"Und? Wie fühlt es sich denn so an mit blauen Flecken ein Auto zu steuern?" necke ich Nate.
"Ich muss dich leider enttäuschen. Es schmerzt kaum. Aber wenn dir so langweilig ist, kannst du dir gerne selbst welche zufügen." Er entriegelt, während des fahrens, die Türen und ich spanne mich an. "Da. Ich fahre auch gerne schneller damit es schön weh tut, wenn du raus springst." Jetzt übertreibt er.
"Nur ein Verrückter würde sowas sagen." hauche ich. Er sagt nichts mehr, aber sobald er mit dem Knopf alles wieder schließt entspanne ich mich.
"Waren es eigentlich echt so viele, die dich wegen mir ausgefragt haben?" fragt er nach kurzer Stille und betätigt den Blinker."Menschen, die definitv wussten, dass ich dich als Bruder habe. Also unsere Klassen und all deren Freunde, die anscheinend nichts besseres zu tun haben, als dem nachzugehen, was ihnen anhand von Gerüchten erzählt wird." Es regt mich manchmal echt auf, wie Menschen über alles und jeden reden. Als hätten sie kein eigenes Leben um das sie sich kümmern müssten. Was andere machen ist auch die Sache der anderen. Niemand braucht ein Dutzend an Kommentare von Menschen, die sie kaum kennen. Selbst wenn. "Nicht zu vergessen, dass es noch genug Schüler gab, die das live mit angesehen haben. Und die haben auch noch Freunde. Wenn solche Personen überhaupt welche haben..."
"Verdammt." flüstert er.
"Kurz gesagt: Ja, Nate. Du stehst zurzeit im Mittelpunkt der Gerüchteküche. Und, dass es noch durch Jordan ist, macht es das nicht besser." Alleine beim aussprechen seines Namens verschlucke ich mich fast und spüre sofort, wie mein Herzschlag schneller wird. Das ist unerwartet.
"Es ist ja nicht, dass ich es gewollt habe." mault er und ich weiß, jetzt sollte ich den Mund halten, wenn er nicht jetzt gleich schon anfängt sich die Wut von der Seele zu fluchen. Doch zu meinem Glück bleibt er still und fährt an der Schule an, ohne sich bei mir auszuheulen.Kurz darauf parkt er, aber bewegt sich nach dem erstillen des Motors nicht und ich bleibe verdutzt sitzen. Was ist denn jetzt los. "Haley?" Oh je. "Ja?" "Wurde ich wenigstens nicht als schwach bezeichnet?" Er hält immer noch das Lenkrad fest und sieht traumatisiert zum Eingangstor der Schule, durch das viele Schüler gehen. Die Situation macht ihm ersichtlich zu schaffen. Ich sollte eigentlich nichts deprimierendes zu ihm sagen, aber ich möchte auch nicht lügen.
"Also in der Story wurde immer davon erzählt, wie der rebellische Jordan, dem Armen Nate mehrmals fiese Schläge verpasst hat." Ich traue mich nicht einmal seine schmerzvolle Reaktion mit anzusehen, aber meine Intention die Nachricht kindisch zu vermitteln, hat ihn wohl nicht verschont. Er stöhnt zerstört auf und lässt seinen Kopf auf den Lenker fallen.
"Kann ich sterben gehen?" murmelt er.
"Komm schon. So schlimm ist das nicht. Nach ein paar Tagen vergeht das alles schon und du hast deine Ruhe." Er sieht mich kaputt an. "Außerdem wird Jordan bald sowieso wieder für ein neues Gerücht sorgen." Ja, der Jordan, der sich als mein Schwarm herausstellte. Ich habe nur die Gerüchte gehört, aber nie ein Gesicht dazu im Kopf gehabt. Es hatte mich nie wirklich interessiert, weshalb ich auch nie nachgefragt habe. Aber im Rückblick macht es jetzt ein wenig Sinn. Aus meinen Gedanken kommend, sehe ich in das unzufriedene Gesicht meines Bruders. Na toll, jetzt darf ich auch seinen Namen nicht mehr erwähnen, ohne das er gleich stinkig wird.
"Verdammt. Hör' endlich auf zu heulen und steig aus dem Auto!" maule ich zurück und steige grob aus. Zum Glück tut er es auch und nähert sich seufzend der Schule, während ich unwohl neben ihm gehe und hoffe, nicht von allen mitbegafft zu werden.Nicht falsch verstehen. Ich liebe meinen Bruder und bin glücklich, dass ich ihn habe und stehe ihm bei, aber andere müssen nicht unbedingt wissen, dass er mein Bruder ist. Und ich muss sein Leiden nicht gleich teilen.
Doch sobald wir vor dem Tor sind, merke ich, dass ich nicht sonderlich viele Augen auf mir habe und werde neugierig. Beim umschauen guckt auch nicht unbedingt jeder Nate an und wenn sind es erstaunlicherweise mehr Mädchen, die ihn ansehen.
Schnell stelle ich fest, dass seine ganze Aufregung um seinen Stolz eher umsonst war. Es dauert nämlich nicht lange, bis sich viele um ihn tummeln und ihn besorgt ausfragen oder ihn hetscheln. Verdutzt stehe ich da und schaue zu, wie sie ihn mit großer Kuschellust umkreisen, während ich ignoriert werde. Und die Tatsache, dass es alles Mädchen sind gefällt ihm umso mehr! Dieser Idiot lässt sich von ihnen verhätscheln! "Du Armer. Du siehst ja schlimm aus." höre ich eine sagen. "Können wir etwas für dich tun?" "Wir sind für dich da." Es widert mich schon teils an, das mit anzusehen. Und die Jungs in meiner Umgebung sehen das wohl nicht groß anders. "Dieser behinderte Jordan hat sie doch nicht mehr alle. Wie konnte er dir soetwas nur antun?" So jetzt reichts! Das war zu viel!
Sauer haue ich ab und überlasse ihm seinem blöden Himmel. Einige von euch haben noch nie mit ihm geredet! Was zur Hölle. Und ihr wisst nicht, ob es vielleicht einen Grund für alles gab. Ich sollte Jordan vielleicht mal fragen.Doch schon alleine bei dem Gedanken ihn anzusprechen, verfliegt meine Wut und wird mit Nervosität und Herzrasen ersetzt. Bleib bei dir, Haley! denke ich zu mir selbst und lege die Hände auf meine Wangen, um sie abkühlen zu lassen.
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Irresistible
Teen FictionEs dauert lange bis sich Haleys Weg wieder mit seinem kreuzt, doch wie es das Schicksal will, lernt sie alleine seinen Namen erst durch seine Verfeindung mit ihrem Bruder kennen. Seine Reaktion jedoch, als er sie sieht, ist überraschend und es folgt...