Kapitel 36

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Julia

Eine Woche später stand Finn vor ihr mit einem wunderschönen Kleid. Es war Nachmittag und Leopold und Marko waren noch nicht aus der Küche zurück. Sophie saß im Sessel und strickte das nächste Paar Socken. Julia, Finn und Leopold hatten bereits eines bekommen. Dieses Paar war für Marko bestimmt.

„Das ist für Euch. Als Dankeschön!", verkündete Finn und hielt das Kleid hoch. Es war einfach geschnitten, mit weiten Ärmeln. Das Kleid war fliederfarben und Finn hatte den Saum mit hellgelbem Garn bestickt.

„Du hast mir ein Kleid genäht?" Julia war verblüfft. „Als Dankeschön?" Sie hatte mit einem Paar Socken oder einem Schal gerechnet, aber nicht mit einem Kleid.

Finn lächelte und hielt ihr das Kleid entgegen. „Meine Oma hat mir nicht nur das Sticken beigebracht... Mir war als Kind immer langweilig und nähen macht Spaß. Also dachte ich mir, als ein Dankeschön für den Stoff und alles könnte ich Euch etwas nähen... Es ist nicht so gut, wie die Kleider, die ihr sonst tragt, aber..."

Tatsächlich war die ein oder andere Naht etwas schief, aber das viel kaum auf. „Vielen Dank. Ich probiere es gleich an!" Julia eilte in ihr Zimmer. Das neue Kleid passte wie angegossen... Woher hatte er nur ihre Maße... Von Sophie? Sie betrachtete ihr Spiegelbild und lächelte.

Es sieht schön aus. Finn ist sehr talentiert.

Sie hörte, wie Marko und Leopold zurückkamen. Marko beschwerte sich darüber, dass das Personal heute sehr unfreundlich gewesen war.

„Gab es wieder Probleme?" Sie eilte in den Flur und sah die beiden eindringlich an. Zwei Mal hatte sie sich bereits über das Verhalten des Personals beschwert. Aber in der Küche hatte es bislang noch keine größeren Probleme gegeben.

„Nein. Nicht wirklich." Marko betrachtete ihr Kleid. „Finn hat Euch also das Kleid gegeben? Ihr seht schön aus."

Leopold starrte sie regelrecht an.

Finn kam nun in den Flur. „Ihr seht gut aus!" Er nickte zufrieden.

„Danke Finn. Es gefällt mir sehr!" Als Dank umarmte sie den Wolf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sie fühlte sich nicht so, als hätte sie ein Dankeschön verdient, aber sie freute sich sehr.

Nach dem Abendessen saßen sie alle im Wohnzimmer. Finn unterhielt sich mit Sophie. Marko lag als Wolf zu seinen Füßen. Julia spielte mit Leopold Karten. Draußen regnete und stürmte es. Regentropfen peitschten gegen die geschlossenen Fenster.

Als es donnerte erschrak Julia und ein Wind wehte durch das Zimmer. Sie mochte Gewitter nicht besonders und sah überrascht zu dem Fenster. Sie waren fest verschlossen. Woher war der Wind gekommen?

In der Ferne waren Blitze zu sehen.

„Prinzessin?" Leopold klang beunruhigt. Als sie zu ihm sah, traute sie ihren Augen nicht. Die Spielkarten, die auf dem Tisch gelegen hatten, lagen dort nicht mehr. Stattdessen lagen sie verstreut auf dem Boden.

„Wart Ihr das?", fragte Leopold.

„Was war ich?" Woher war der Wind gekommen?

„Prinzessin?" Leopold betrachtete die Karten auf dem Boden. „Außer Euch kann das niemand anderes gewesen sein... Wir können alle keine Magie nutzen."

„Ach du liebe Zeit!" Sophie sprang auf und betrachtete das Chaos. „Wind! Prinzessin, Ihr wisst was das bedeutet?" Sie strahlte begeistert.

„Was bedeutet es?" Finn sah verwirrt aus und Marko schnaubte.

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt