Kapitel 4

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Marko

Besucher waren gekommen. Einige Soldaten waren mit einer Papierrolle in das Haus gekommen. Nun sprachen sie mit seinen Eltern im Wohnzimmer. Soldaten bedeuteten Ärger. Marko versuchte sich mit einem Roman abzulenken, doch die Sorge gewann. Sollte er runter gehen? Oder war er schon zu alt zum Lauschen? Leise schlich er aus seinem Zimmer den Flur entlang.

„Sie sind Teenager!", hörte er seinen Vater grollen. „Und wir sollen sie in den Palast schicken? Als Diener? Und Finn ist grade erst fünfzehn geworden und krank! Unmöglich können wir ihn fortschicken! Seine Eltern werden das nicht wollen!"

Finn?

„Ist es eine lebensbedrohliche Krankheit?", fragte eine fremde Stimme. „Braucht er Medikamente?"

„Nein, nicht direkt," antwortete seine Mutter kaum hörbar. „Und Medikamente gibt es nicht."

„Dann wird er in den Palast ziehen. Uns ist bekannt, dass Sie mehrere Söhne haben. Sie werden ebenfalls einen ihrer Söhne in den Palast schicken, auf Geheiß von Prinzessin Cloe."

„Unsere drei Ältesten sind alle verheiratet! Und unser jüngster ist erst siebtzehn!"

Was? Schockiert rannte Marko mit polternden Schritten in sein Zimmer zurück. In den Palast? Ich? Und Finn? Finn kann unmöglich arbeiten! Er verlässt doch so gut wie nie das Haus!

Leopold

Leopold saß am Ufer eines kleinen Bachs und schnitze mit einem scharfen Taschenmesser. Zwei Soldaten standen in der Nähe und behielten ihn im Auge. Vor einem Tagen war eine der Hexenprinzessinnen in sein Heimatdorf gekommen. Zusammen mit einigen Soldaten als Leibwache. Sie kam, um einen neuen Diener oder eine Dienerin zu wählen. Für ihre jüngere Schwester. Die Jüngeren, die zwischen 15 und 30 Jahre alt waren, hatten sich versammeln müssen. Ihre Wahl war auf ihn gefallen. In wenigen Stunden würde er den ersten Bindungszauber erhalten und dann zum Palast aufbrechen.

Es gab vier Arten von Bindungszaubern. Der erste Band eine Person an einen bestimmten Ort, wie zum Beispiel ein Haus. Der zweite Band eine Person an eine Gruppe von Personen, wie zum Beispiel einer Familie. Die ersten beiden Zauber wurden oft kombiniert. Die betroffene Person war dann an eine bestimmte Familie und ihr Grundstück gebunden. Dies bedeutete, dass die Person der Familie diente und das Grundstück, oder auch nur das Haus, je nach Bindungszauber, nicht verlassen konnte. Dann gab es einen temporären Bindungszauber. Dieser band die betroffene Person für eine bestimmte Zeitspanne an eine andere Person. Die betroffene Person konnte sich dann in einem bestimmten Radius frei bewegen, musste aber der anderen Person folgen und gehorchen. Dieser Bindungszauber wurde genutzt, wenn jemand anderes die einen Diener für eine Familie oder einzelne Person abholte. Der vierte Bindungszauber ähnelte dem Temporären Zauber, da er die betroffene Person an eine andere einzelne Person band. Der Betroffene konnte sich dann in einem bestimmten Radius frei bewegen, musste aber der anderen Person persönlich dienen und konnte sich nicht zu weit von der anderen Person entfernen, außer die andere Person wünschte dies. Zum Beispiel um Einkäufe in einer anderen Stadt zu erledigen. Der Betroffene war jedoch gezwungen immer zu der anderen Person zurückzukehren. Keiner der Zauber konnte aufgehoben werden. Der temporäre Zauber ließ sich nur in einen der anderen Zauber umwandeln.

Der vierte Bindungszauber war Leopold am unheimlichsten.

Ich hasse sie! Ich hasse sie alle! Ich könnte davonlaufen! Nein... Überall sind Soldaten. Fortlaufen ist unmöglich. Und sollte es mir gelingen... Würden sie meine Eltern bestrafen?

„Kann ich mich zu dir setzten?", hörte er jemanden Fragen. Leopold schaute auf. Es war der Dorfälteste.

„Der Bach gehört nicht mir. Hier kann sitzen wer will", antwortete er schmollend.

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt