Eine Weile sitzen wir im Stillen noch da, bis ich zu hibbelig werde und meine Fragen einfach nicht mehr unterdrücken kann. "Was für ein Potenzial hast du in mir gesehen?"
Ich kann sein Gesicht durch unsere Umarmung nicht sehen, aber seine streichelnde Hand wird langsamer, bevor sie zum stehen kommt. Es bleibt still, weshalb ich schon Angst habe, er wird nichts antworten, also spreche ich schnell weiter. "Selbst die Jungs wissen es nicht. Dabei war es doch der Grund, wieso du überhaupt erst angefangen hast mit mir zu sprechen, oder?"
Alleine diese Aussage ist, wieso ich mir bei seinen Gefühlen gegenüber mir nicht sicher bin. Vielleicht versucht er einen Nutzen aus mir zu ziehen. Dabei schreit so einiges dagegen. Es würde keinen Sinn machen. Und doch kann ich meine Bedenken nicht zur Seite schieben.
"Du darfst aber nicht sauer werden." kommt es endlich sanft von ihm und ich entspanne mich wieder vor Erleichterung.
"Werde ich bestimmt nicht." Doch schon beim aussprechen dieser Worte bin ich mir nicht sicher. Ich kenne Jordan nicht als höflichen und warmherzigen Menschen.
Doch er kichert leise, was meine Bedenken wegfegt und ich ihm somit gespannt zuhören kann. "Während du mich da in deinem Zimmer verarztet hast, erschienst du mir..ein wenig mutig. Okay, zum Anfang dachte ich mir, was für ein naives Weib du bist, dafür, dass du dich auf einen solchen Fremden einlässt." lacht er und ich blase die Wangen beleidigt auf, "Aber dann ist mir dein fokussierter Blick aufgefallen und die leichte strenge in deiner Stimme. Du hast so viel auf dich genommen. Alleine beim Weg zu deinem Haus und das hat mich beeindruckt. Es hat gezeigt, dass du ein hingebungsvoller und loyaler Mensch bist. Erst recht, als mir klar wurde, dass du niemanden davon erzählt hast. Und sowas findet man nicht oft. Und weil du dann auch anfingst, gegen deinen Bruder für mich zu gehen, hat es mich überzeugt. Und in unserer Gemeinsamen Zeit hast du deine Loyalität bewiesen. Naja..zum Teil." brummt seine sanfte Stimme zum Ende. Er hat mir soeben einen Schmerz verpasst, als er meinen Bruder erwähnt hat, weshalb seine positiven Worte etwas in den Hintergrund geraten, aber seine letzten Worte lassen mich betroffen zu ihm aufsehen.
"Wann soll ich denn nicht loyal gewesen sein?"
Sein Blick trifft darauf auf meinen und ein dunkler Schein legt sich kaum merklich über sie. "Zum Beispiel heute? Als du deine Freundinnen über mich gestellt hast." brummt er und mir fällt die Kinnlade empört herunter. Doch als ich mich wehren möchte, spricht er weiter. "Oder, jedes Mal, wenn du mir wegen deiner Familie absagst."
"Jordan, komm." unterbreche ich ihn bitter und setze mich normal hin, "Es ist meine Familie. Ich unternehme mit ihnen jetzt nicht so viel und ich habe vielleicht nur...drei Mal etwas wegen ihnen abgesagt?"
Einen Moment durchdringt mich sein Blick, bis er wackelt. "Okay, okay. Das mit deiner Familie ist verzeihbar, aber nicht das mit Mitchel." wird er wieder strenger und ich verzerre verwirrt das Gesicht. Bei meinem Anblick stößt er einen genervten Seufzer aus und verdreht die Augen. Auch etwas, dass ich zum ersten Mal bei ihm sehe. "Du hast angefangen viel mehr Zeit mit ihm zu verbringen und ihn als deinen besten Kumpel dargestellt, obwohl ich dich überhaupt erst in diese Gruppe gebracht habe." Kurz weiten sich seine Augen von seinen eigenen Worten erschrocken, doch werden darauf wieder undurchschaubar. Ich will schon sagen, dass wir auch genau das waren, doch er spricht weiter. "Und irgendwann wurdet ihr viel zu freundlich miteinander."
Entrüstet lehne ich mich zurück. "Was meinst du mit 'zu freundlich'?"
Er schnaubt einmal. "Den Körperkontakt zwischen euch. Ihr habt euch immer umarmt und so weiter und er meinte irgendwas davon, dass er deinen Hintern begrabscht hat." Eigentlich will ich schon fast sagen, dass er das heute richtig gemacht hat und die Erinnerung an seinen Kuss vor der Schule irritiert mich genug, um ihn auch anzumaulen, doch ich versuche ruhig zu bleiben.
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Irresistible
Teen FictionEs dauert lange bis sich Haleys Weg wieder mit seinem kreuzt, doch wie es das Schicksal will, lernt sie alleine seinen Namen erst durch seine Verfeindung mit ihrem Bruder kennen. Seine Reaktion jedoch, als er sie sieht, ist überraschend und es folgt...