Bonuskapitel 5

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                                                                                ( Für VeBree)


Sophies Familie war arm. Sie war die jüngste von insgesamt acht Kindern. Ihre Eltern arbeiteten hart, um sie alle zu ernähren. Johanna, ihre älteste Schwester, kümmerte sich tagsüber um Sophie und ihre drei Brüder Johann, Tobias und Klaus. Johann war sechs Jahre alt, Tobias acht, Klaus zehn und Sophie gerade einmal fünf. Die vier waren viel Arbeit für die vierzehn Jahre alte Johanna, die seit ihrem zwölften Lebensjahr nicht mehr zur Schule ging, um auf ihre Geschwister aufzupassen. Sophie hatte noch drei ältere Brüder, die alle bereits ausgezogen waren. Clemens, Andreas und Robin waren alle drei bereits verheiratet und hatten bereits ihre eigenen Familien, für die sie Sorgen mussten.

Sie hatte dennoch eine glückliche Kindheit, auch wenn es manchmal nur eine Mahlzeit am Tag gab.

Als Sophie siebzehn war, wurde ihr Vater krank und konnte nicht mehr Arbeiten. Das Geld, dass ihre Mutter verdiente, reichte nicht für sie drei. Sie lebten in einem kleinen Haus am Rande von Schlossstadt. Sophies Geschwister waren alle in andere Städte gezogen und konnten ihre Eltern nicht unterstützen. Daher sollte Sophie sich einen gut bezahlten Arbeitsplatz suchen, um ihre Eltern zu unterstützen. Bislang hatte sie auf dem Markt ausgeholfen, doch das wenige Geld, das sie dort verdiente, reichte nicht aus.

Zunächst arbeitete sie in einem kleinen Laden, der Wolle und Stoff verkaufte. Dort entdeckte sie ihre Liebe zum Stricken. Die Besitzerin des Ladens war eine freundliche Dame, die ihr nach der Arbeit das Stricken beibrachte. Dann kam der Winter und das Geld, dass sie im Laden verdiente reichte nicht, um das Haus warm zu halten. Es war ein besonders harter und nasser Winter. Zudem ging es ihrem Vater zunehmend schlechter. Sie hatten kaum Geld über, um seine Medizin zu bezahlen. Und auch das Brennholz war teuer. Sophie brauchte eine andere Arbeitsstelle.

Durch Zufall erfuhr sie, dass das Schloss neues Personal suchte und sie bewarb sich dort. Sophie bekam zunächst eine Stelle als Tellerwäscherin in der Küche. Dort verdiente sie genug Geld, um ihre Eltern durch den Winter zu bringen. Sie schickte ihnen jede Woche Geld, da das Personal und damit auch Sophie, in den Kellerräumen des Schlosses lebten. Sophies Zimmer war klein, aber es war warm und sie bekam jeden Tag drei Mahlzeiten.

Drei Jahre später erlag ihr Vater seiner Krankheit und starb. Ihre Mutter folgte ihm zehn Jahre später. Für Sophie war dies eine schwere Zeit, doch die Arbeit hielt sie beschäftigt. Ein Jahr später zog Andreas mit seiner Frau und seinen fünf Kindern zurück nach Schlossstadt. Und wiederrum ein Jahr später folgte Johanna mit ihrem Ehemann und ihrer kleinen Tochter. Sophie verbrachte ihre freien Tage damit, ihre Geschwister zu besuchen.

Über die Jahre hinweg arbeitete sie sich langsam hoch, bis sie eine gut bezahlte Dienerin war, die sich um die drei jüngsten Kinder der Königin kümmerte. Se war stolz auf ihren Beruf und auf alles was sie erreicht hatte.

Als Sophie einundfünfzig Jahre alt war wurde das jüngste Kind der Königin geboren und sie fand ihre Bestimmung als Dienerin und als Großmutterfigur für das kleine Mädchen. Sie liebte Julia von ganzem Herzen.

Jetzt, sechzehn Jahre später, saß sie im Wohnzimmer der kleinen Wohnung und sah der jungen Prinzessin dabei zu, wie sie zu einer großartigen Person wurde. Sie war stolz auf das Mädchen, dass für sie wie ein Enkelkind war. Und sie bekam ein weiteres Enkelkind. Auch den jungen Wolf Finn hatte sie Lieb gewonnen. Sie würde den beiden die Sterne vom Himmel holen. Auch Marko und Leopold hatte sie gern, doch die beiden nahmen nicht denselben Platz in ihrem Herzen ein wie Julia und der schüchterne Wolf.

Ihr viel auf, wie der junge Elf Julia betrachtete. Er sah sie an, als sei sie das schönste Mädchen auf Erden. Marko sah Finn auf ähnliche Weise an. Sophie lächelte und hoffte mit Sorge, sie würden alle glücklich werden.

Die neusten Entwicklungen im Land gefielen ihr nicht. Die Gesetze wurden immer strenger und gebundene Diener wurden häufig schlecht behandelt. Sophie respektierte ihre Königin, doch sie war gegen die Sklaverei. Sie wünschte, Julias drei Diener könnten frei sein.

Das die drei vom Personal der Akademie teilweise schlecht behandelt wurden machte sie wütend. Am liebsten hätte sie dem ein oder anderen die Leviten gelesen. Umso zufriedener war sie daher, dass Julia derselben Meinung war. Sie war ein gutes Kind.


(c: sasi)


Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt