Kapitel 76

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Agathe

Als die Wachen am Abend zurückkehrten hatten sie keine guten Neuigkeiten. Sie waren zu Agathe in das Büro gekommen, um ihr das Ergebnis der Suche an der Akademie zu berichten. Agathe saß an ihrem Schreibtisch und fixierte die beiden mit einem auffordernden Blick.

„Eure Hoheit? Der Prinz war an der Akademie. Allerdings..." Der ältere Herr sah sie zerknirscht an. „Wie es aussieht sind die Prinzessin und der Prinz verschwunden. Auch die vier Diener der Prinzessin sind nirgends zu finden. Bekommen wir Eure Erlaubnis, die Hauptstadt zu durchsuchen? Es besteht die Möglichkeit, dass sie sich dort aufhalten. Eventuell bei ihrer Schwester." Manuel Schmied arbeitete bereits dreißig Jahre als Palastwache. Seine Kollegin, Rebecca Neu, seit fünf. Die junge Frau stand gerade, mit ausdruckslosem Gesicht vor Agathe.

„Bei Ingried?" Die Königin verzog das Gesicht.

„Ihre Dienerin, Sophie, erzählte, Julia hätte ihre Schwester einmal besucht", erklärte Frau Neu. „Daher ist es nicht auszuschließen, dass sowohl die Prinzessin als auch der Prinz beschlossen haben, ihre Schwester zu besuchen. Seltsamerweise kann sie sich nicht daran erinnern, was an dem Abend des Verschwindens der Prinzessin genau passiert ist. Sie muss eingeschlafen sein. Auch die gebundenen Diener fehlen."

„Und warum wart ihr dann nicht dort?" Agathe schlug vor Wut auf ihren Schreibtisch. „Meine Tochter ... und mein nichtsnutziger Sohn, könnten bereits wieder hier sein!" Aber warum sollte Julia ihre Diener mitnehmen?

„Wir wollten nicht ohne eure Zustimmung handeln." Herr Schmied sah beunruhigt zu seiner Kollegin. „Außerdem möchten wir gerne noch bei dem ehemaligen Prinzen, Paul, nachsehen. Es besteht die Möglichkeit, dass die beiden ihn besuchen wollten. Das würde auch erklären, warum die Prinzessin ihre Diener mitgenommen hat."

„Paul?" Agathe seufzte.

„Nun... Es ist offensichtlich, dass die Prinzessin den Kontakt zu ihren Geschwistern sucht. Immerhin hat sie mit ihnen Briefe gewechselt!" Frau Neu nickte, als würde dies ihre Aussage verstärken.

„Gut." Agathe warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne war schon lange untergegangen. „Ich möchte, dass Wachen sowohl zu meiner Tochter Ingried geschickt werden, als auch zu meinem Sohn Paul. Ihr kennt ihre Adressen?"

„Wir haben die Adressen der Briefe entnommen", bestätigte Herr Schmied.

„Wir stellen zwei Suchtrupps zusammen und brechen Morgen auf!" Frau Neu sah zu ihrem Kollegen. „Jeweils fünf Wachen? Falls wir auf unerwartete Komplikationen stoßen?"

Agathe schickte die beiden mit einer Handbewegung fort und überließ die Wachen ihren Planungen.

Ihre Tochter war also verschwunden? Von der Akademie fortgelaufen? Zusammen mit ihrem Bruder und ihren Dienern? War sie bei Ingried? Oder Paul? Sie hätte den Kontakt der Geschwister unterbinden sollen! Da die Prinzessin gesucht wurde, ihre Tochter!, konnte sie unmöglich zu der Hochzeit im Sumpfland fahren. Friedrich musste allein in ein paar Tagen aufbrechen. Es ging sowieso um seinen, unehelichen Sohn! Sofern bis dahin Julia nicht bereits zurück war. Dann würde sie ihren Mann begleiten und die Scharade weiterspielen. So tun, als würde sie Torsten akzeptieren.

Etwa eine Stunde später brachten Diener ihr einen Brief von der Akademie, in welchem vom Verschwinden ihrer Tochter berichtet wurde.

Torsten

Die Kutsche hielt an einem kleinen, aber sehr feinen Gasthof. Dort würden sie die Nacht verbringen, bevor sie am nächsten Tag die Reise fortsetzten. Bis in das Sumpflang war es ein längerer Weg. Auch mit schnellen Pferden. Sie würden insgesamt drei Tage brauchen, wenn sie den Pferden nur wenige Pausen gönnten. Vier mit längeren Pausen.

