Kapitel 112

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"Hattest du ein Ernstes erwartet, dass ich alleine hier in der Küche stehen werde und dir etwas zu essen mache?" stemme ich die Fäuste in die Hüften, während ich beobachte, wie Nate im Chillbereich an seinem Handy sitzt.
Mit erhobener Braue sieht er zu mir auf. "Nicht?" Furios ziehen sich meine Brauen bei seiner Unschuldsmiene zusammen.
"Nein. Du kannst ruhig beim schneiden helfen."

Ausdruckslos presst er die Lippen zusammen, als hätte ich ihm den Tag versaut. Nach dem kurzen Starrwettbewerb zwischen uns ist er der Erste, der wegsieht und in seinem Handy wieder anfängt zu tippen. "Ich bestelle uns was."
Stöhnend lasse ich die Arme zur Seite fallen und lehne mich an die Arbeitsfläche der Küche, während ich ihn ungläubig ansehe.
"Chicken-Wings und Burger?" fragt er ohne aufzusehen.
Einen Moment noch unüberzeugt starre ich ihn an, doch gebe auf und meine, dass es ok ist. Desto weniger Stress für mich wenigstens.

Die Bestellung beendent steht er auf und steckt sich das handy in die hintere Hosentasche, als er an mir vorbei zum Kühlschrank tritt. "Gibt es was zum trinken?" Dabei öffnet er ihn schon.
"Ich habe Eistee geholt.." Und sehe zu, wie er diese Flasche schon rausholt und aufschraubt, bevor er inne hält und auf sie zeigt.
"Hast du daraus getrunken?"
Schon genervt sehe ich ihn emotionslos an. "Nein."
Er zuckt nur die Schultern. "Du lügst wahrscheinlich, aber ok." und gießt sich was ein.
Entgeistert gestikuliere ich wegen seiner falschen Beschuldigung, doch lasse es einfach fallen. Nächstes Mal sollte ich wirklich einfach aus der Flasche trinken. Am besten noch direkt vor seinen Augen.

In dem Moment vibriert mein Handy vom Anruf auf der Arbeitssfläche neben mir und ich bekomme einen innerlichen Schock, als ich sehe, dass es wieder Jordan ist. Ich glaube noch nie habe ich ihn so schnell weggedrückt, wie jetzt. Dabei schaue ich panisch zu Nate, doch er scheint es nicht wirklich gesehen zu haben, was mich momentan erleichtern lässt. Es wäre wohl besser, mein Handy auszuschalten, solange er hier ist. Doch während ich das mit pochendem Herzen mache, frage ich mich, wieso ich Jordans Nummer überhaupt noch habe. Und als ich kurz mit dem Gedanken spiele, löst es einen so enormen Schmerz in mir aus, dass ich es lasse und mein Handy deprimiert wieder ablege.


Erst, als das Essen angekommen ist und ich mit einem Heißhunger mit Nate am Tisch sitze, ist meine Laune wieder einigermaßen in Ordnung. Selbst mit meinem eigentlich nervigen Bruder verstehe ich mich ab dem Punkt prächtig und als er mir sogar die Einzige Spezialsoße überlässt, die wir beide über alles lieben, bin ich schon fast gerührt, weil er sie mir sonst immer stibitzt.
"Ich kann nicht glauben, dass du neben all dem dann auch noch Zwiebelringe bestellt hast. Wir platzen davon."
Er zuckt nur die Schultern. "So wie ich dich kenne bist du am Ende sowieso diejenige, die das meiste verschlungen hat." Sein direkter Blick darauf wirkt schon fast beleidigend, aber nach kurzem Schauspiel müssen wir lachen und machen uns über unsere Burger her.

Es ist das klingeln der Haustür, dass mich später zum stöhnen bringt. Ich konnte meinen cheeseburger nicht einmal aufessen!
Und aus geschwisterlicher Schadenfreude grinst mich Nate dabei an. "Na los, Haussitter. Mach' die Tür auf."
Grimmig zurückblickend stehe ich auf und trotte zur Tür.
"Lass' dir ruhig Zeit. Solange esse ich all die Chicken-Wings!" ruft er mir schadenfroh hinterher.
Mit drohendem Blick schaue ich ihn nochmal im gehen an, bevor ich mich darauf der hässlichen Tür zuwende.
Doch sobald ich sie neugierig öffne, verfallen jegliche meiner Gesichtzüge dem Schock und ich spüre, wie ich bleich werde. Ohne groß zu warten will ich die Tür zuknallen lassen, doch sie wird ergeizig beim letzten Spalt gestoppt und ich kann kaum gegen die darauf folgende Kraft ankommen. "Haley?" höre ich Nate noch besorgt hinter mir und werde nur panischer, als er vom Esstisch herkommen möchte.

Die Tür wird unvorsichtig zur Seite gedrückt, sodass ich sogar nach hinten hüpfen muss, um nicht von ihr getroffen zu werden.
Wie erstarrt stehe ich da und weiß nicht, was ich von der angriffslustigen Haltung erwarten soll, während die Zeit wie angehalten vorkommt.
"Hör' auf mich zu ignorieren." höre ich sein tiefe, aber so leise Stimme, dass sie einem glatt die Seele aus dem Leib treiben könnte vor Angst. Ich kann ihn nur zurück anstarren.
"Jordan?"

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