Kapitel 3

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Julia

Blaugrüne Libellenflügel. Zwei Wölfe, ein weißer und ein schwarzer. Eine dunkle Kutsche, die durch das goldene Tor einer weißen Mauer fuhr. Weiße Gebäude, mit leuchtend blauen Dächern. Ein Schild. Akademie für Begabte Hexen und Zauberer. Wald. Endloser Wald. Ein Dorf.

Etwas klingelte. Julia drehte sich auf die andere Seite. Alles war so warm und weich, nur dieses Klingeln war lästig. Julia zog die Bettdecke über den Kopf, während sie langsam wach wurde. Blöder Wecker. Sie streckte die Hand nach dem unliebsamen Objekt aus und stellte den Wecker aus. Langsam kroch sie unter der Bettdecke hervor. Blöder Wecker. Kurz darauf klopfte es an der Tür.

„Ich bin wach", rief Julia und setzte sich gähnend auf ihr Bett. Der frühe Morgen sollten abgeschafft werden. Sie schaute auf ihren Wecker, während die Dienerin mit den grünen Libellenflügeln hereinkam. Sie hatte einen Servierwagen dabei auf welchem eine Teekanne und eine Teetasse stand. 10:00 Uhr. Definitiv viel zu früh.

„Euer Tee, Prinzessin." Sie stellte die Kanne und die Tasse auf Julias Nachttischchen ab. „Eure Mutter wünscht in einer halben Stunde gemeinsam mit Euch zu frühstücken. Was möchtet ihr heute anziehen?"

„Irgendetwas." Julia gähnte und goss sich schwarzen Tee in die zarte Teetasse. „Leg mir irgendetwas raus. Hauptsache bequem. Danke." Julia nahm die Tasse mit in das kleine Bad, zu welchem eine hübsch verzierte Tür in ihrem Zimmer führte, während die Dienerin durch eine andere in Julias Ankleidezimmer ging. Julias stellte die Tasse auf dem Waschbecken ab, huschte unter die Dusche und putzte sich die Zähne. Danach zog sie sich einen Bademantel an und ging Tee trinkend in ihr Ankleidezimmer. Die Dienerin war bereits fort. Super. Jetzt schmeckt der Tee nach Zahnpasta... Vielleicht sollte ich den Tee einfach über den Wecker gießen? Damit das blöde Ding nie wieder klingelt... Aber dann würden ich morgens wieder von der Dienerschaft geweckt werden.... Blöder Wecker!

Sie zog die Kleidung an, die die Dienerin ihr auf einen kleinen, violetten Sessel gelegt hatte. Ein gelbes Sommerkleid mit weißen Stickereien und eine hellblaue, Strickjacke mit halblangen Ärmeln und Blumenknöpfen aus hellem Perlmutt. Dazu gelbe Schuhe. Viel zu fröhlich für morgens. Blöder Wecker!

Gähnend ging Julia ins Esszimmer. Dort saßen bereits ihre Eltern und Peter am Frühstückstisch und waren in ein Gespräch verwickelt. Auf dem Tisch standen eine Kaffeekanne und eine Teekanne, Brötchen, Schinken, Käse, reichlich Obst, Butter und süßes Gebäck. „Morgen", murmelte Julia und setzte sich neben Peter. Sie griff nach der Kaffeekanne und ignorierte dabei den tadelnden Blick ihres Vaters. Kaffee ist nur etwas für Erwachsene... Bla, bla, bla... Ein Hoch auf die Kaffeetrinker. Ein Hoch auf mich!

„Kaffee ist nichts für junge Damen, Fräulein." Ihr Vater, Friedrich, schüttelte den Kopf. Wusste ich's doch!

„Dann bin ich keine Dame", antwortete sie und streckte ihrem Vater die Zunge raus. Peter lachte. „Ich trinke lieber Tee. Heißt das, dass ich eine junge Dame bin? Soll ich mir einen Rock anziehen?"

„Ja. Und beeil dich! Dein Tee wird sonst kalt." Die Königin lächelte. „Julia? Hast du was Schönes geträumt?"

„Nur verworrenes. Seltsamerweise war es dasselbe, wie während der Kutschfahrt. Die Akademie. Ein Wald. Ein Dorf. Aber nichts Genaues. Nur Bilder", antwortete sie, während sie nach einem Apfel griff.

„Bilder?" Ihr Vater wurde hellhörig. Auch ihr Bruder und ihre Mutter sahen sie erwartungsvoll an.

„Ja. Einfach Bilder. Falls ich mehr geträumt habe, weiß ich es nicht mehr."

Die Königin zog runzelte die Stirn. „Konntest du dich in dem Traum bewegen, oder sind die Bilder eher ... erschienen? Wie ein Film?"

„Wie im Film?", beteiligte sich nun Peter an dem Gespräch und stapelte dabei sehr viel Käse auf eine Brötchenhälfte, auf der bereits sehr viel Butter war. „So wie deine Visionen, Mama?"

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt