Kapitel 21

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Julia

Am Montag kam ein neuer Brief. Peter hatte ihr geschrieben, genau wie ihre Mutter. Die Königin befürwortete, dass Julia zu dem Ball kommen wollte und würde ihr am Mittwochabend eine Kutsche schicken. Sie freute sich darauf, ihre Tochter zu sehen. Peter hatte eine hübsche Kette in ein Taschentuch gewickelt und sie ihr geschickt. Ein schimmernder Glasschmetterling an einer feinen Kette. Julia lächelte. Die Kette war wunderschön.

Ihr Schultag war unspektakulär gewesen. Im Fechtunterricht hatte sie sich besonders ungeschickt angestellt, in Magie war sie beinahe eingeschlafen... Philip war tatsächlich eingeschlafen und Helga hatte sich als ehrgeizige Streberin entpuppet. Marie hatte verschlafen und war zu spät zur ersten Stunde erschienen, ein paar Jungen hatten ihrem Geschichtslehrer einen Streich gespielt...

Julia war müde.

Sonntagnacht hatte sie mit Marko und Leopold lange Karten gespielt und heiße Schokolade getrunken. Besonders Leopold war ein harter Gegner gewesen und hatte jedes Spiel gewonnen.

Julia gähnte und trank einen Schluck Kaffee den Sophie ihr gemacht hatte. Die alte Dame kochte Eintopf und sang dabei altes Kinderlied. Finn saß Julia gegenüber und bestickte eine ihrer Jacken. Ein einfaches Blumenmuster. Das Garn dafür hatte Sophie in der Stadt gekauft.

Julia brauchte ein neues Kleid für den Verlobungsball ihres Bruders. Sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie in den Leiden der Stadt nach einem suchen wollte oder ob sie einen Schneider herkommen lassen wollte. Die Zeit drängte...

Leopold kam mit einem Staubwedel in die Küche. „Unser Flur ist offiziell entstaubt", verkündete er spielerisch feierlich. „Preist mich!"

Julia lachte. „Unser Held!"

„Oh du herrlicher Bezwinger des Staubs!", sagte Sophie ebenso feierlich. „Nun bezwinge doch bitte den gefährlichen Fensterschmutz, auf das sie glänzen!"

Leopold verbeugte sich. „Natürlich, Majestät Köchin! Der Schmutz wird sich fürchten lernen!"

„Majestät Köchin? So möchte ich von nun an immer genannt werden." Sophie strich sich die Schürze glatt. „Sehe ich königlich aus?"

„Immer. Dir fehlt nur die Krone." Julia holte sich einen Löffel und probierte den Eintopf. „Es fehlt etwas Salz."

Sophie betrachtete sie amüsiert. „Wollt Ihr das Kochen übernehmen?"

„Liebend gern, nur kann ich nicht kochen. Mir würde vermutlich selbst Suppe anbrennen... Und ich sollte mit den Hausaufgaben anfangen... Und ich brauche ein Kleid."

„Wollt Ihr in die Stadt?" Leopold saß auf dem Stuhl, auf welchem Julia zuvor gesessen hatte und beobachtete Finn beim Sticken, anstatt die Fenster zu putzen.

Finn wirkte etwas unruhig. „Müssen wir wieder mit?", fragte er.

Julia verneinte. „Ich denke nicht. Sophie? Kannst du einen Schneider mit einer Auswahl an Kleidern herkommen lassen?" Vielleicht ist das besser... Es spart Zeit. Wir bekommen immer viele Hausaufgaben auf...

„Ich wollte eh noch einmal in die Stadt, also, ja. Ich mache mich gleich nach dem Mittagessen auf den Weg."

Finn sah zur Küchentür als würde er etwas suchen. „Wann kommt Marko wieder? Müsste er nicht längst da sein?"

Marko half in der Wäscherei aus, da besonders viel Wäsche abgeben worden war. Sophie hatte ihn gleich nach dem Frühstück losgeschickt. „Ich weiß es nicht, aber wir können ihm ja Eintopf überlassen, sollte er zum Mittagessen noch nicht zurück sein."

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt