Kapitel 68

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Peter

Vor ihm ragte das Tor zu Akademie auf. Die Fahrt hatte länger gedauert als er erwartet hatte. Der Kutscher half ihm aus der Kutsche, da dies sich mit einem Brautkleid als schwierig erwies und reichte ihm dann seine Reisetasche.

„Warum wollt Ihr zur Akademie? Und das in einem Kleid?", murmelte der Kutscher nun.

„Ich besuche meine Schwester."

„In einem Hochzeitskleid?" Der ältere Herr schnaubte amüsiert. „Ihr Adligen seid schon seltsam. Das ist doch ein Hochzeitskleid, oder?"

Peter zwinkerte ihm provokativ zu. „Allerdings. Gefalle ich Ihnen?"

„Ha!" Der Kutscher lachte. „Ich sehe, Ihr habt es faustdick hinter den Ohren. Also dann, ich fahre dann wieder."

„Vielen Dank."

„Oh ich habe zu danken!" Der Kutscher hielt das Diadem zum Abschied hoch und fuhr dann davon.

Peter sah ihm hinterher. Nun war er also endlich da. Er war an der Akademie. Es war immer sein Ziel gewesen, das war er wollte. Allerdings hatte er nicht gedacht, dass er hier in einem Brautkleid ankommen würde... Damals, als er noch glaubte... hoffte... ein Zauberer zu sein. Er bereute seine Entscheidung nicht. Er hatte Babette nicht heiraten wollen. Er hätte sich allerdings gewünscht, Julia hätte seinen spektakulären Auftritt gesehen und ihn angefeuert. Aber wohin hätte er dann fliehen sollen? Zu Ingried? Ja. Seine ältere Schwester wäre eine Option gewesen und er hoffte, eventuell bei ihr unterzukommen. Aber er vermisste seine kleine Schwester und er hatte ihr versprochen zur Akademie zu kommen. Auch wenn man ihn hier sicher als erstes suchen würde, sobald das Chaos im Schloss sich gelegt hatte. Jetzt musste er seine Schwester nur noch finden.

Er schmunzelte, als er an das Gespräch mit Babette im Regen dachte. Er hatte ihr seinen Plan gesagt. Nach der Hochzeit würde er seine kleine Schwester besuchen. Sie hatte nur nicht geahnt, wie kurz die Hochzeit ausfallen würde. Aber sein ‚Nein' hätte sie nicht überraschen sollen. Auch das hatte er ihr im Grunde schon gesagt. Oder etwa nicht? Er dachte an Babettes Gesichtsausdruck, als er verneinte. Sie hatte nicht überrascht ausgesehen, oder enttäuscht. Nein. Sie sah wütend aus und empört. Fassungslos.

Julia hatte ihm erzählt, wo ihre Wohnung lag. Er musste also nur das richtige Gebäude finden. Ob das Turnier bereits vorbei war? Peter ging durch das große Tor. Ein Gefühl von Freiheit, Macht und Sehnsucht durchströmte ihn. Ein langer Weg durch einen kleinen Wald und mehrere Gärten schlängelte sich hoch zu den imposanten Gebäuden der Akademie für junge Hexen und Zauberer. Schüler kamen ihm entgegen. Einige von ihnen trugen Fechtuniformen und Degen. Er sah viele lachende Gesichter. Einige sahen auch müde aus. Als sie den ungewöhnlichen Gast bemerkten runzelten viele die Stirn. Einige zeigten sogar lachend auf ihn. Ja lacht ihr nur. So etwas phänomenales wie mich werdet ihr nie wieder sehen. Peter grinste. Wo mochte wohl seine Schwester sein? Mit erhobenem Haupt ließ er seinen Blick zwischen den Schülern hin und her wandern. Ab und an zwinkerte er jemandem zu. Die verblüfften Blicke amüsierten ihn. Dann hörte er endlich eine vertraute Stimme.

„Ich hoffe, ich muss sowas nie wieder machen!" Julia stand mit ein paar Freunden etwas abseits von all den anderen Schülern vor einer großen Hecke. „Es war furchtbar!"

„Julia!", rief Peter und eilte auf sie zu. Nun... Soweit er in seinen Schuhen rennen konnte.

Ihre Freunde sahen ihn mit großen Augen und offenen Mündern an, doch Julia grinste breit.

„Peter!" Sie lief ihm entgegen und umarmte ihn. „Ist das etwa ein Hochzeitskleid?" Sie lachte und zupfte an dem weißen Stoff.

Peter drückte sie fest an sich. „Natürlich! Wenn ich mein Schwesterchen an der Akademie besuche, muss ich doch Eindruck hinterlassen, bei all den Schülern! Ich bin mir sicher, dem ein oder anderen schon den Kopf verdreht zu haben!"

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt