Friedrich
„Kann ich Sie etwas fragen?" König Heinrich kam gähnend auf ihn zu. Friedrich stand auf dem Flur, in welchem sein Zimmer lag, und sah aus einem der Fenster. Er hatte sich die Bilder auf dem Flur angesehen, bevor der leichte Nebel draußen seinen Blick fesselte. Im Schloss war es unruhig. Die ersten Gäste trafen ein und bezogen Gästezimmer.
„Sollten Sie sich nicht langsam auf die Hochzeit vorbereiten?", fragte er den Vampir und gähnte.
„Sind Sie müde? Sich auf neue Zeiten umzustellen, fällt vielen nicht leicht. Sie sollten sich auch vorbereiten! In Kürze beginnen die Feierlichkeiten."
„Das ist wahr. Was wollen Sie mich fragen?", fragte er den Vampirkönig.
„Ich wollte in Ruhe mit Ihnen sprechen. Unter Männern. Ich möchte mein zukünftiges Familienmitglied in Ruhe kennenlernen. Wie ist es, König ihres Landes zu sein? Sie haben keine Entscheidungsgewalt. Königin Agathe herrscht allein, richtig? Für mich wäre das nichts."
„Ich habe sie geheiratet, da es von Vorteil war. Ich war im Adel hoch angesehen und besaß einige private Kliniken, in welchen damals an neuen Heilungszaubern gearbeitet wurde. Erfolgreich. Die Krankenhäuser der Krone waren nicht so fortschrittlich. Daher war es für Agathe von Interesse, unsere Häuser und damit die Krankenhäuser zu verbinden. Gesätze verhindern, dass Unternehmen einfach so von anderen übernommen werden können. Gesetzte denen meine Frau, an Anraten ihrer Berater, zugestimmt hatte. Vor langer Zeit. Ihr Sohn Fritz kümmert sich nun ebenfalls um die Krankenhäuser, die einst unter meiner Verantwortung lagen."
„Und welchen Vorteil haben Sie daraus gezogen?"
„Mir gingen die Mittel aus. Die Forschung hatte all mein Geld geschluckt. Nun finanziert die Krone die Krankenhäuser, ich bin nicht insolvent und habe an Ansehen gewonnen. Ich habe also viel gewonnen und kann mich nicht beklagen." Friedrich lächelte herablassend. „Ist das alles, was Sie wissen wollten?"
„Lieben Sie ihre Frau?" König Heinrich runzelte die Stirn. „Und ihre Kinder?"
„Warum ist das wichtig?" Was soll das? Ist das ein Verhör?
„Meine Tochter erzählte von der fatalen Hochzeit von Prinz Peter. Ich würde meine Tochter niemals zwingen, jemanden zu heiraten, den sie nicht mag. Ich hörte, der Prinz sei nun verschwunden? Zusammen mit Ihrer Jüngsten? Ich hoffe, Sie bekommen ihre Kinder bald wieder. Nun, seine Verlobte? Babette? Eine interessante, junge Dame mit einer interessanten Kleidungswahl. Hätte dieses Mädchen ihre Familie nicht zum Gespött gemacht?" König Heinrich lachte. „Annemarie erzählte, Prinz Peter hätte in seinem Hochzeitskleid königlicher ausgesehen als seine Verlobte."
„Zum Gespött?" Friedrich zog die Stirn kraus. Was erlaubt er sich? Will er mich kennenlernen oder mich und meine Familie erniedrigen? „Sie ist die Tochter des besten Freundes meiner Frau. Ein durchsetzungsfähiges, willensstarkes Mädchen, dass bereit war, die Pflichten zu erfüllen, die auf sie zukamen. Agathe hoffte, sie könnte Peter unter Kontrolle bringen. Meine Aufgabe war es, die Entscheidung meiner Frau zu unterstützen. Ich habe versucht vernünftig mit Peter zu reden, ihn bestens auf seine neue Rolle vorzubereiten... Er hat sich gesträubt. Ein Prinz sollte nicht in Frauenkleidern herumlaufen. Das ist nicht standesgemäß. Ein Prinz darf sich das nicht erlauben. Peter hat Pflichten und Erwartungen zu erfüllen. Wir alle haben viel für die Krone zu opfern. Sicher geht das Ihnen nicht anders. Eine junge Frau in ausgefallener Kleidung ist weniger problematisch. Was würden Sie tun, wenn Ihr Sohn plötzlich Kleider trüge? Er ist der Thronfolger."
„Nichts?" König Heinrich seufzte. „Ich bin mir nicht sicher, ob Marlon ein guter König wäre, auch wenn er unser Erstgeborener ist. Annamarie wäre eine bessere Königin. Vielleicht wird Ihr Sohn einmal König. Ich denke, Torsten ist dafür geeignet. Er ist klug. Meine Frau und ich wollen in etwa zwanzig Jahren abdanken. Wir werden nicht bis zu unserem Tod regieren. Annemarie vermutet es bereits. Sie war schon immer ein sehr kluges Mädchen, auch wenn sie als Kind nicht gerade einfach war. Wegen ihr sind einige Vasen zu Bruch gegangen. Marlon war weniger schwierig, aber seine Schwester war ihm mental immer überlegen. Sie wäre die bessere Wahl. Meine Frau sieht allerdings Marlon auf dem Thron. Er ist der ältere. Und viele im Adel stimmen ihr dabei zu. Aber noch steht nichts fest. Und, verzeihen Sie mir, aber ich muss es einfach ansprechen! Ich denke, Babette war als Ehefrau für Ihren Sohn Peter vollends ungeeignet. Sie wirkte lächerlich und überheblich auf mich. Ihr Sohn hingegen? Peter? Etwas exzentrisch und rebellisch, aber nicht lächerlich. Nicht wie dieses Mädchen. Ein sehr hübscher Junge. Genau wie Ihre jüngste. Julia. Sie ist ein sehr hübsches Mädchen, aber beide wirkten auf mich unzufrieden."
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Hexe - Der Aufstand
FantasyJulia möchte ein normaler, sterblicher Mensch sein. Ihre ältesten Geschwister sind Hexen, Zauberer. Julia möchte nichts davon. Sie möchte alles hinter sich lassen. Doch das Schicksal hat anderes mit ihr vor: Kurz vor ihrem 16. Geburtstag zeigt sich...