Chap 66

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Als ich die Frau genauer betrachtete, fühlte ich mich im ersten Moment unwohl, denn sie sah irgendwie meiner verstorbenen und komplett psychopatischen Tante Bellatrix ähnlich. Jedoch bemerkte ich nach weiterem genauen Hinsehen, dass ihre Haare eher braun als schwarz waren und sie hatte größere und vor allem weichere Augen.

Eine leise Vermutung machte sich in meinem Inneren breit, wer da gerade neben mir war.

,,Ich weiß nicht, ob du schon von mir gehört hast oder ob mein Name gar nicht mehr erst in den Mund genommen wird, aber...", sie sah mich ein wenig nervös an.

,,Ich bin Andromeda. Die ältere Schwester deiner Mutter. Deine Tante.", meinte sie dann und meine Vermutung wurde bestätigt. Ich sah sie nur schweigend an.

,,Hast du denn schon mal von mir gehört?", fragte sie nun und ich nickte wieder nur.

,,Aber wahrscheinlich nichts Gutes.", seufzte sie. ,,Dass du eine Blutsverräterin wärst, nicht in die Familie passen würdest, lieber ein Schlammblut geheiratet hättest, anstatt in unserer Familie zu sein und ein unreines und unwürdiges Kind bekommen hättest und darauf auch noch stolz wärst.", meine Stimme war zittrig.

,,So redet also meine kleine Schwester über dich?", kam es leise von ihr und ich schüttelte den Kopf. ,,So hat mein Vater über dich geredet und Bellatrix. Meine Mum hat nie über dich geredet, außer, um mir Sachen aus eurer Kindheit zu erzählen.", murmelte ich und sie nickte.

Da fielen mir plötzlich die Parallelen zwischen meiner bis jetzt nie gekannten Tante und mir auf.

Mein Vater bezeichnete mich mit Sicherheit jetzt schon als Blutsverräter und wäre ich nicht sein einziger Sohn, hätte er mich aus der Familie gestoßen, weil ich nicht in die Familie passte. Er war der Meinung, dass ich ein zu weiches Herz hatte und zu wenig die Sitten und den Glauben der Malfoys vertrat.

Ich war in einer arrangierten Verlobung mit einer reinblütigen Slytherin, wollte aber viel lieber eine muggelgeborene Gryffindor heiraten. Und selbst, wenn ich dafür aus der Familie verstoßen werden würde.

Mit dieser muggelgeborenen Gryffindor hatte ich ebenfalls ein Kind, das demnach halbblütig und in den Augen meines Vaters unrein und unwürdig war. Und ich war verdammt stolz auf dieses Kind.

Es war, als hätte sich Andromedas Geschichte mit mir wiederholt.

,,Willst du mir sagen, was los ist?", fragte sie sanft und ich seufzte. Wahrscheinlich lag es daran, dass sich unsere Geschichten so ähnelten und sie das Gleiche durchgemacht hatte, wie ich nun, aber ich vertraute ihr.

,,Mein Sohn, ein Halbblut...", ich schmunzelte und Andromedas Augen weiteten sich. ,,Hat Leukämie. Er ist bald eineinhalb Jahre alt. Die Chemo hat nicht wirklich angeschlagen, sondern es noch eher verschlimmert. Jetzt bekommt er eine Woche Strahlentherapie. Es wird sich am Ende der Woche rausstellen, ob diese anschlägt, wenn nicht, bekommt er eine Stammzellentransplantation von mir, aber das wird dann auch wieder dauern bis dahin. Dann besiegen wir vielleicht den Krebs, aber wer weiß, vielleicht kommt der Krebs ja in ein paar Jahren wieder und er muss das Gleiche nochmal durchmachen...", erklärte ich und neue Tränen rannen meine Wangen runter.

Sie sah mich bedauernd an.

,,Ich bin mir sicher, dass er das schaffen wird und dass er stark ist. Wenn dein Sohn ein Halbblut ist, wie du eben gesagt hast, scheint er ja nicht in einer arrangierten Ehe oder Ähnlichem gezeugt worden sein, also unter Zwang, sondern freiwillig. Er ist also kein Produkt aus Zwang unserer Familie sondern ein Produkt aus hoffentlich Liebe. Und wenn man mit Liebe und nicht mit Zwang gezeugt wurde, ist man wesentlich stärker.", meinte sie dann liebevoll.

Draco Malfoy - my son's Father Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt