Weihnachtskapitel Teil 1

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(Für Aefener)



„Hast du alles gepackt?" Peter stand in Julias Zimmertür und betrachtete sie skeptisch. „Du bist ja noch im Schlafanzug!"

„Und du hast ein Kleid an!" Julia streckte ihrem Bruder die Zunge raus. „Ich habe gestern schon gepackt. Ich muss mich nur schnell anziehen!"

Peter, der ein dunkelblaues Strickkleid zu einer schwarzen Leggins trug, schüttelte den Kopf. „Hüpf wenigstens schnell unter die Dusche. Nicht das mein Auto nach ungewaschenem Teenager duftet! Hop, hop kleines Stinktier! Unter die Dusche mit dir!"

„Ich stinke nicht!" Julia rollte mit den Augen, verschwand in Richtung Badezimmer. Dabei kam sie an dem Terrarium ihrer beiden Echsen vorbei. Fiete schlief unter der Wärmelampe und Josef sah sie auffordernd an. Er liebte es gestreichelt zu werden. Und sie konnte nicht anders, als der Aufforderung nachzukommen, bevor sie unter die Dusche huschte.

Seit einem Jahr lebte sie nun bei ihrem Bruder. Ihre Eltern hatten sich vor zwei Jahren scheiden lassen, da ihre Mutter herausgefunden hatte, dass ihr Vater eine Zweitfamilie in Köln hatte, bei welcher er nun lebte. Julia hatte es in der Villa, allein mit ihrer Mutter, nicht ausgehalten. Agathe meckerte nur an ihr herum. Sie wollte, dass Julia, genau wie ihre Mutter, Politikerin wurde... Um dieses Ziel zu erreichen, sollte sie in der Schule Bestnoten schreiben und sich in der Partei ihrer Mutter ehrenamtlich engagieren. Julia war eine mittelmäßige Schülerin und setzte sich lieber mit online Videos für Menschenrechte ein, als ihre Mutter zu ihrer staubigen Partei zu begleiten, wo sie nur Unterlagen kopieren, Mails verschicken und Kaffee servieren würde. Nein. Julia wollte etwas bewirken. Jetzt!

Zum Glück hatte Peter sie gerettet und sie in seinem kleinen, teuren Loft in Berlin aufgenommen. Peter war Künstler. Ein erfolgreicher Künstler mit seiner eigenen, angesehenen Kunstgalerie. Julia war stolz auf ihn.

Als Julia gewaschen und fertig angezogen war, scheuchte Peter sie auch schon zu seinem kleinen Auto. Einer seiner Freunde würde sich über Weihnachten um Fiete und Josef kümmern. Das Gepäck hatte er bereits in den Kofferraum geladen. Peter liebte Luxus, doch wenn es um Autos ging, kaufte er immer günstige Gebrauchtwagen die er mit verrückten Stickern (Einhörner, Elfen, Enten und Möpse. Eine merkwürdige Kombination.) verzierte. Sein Hund, ein kleiner Mobs namens Hercules, thronte wie immer auf dem Beifahrersitz.

Alles, was Peter an Autos interessierte ,war dass sie vier Räder und ein Dach hatten.

„Hercules weigert sich, hinten zu sitzen", sagte Peter entschuldigend. „Ich habe es versucht. Ehrlich! Aber er würde während der gesamten Fahrt bellen und jaulen."

„Ist schon gut. Also? Wo fahren wir hin? Über Weihnachten? Alles, was du mir gesagt hast, ist, dass es ein Geschwistertreffen wird!" Sie setzte sich amüsiert nach hinten und schnallte sich an, während ihr Bruder den Wagen startete.

„Leider ohne Paul und Valentina. Die Fahrt ist für Amaury zu lang. Er ist erst zwei Monate alt und sie wohnen im Schwarzwald. Und zu meiner großen Freude, ohne Mama. Sie ist auf Kreuzfahrt mit ihren Freundinnen. Champagner und Seekrankheit Ahoi!"

Julia lachte. „Und wo fahren wir hin?"

„Das wirst du schon sehen."

Die Fahrt dauerte lange. Besonders, da sie wegen eines kotzenden Hercules, eine längere Extrapause einlegen mussten. Julia stand mit dem winselnden Mobs neben dem Auto auf dem kleinen Rasthof, während ihr Bruder leicht hysterisch jammernd versuchte sein Auto zu reinigen.

Als sie endlich weiterfahren konnten schlief Julia ein.

„Aufwachen Schwesterchen! Wir sind da!" Peter strich ihr über das Haar.

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt