Kapitel 5

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Die gesamte Fahrt verläuft angespannt und als ich frage, was das eben sollte, rastet er aus. Er kann nicht aufhören, schlecht über Jordan zu reden, was mich insgeheim verletzt und ich möchte alles offenbaren doch bleibe stumm. Als er jedoch meint, dass ich mich nicht hätte einmischen sollen, klickt es. "Hätte ich das nichts getan, wärst du jetzt vielleicht noch blutend auf dem Boden, Nate." fuchtle ich mit den Armen.
"Oh wow, danke." gibt er nur bitter von sich.
"Du weißt, was ich meine." gifte ich zurück, "Du hast so schon Schaden angestellt, aber ohne mich, wäre es noch schlimmer geworden, also sei dankbar." Stur verkreuze ich die Arme.

"Dankbar?" fragt er sarkastisch lächelnd, "Warum sollte ich dafür dankbar sein?" Doch ich bleibe still und starre die Straße an. Ich habe keinen Bock mehr. Er anscheinend auch nicht und sobald wir Zuhause ankommen, verschwindet jeder in seinem Zimmer.

So bleibt es auch bis Samstag und weil ich es in meinem Zimmer nicht aushalte, begebe ich mich zu meinen Eltern ins Wohnzimmer. Wenigstens mit ihnen kann ich minimale Gespräche führen, um nicht verrückt zu werden. "Hast du Lust nächstes Wochende zu shoppen?" fragt mich Mom, während ich gelangweilt auf der Couch liege und die Beine über die Armlehne baumeln lasse. "Wenn wir nicht lange sind?" Das senkt ihre Laune, aber trotzdem willigt sie ein.

Dann höre ich Nate die Treppe hinabsteigen und ihn kurz darauf "Beine." sagen, während er meine aus der Luft stößt.
"Hey!"

"Mom, Dad, können wir heute zum Abendessen etwas bestellen?" Stinkig ignoriert zu werden lege ich mich wieder hin und greife nach der Fernbedienung.
"Ja, warum nicht, aber wieso?" höre ich nur Mom, bevor die Stimme eines Dokumentators über Tiere in freier Wildbahn zu hören ist.
"Weil ich Lust hatte und fragen wollte, ob Keith über Nacht bleiben kann."
"Schon wieder?"

Gelangweilt schalte ich durch die Sender, ohne wirklich zu wissen worauf ich Lust habe. Ich weiß schon, wie das Gespräch laufen wird. Sie willigen sogut wie immer ein. Und japp, in genau diesem Moment kam auch schon die Zusage. Wer hätt's gedacht. Nicht, dass ich Keith nicht leiden kann. Er ist eigentlich ganz cool drauf. Es ist eher mein Bruder, der mir wieder auf die Nerven geht. Bei mir übernachtet nie jemand. Aber ok, ich mag das auch nicht so sehr und habe auch keine Freundin, die ich genug mag, um sie einzuladen. Manchmal irritiert es mich einfach, dass Nate soetwas tun kann. Er selbst verabschiedet sich, um wieder mit irgendwelchen Typen abzuhängen.

Es dauert noch etwas, aber irgendwann gehen mir die Sender aus und ich bleibe einfach dabei, faul auf der Couch zu liegen. "Wieso ist das Fernsehen so langweilig?" motze ich und schließe die Augen.
"Was ist denn los?" höre ich Mom.
"Nichts."
"Ach ja?" Ja. Aber ich bleibe still und warte ab, bis sie in die Küche verschwindet.

"Hast du dich mit deinem Bruder gestritten?" fragt dann plötzlich Dad und ich bleibe kurz still.
"Nein."
"Worüber?" fragt er dann doch.
"Hast du nicht gehört? Ich habe 'Nein.' gesagt." stütze ich mich auf meine Ellbogen und sehe ihn veriwrrt an.

"Aber nicht gemeint. Denkst du, ich sehe das nicht?" lächelt er und sieht zurück in seinen Laptop. Nun denkt er, mit einer kleinen Pause werde ich alles ausplappern, aber da irrt er sich. Ich schnappe mir einfach wieder Chips und Cola und verschwinde lieber in meinem Zimmer. Nichts ist besser, als sich für Tage im Zimmer einzusperren und ungesunden Fraß zu essen, bin ich nun doch wieder zu meiner ursprünglichen Meinung gekommen.

Ich ignoriere es sogar, als Keith zu uns kommt und das Essen. Mein Kopf ist zu wuschig und ich will nicht aufhören mich abzulenken, denn sobald ich alleine mit meinen Gedanken bin, muss ich nicht nur an das Problem mit Nate denken, sondern auch an die Momente mit Jordan. Ich sage meinem Hirn schon, dass es endlich aufhören soll, aber dann scheint es mir erst recht einen Schlag geben zu wollen, indem ich wieder seine Hände mit immenser Intensität auf mir spüre. Und dann war alles so peinlich, dass ich mir ohne zu überlegen das Gesicht verdecke, sobald ich mich zurück erinnere. Wieso sind Gefühle so anstrengend? In dem Moment klopft Mom und ich schaffe noch vor ihrem Eintreten aufzusehen. Sie bringt mir das Essen tatsächlich hoch und fragt, ob alles in Ordnung ist. Natürlich bejae ich und sie lässt es fürs erste.


Der verfluchte Sonntag, an dem die ganzen Hausaufgaben gemacht werden. Ich sitze jetzt schon mehr als eine Stunde am Tisch und versuche mich an den Aufgaben, doch jedes Mal kommen mir die vertrauten Gedanken in die Quere. Verdammt! Verzweifelt knalle ich mein Gesicht auf die Blätter. Ich gebs auf.

Müde blicke ich auf und schaue aus dem Fenster vor mir. Es ist schön sonnig, aber nein, ich Stubenhocker bleibe hier und lasse mich lieber auf mein Bett fallen. Hallo, Internet! Da bin ich wieder.

Während ich mir ein Expiriment auf YouTube ansehe, klopft es an meiner Tür und ich gestatte Einlass. Es ist Nate, der mich ausdruckslos ansieht. "Was möchtest du?" frage ich dumpf. Er sieht mich weiter stumm an bis er kurz darauf wegsieht und sich umschaut, bis sein Blick auf der Kommode unter meinem Fernseher hängen bleibt. Darauf steuert er diesen an und nimmt meinen Zauberwürfel. Dieses Verhalten kommt mir sehr bekannt vor, weshalb ich auch still bleibe und ihn misstrauisch beim innerlichen schmollen beobachte.

"Lust zu zocken?" stellt er die Frage und sieht mich mit Hundeaugen an. Er hält nicht lange durch, sich mit mir zu streiten und jetzt bricht seine starke Haltung. Aber alleine der fette blaue Fleck an seinem Auge angrenzent, lässt mich Mitleid mit ihm haben. Ich bin ja auch nicht unbedingt so groß sauer auf ihn. Ich will mir nicht einmal vorstellen, wie schlimm es sich angefühlt haben muss oder anfühlt. Ich wollte es Anfangs nur nicht sonderlich ernst nehmen. Ich will es eigentlich auch jetzt nicht, aber ich muss.

"Wo ist Keith?"
"Schon seit zwei Stunden weg." Wir brechen den Augenkontakt nicht.
Ich lasse ihn noch ein wenig schmoren, dann stehe ich auf und gehe an ihm vorbei. "Du verlierst aber."

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