Torsten reichte Annemarie die Hand, als diese aus der Kutsche aussteigen wollte. Sie lächelte und ließ ihn ihr helfen.

Einer ihrer Diener, welche sie in einer weiteren Kutsche begleitete, ging voraus, um ihnen Zimmer zu besorgen. Zwei Wachen, auch sie hatten Annemarie begleitet, blieben bei den beiden, während die Kutscher die Kutschen und die Pferde unterstellten und den Tieren Wasser und Futter gaben.

„Ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen!" Annemarie richtete ihre Kleidung. Dabei betrachtete sie den Gasthof. „Hier habe ich bereits auf dem Hinweg übernachtet. Es gibt akzeptable Zimmer. Aber das Schloss wird dich überwältigen! Wir haben hohe Decken und hohe Fenster! Es ist wundervoll. Und ab und an sieht man zwei Drachen über das Sumpfland fliegen."

„Drachen?"

„Drachen! Sie sind atemberaubend! Leider unzähmbar."

„Ich habe noch nie einen Drachen gesehen."

Annemarie kicherte. „Das würde mich auch wundern. Normalerweise leben sie in den Gebirgen der Wüste. Aber diese zwei sind vor einigen Jahren im Sumpfland aufgetaucht... Sie stehlen den Bauern das Vieh... Oder auch mal einen Bauern, wie ich hörte. Aber wir können sie nicht vertreiben."

„Du hast also noch nie einen von nahen gesehen?"

„Nein!" Annemarie schüttelte leicht den Kopf. „Aber Marlon wollte als Kind einen haben."

„Wie süß."

„Wohl eher dumm! Selbst ein Drachenkind kann bereits einen Erwachsenen verschlingen!"

Der Diener kehrte nun zurück. Zusammen mit einem Gastwirt, der ihnen ihre Zimmer für die Nacht zeigte. „Heute haben wir auch einen wunderbaren Eintopf im Angebot", murmelte er nervös, als sie die Treppe zu ihren Zimmern hochstiegen.

Der Diener nickte und bestellte diesen für alle auf ihre Zimmer. Die Diener und Wachen würden sich Zimmer neben der Prinzessin und Torsten teilen, welche jeweils ein eigenes Zimmer hatten.

Torsten ließ sich in sein Bett fallen. Alles ging so schnell.

Drachen? Er hatte gehört, sie seien mächtig und wären nur zu finden oder sehen, wenn sie es wünschten. Hätte er das Glück einen zu sehen?

Unzähmbar. Was wäre, wenn er der erste wäre, der einen Drachen zähmte? Würde das seiner Zukünftigen gefallen? Ein Drache nur für sie beide und ihre Pläne? Er schmunzelte. Was für ein dummer Gedanke. Ich würde als Vorspeise enden, anstatt den Drachen zu zähmen. Aber sehen möchte ich einen.

Julia


Ein brennender Wald. Soldaten. Das Dorf in Flammen. Fliehende Elfen. Leopold. Finn. Marko. Ein Dorf in der Steppe. Ein Drache. Torsten und Annemarie vor dem Thron der Vampire. Die wütenden Schreie ihrer Mutter. Paul mit einer glücklichen, kleinen Familie. Peter mit langem Haar und einem breiten Lächeln. Neben ihm ein Unbekannter. Zentauren die zu einer Feier kommen. Marko und Finn, die an einem Lagerfeuer sitzen. Leopold spielt mit einer kleinen Elfe mit rosa Libellenflügel und einem jungen Werwolf.

Julia wachte auf. Es war mitten in der Nacht. Finn hatte sich an sie gekuschelt. Marko lag als Wolf über ihren Füßen, Finns Füße auf seinem Bauch. Peter beanspruchte einen großen Teil des Betts für sich. Sie seufzte. Wieder ein Traum.

Sie musste die Elfen warnen! Doch dafür musste sie mit ihnen sprechen und aus diesem Zimmer raus! Ihr Dorf würde in Flammen aufgehen!

Und sie wollte mit Leopold sprechen. Vielleicht ließ er sich von seinem Plan noch abbringen. Der Plan. Er würde nicht aufgehen. Die Elfen mussten das Wissen!

Sie musste sie retten!

Sie zog die Bettdecke höher und kuschelte sich in ihr Kissen. Finn protestierte leise im Schlaf. Lächelnd strich sie ihm über das Haar und schloss dann ihre Augen.

Sie musste die Elfen beschützen.

Sie musste ihre Diener beschützen.

Ihren Bruder!

Leopold. Du Dummkopf! Du blöder Dummkopf! Idiot!

Warum hast du nicht mit mir gesprochen?

(c: sasi)

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt