Kapitel 39

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Übers Wochende hinweg ignoriert mich Nate sogut es geht, weil unser fortsetzendes Gespräch auch nicht gut verlaufen ist. Seufzend sitze ich auf meinem Bett. Er wird sich schon beruhigen. Ich muss ihn nur die Tage in Ruhe lassen. Sowas passiert nicht zum ersten Mal in unserem Leben.

Dabei fällt mir auf: Ich habe in weniger als einer Woche Geburtstag. Ha. Dann muss er mir spätestens da verzeihen. Triumphierend grinse ich und lasse mich auf mein Bett fallen. Dann bin ich 17. Aber was soll ich da machen? Es ist nichts großes, aber feiern würde ich schon gerne. Ich wette meine Familie möchte es für ein gemeinsames Essen nutzen. So wie immer, weil ich keine Freunde hatte. Aber jetzt hätte ich doch theoretisch welche, oder? Vielleicht darf ich wieder in den Club und diesmal, ohne bei wem übernachten zu müssen. Das muss ich unbedingt noch mit allen absprechen! Komischerweise aufgeregt, drehe ich mich auf den Bauch und scrolle durchs Internet.

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Erneut Montag. Erneut in die Hölle.

Wieder sehe ich hier und da Augen auf mir, aber wenigstens ist Nate inzwischen in seiner ruhigen Phase, wo er mich zwar ignoriert, aber nicht mehr den Raum verlässt, sobald ich ihn betrete. Auch seine Einstellung ist nun ruhig, statt angespannt in meiner Nähe.

Und obwohl wir immer noch die Aufmerksamkeit der anderen bekommen, setzt Mitchel sich neben mich auf die Bank, als wir Pause haben und ich meine Stulle esse. Diesmal bekommt dieser Idiot sie nicht in die Finger! Das zeige ich ihm auch deutlich mit meiner Körpersprache.

"Wie kann es sein, dass du immer noch so entspannt bist, gegenüber der Tatsache, dass alle über uns sprechen?" frage ich irritiert.

Er zuckt die Schultern, während er seine Arme auf die Rückenlehne ausgebreitet hat. "Es interessiert mich halt nicht. Sollen sie doch sagen, was sie wollen."

Einsichtig nicke ich und sehe zur Seite. Vielleicht hat er recht. Es regt mich bloß auf, dass schon Woche 2 angefangen hat, seit das alles angefangen hat sich auszubreiten. "Oh man, du zerbrichst dir über die Sache zu sehr den Kopf. Hört der bei dir überhaupt mal auf zu rattern?" lacht er und ich sehe zu ihm.

"Ich weiß, ich weiß. Aber mein Bruder hat deshalb auch schon Wind von unserer Freundschaft bekommen." sage ich und beiße mir auf die Unterlippe.

Ernst sieht er von meinen Lippen in meine Augen. "Wie hat er reagiert?" raunt er.

Ich seufze nur und habe keine Lust von meinem Brot zu beißen. "Er ignoriert mich seit Freitag."

"Das ist doch dumm und kindisch." meint Mitchel mit verzerrten Gesicht, ohne von mir zu sehen.

"Schon, aber er ist kurz davor mir zu verzeihen." zucke ich die Achseln und blicke auf mein Essen. "Willst du? Mir ist der Appetit vergangen."

Glücklich nimmt er es mir ab und beißt gierieg hinein, als hätte er schon darauf gewartet. "Weißt du was?" fängt er mit vollem Mund an und ich sehe mit erhöhter Braue zu ihm, "Scheiß, doch mal endlich auf alles und jeden. Biete allem die Stirn und stehe für dich selbst da." meint er groß. Oh, er ist ernster als sonst. Was für ein Wunder.

"Was meinst du damit?"

"Ich meine, dass wir heute Abend eine Party bei mir veranstalten. Klein gehalten natürlich. Wir lassen es richtig abgehen und nehmen uns dafür morgen frei." erzählt er stolz.

Mit großen Augen sehe ich ihn an. "Ich kann doch nicht einfach schwänzen."

"Wieso nicht? Wen schert es?"

"Meine Eltern? Wenn sie das herausfinden, werden meine Geburtstagspläne für die Katz sein."

"Geburtstagspläne?" fragt er nun verwirrt und ist kurz aus seiner Rolle. Ich verdrehe die Augen.

"Ja, ich habe am Freitag Geburtstag und wollte den eigentlich feiern."

"Und du sagst nichts?? Wolltest du mich etwa nicht einladen?" wirkt er nun beleidigt, worauf ich lachen muss.

"Keine Ahnung. Vielleicht. Ich hatte eher geplant mit den Mädels einen Club zu besuchen." Verstört sieht er mich an und lehnt sich überrumpelt zurück.

"Vergiss das mal schnell. Wir feiern deinen Tag viel besser als das. Was ist denn mit dir los?"

"Was? Und wie soll ich ihn feiern?" frage ich verwirrt, aber neugierig.

"Keine Ahnung, aber deshalb werde ich mich jetzt anfangen darum zu kümmern. Wie konntest du das so lange vor mir geheim halten, Preston?" keift er mich beleidigt an.

"Ich habe nicht gedacht, dass ich so nah schon Geburtstag haben werde! Ich schaue nie auf diesen Tag voraus oder zähle die Tage. Deshalb ist bei mir gerade alles spontan!" meine ich irritiert, doch kann das Lächeln nicht unterdrücken.

"Na dann bist du eine ganz schön traurige Seele, Preston!"

"Halt die Klappe." grinse ich wegblickend.

"Jedenfalls überlässt du das jetzt mir. Das einzige, was nun in deinem Kopf sein muss, ist heute Abend und dich darauf einzustellen, deinen Bruder nochmal anlügen zu müssen."

Wieder verdrehe ich die Augen, aber ich muss zugeben, dass es schon, ganz schön verlockend klingt, einen Tag frei zu nehmen und den ganzen Blicken zu entkommen. Erst recht Dienstag. Einer meiner längsten Schultage. Ich überlege angestrengt. Andererseits muss ich wieder lügen und riskiere einen Eintrag.

"Wow, dein Kopf rattert mal wieder. Wenn es dir um den Fehltag geht, dann kann ich da bestimmt noch etwas machen. Ich meine, für die Jungs decke ich die Einträge auch immer, wenn nötig, also kannst du mir bei der Sache schon vertrauen." meint er locker und grinst schelmisch, was mich tief durchatmen lässt. "Du musst nur erzählen, dass du an einem vergessenen Projekt arbeiten musst und somit bei einer Freundin übernachtest. Ende."

Er sagt das so locker, aber ich stelle mir das schwieriger vor. Trotzdem seufze ich und nicke geschlagen.

"Super." grinst er, "Wir werden heute sowas von locker lassen. Also freu dich, Haley Preston."

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