht lassen kann. Sein Profil ist perfekt zu sehen. Dieses markante Kinn, die perfekte Nase und seine Haltung mit der starken Ausstrahlung. Wie das blond seiner Haare in der Sonne scheint. Ich merke, wie ich mit jeder Sekunde, in der ich ihn weiter ansehe, dahinschmelze und schon anfange Angst zu haben, gleich auf den Boden zu sacken. Aber der Anblick ist so verführend, wie süßer göttlicher Zucker. Noch hinzu lässt sein ernstes Gesicht mein Herz noch höher schlagen, als zuvor.

"Ich habe vor, mich heute zu rächen."
Bei diesen Worten werde ich meinem Himmel entrissen und sehe ihn fassungslos an. Mir fehlen die Worte, weil ich erstmal wieder anfangen muss richtig denken zu können.
Ich rege mich erst, als auch Nate sich angespannt aufrecht stellt. Ich folge seinem Blick zurück zur Gruppe und sehe, wie Jordan sich von allen verabschiedet und sich eine Zigarette anzündet. Er kommt direkt in unsere Richtung. Während erst einige Sekunden zuvor die Zeit wie angehalten war, passiert alles nun zu schnell. Nate zieht mich plötzlich etwas weg, um uns zu verstecken.

"Nate, was hast du vor?" flüstere ich eindringlich.

"Nichts." flüstert er zurück und nachdem Jordan durchs Tor ist: "Bleib hier." bevor er hinterher geht. 'Bleib hier'? Was denkt er sich? Ich springe auf und folge ihm so gut es geht.

"Rache ist nicht die Lösung, Nate." presse ich hervor, "Noch kannst du umdrehen. Noch hast du nichts angestellt." Es ist schwer mit ihm mitzuhalten. Er ist wie ein Bulle, der rot sieht. Was ist nur los mit ihm? "Noch nicht." sagt er gedämpft und wird plötzlich immens schneller.

"Nate!" versuche ich leise zu rufen, doch er hört nicht. Er ist schon bei ihm, da schreie ich laut aus. "Nate!!" In dem Moment dreht sich dann Jordan verwirrt um, nur um direkt ins Gesicht geschlagen zu werden. Fassungslos renne ich zu ihnen und presse gegen Nates Brust, was ihn vor Schmerz kurz aufzischen lässt. "Verdammte scheiße, bist du irre?!" piepse ich und kann ihn kaum zurück halten.
"Halte dich da raus!" presst er hervor und stößt mich zur Seite, dass ich fast falle.

Als ich mich aber schnell wieder aufstelle sehe ich, wie Jordan sich geregt hat, um nach mir zu greifen. Doch darauf kann ich mich gerade gar nicht konzentrieren sondern eile zu Nate.

"Sag mal bist du behindert?" fragt Jordan darauf.

"Dasselbe könnte ich dich fragen!" Als Jordan das hört, spannt er sich ersichtlich an und ist dabei auf ihn loszugehen, genauso, wie Nate auf ihn, weshalb ich schnell zwischen sie springe und versuche die Beiden auseinanderzuhalten. Zuerst werde ich von ihnen gequetscht, doch als Jordan einen Schritt von mir tritt, tut es Nate ihm kurz darauf gleich. Es erleichtert mich zwar, aber weil Jordan mich stützend an der Schulter gehalten hat, um bei ihrem Gedränge nicht umzufallen, hatte es meine Sinne abgeschossen und ich stehe nun mit heißem Kopf da.

"Was? Bist du etwa beleidigt, dass ich dich klein gemacht habe?" fragt Jordan provozierend und ich sehe zu ihm. Sein Blick ist eiskalt, aber ein leichtes Grinsen ist auf seinem Mundwinkel zu sehen.
"Ja, du Arschloch." entgegnet Nate, aber ich sehe nur nicht wütend zu ihm, weil plötzlich Jordans Augen auf meine treffen. Dieses Aschblau raubt mir schlicht weg den Atem. Er mustert mich für einige Sekunden bevor er fragt: "Dein Bruder?" und als ich mich von seinem Zauber halbwegs lösen kann nicke ich beschämt. "Er kann nicht schlagen." spuckt er dann und sieht angespannt zurück zu Nate. "Pass bloß auf, du Dreckskerl." meint Nate angespannt und nun schaffe ich es ihn zu ermahnen. "Was? Er redet sich aus dieser Sache heraus. Er bekommt nur drei Tage Suspendierung und das nur, weil er alle anlügt." Genervt schnaufe ich aus und versuche immer noch die starke Päsenz neben mir zu ignorieren. So gemischt zu fühlen ist doch bestimmt nicht gesund.

"Ich lüge?" grinst darauf Jordan und Nate versucht ihm angepisst erneut eine zu schellen.

"Nate, es reicht!" rufe ich aus und sehe ihm ernst in die Augen, "Kannst du es nicht einfach fallen lassen?"
Darauf ernte ich seinen entgeisterten Blick. "Hast du mich mal angesehn?"

Ich weiß, dass er irgendwie Recht hat, aber genauso spricht sein Zustand auch dafür, aufzuhören. Er unterdrückt die Schmerzen nur und könnte Jordan nicht standhalten. Dieser ist nicht nur einen Kopf größer, sonder fast drei mal so breit, wie mein naiver Bruder. Außerdem will ich nicht, dass er Jordan noch schlimmer behandelt.

"Ich kann dich verstehen, aber bitte hör' auf. Tu' es wenigstens für mich, Nate. Ich flehe dich an." Ich fühle mich nur noch kaputt und sehe ihn traurig an. Es bleibt still und ich sehe, wie unruhig er ist, doch dann kommen endlich die Worte, die mich erleichtern. Teilweise.

"Mach bloß irgendeinen anderen Schrott und ich werde mich nicht mehr zurückhalten. Verstanden?" Zwar hebt Jordan zum Spaß kapitulierend die Arme und grinst wieder, was mich anfängt zu nerven, aber zum Glück lässt sich Nate davon nicht provozieren. "Komm, wir gehen." brummt er nur und macht in einem Satz kehrt.

Panisch weiß ich vorerst nicht, was zu tun ist und kann mich für eine Seite nicht entscheiden. Maulend drehe ich mich zu Jordan und schaffe es, ihm fest in die Augen zu sehen. "Sorry!" Dann laufe ich auch schon mit roten Gesicht meinem Bruder hinterher, der die Autotür öffnet.
"Und bleib bloß weg von uns!" ruft er zu ihm und ich gefriere. Schockiert sehe ich zwischen ihnen hin und her. Das ist nicht was er hätte sagen sollen! Ich möchte hinterher rufen, dass er das bloß nicht tun soll, aber dann ist da Nate. Erneut zerreiße ich mich, bis Nate fragt, ob ich denn endlich einsteige und ich dies deprimiert tue. Ich blicke noch in Jordans Gesicht, bevor ich peinlich berührt meines bedecke und warte, bis Nate auf aggressive Weise davonfährt.

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