Hexe - Der Aufstand

Kapitel 31

Julia

Am nächsten Morgen war Leopold ungewohnt still. Er schien schlecht gelaunt zu sein. Marko und Finn hingegen unterhielten sich in einer Tour. Marko erzählte grade, welche Aufgaben er und Leopold am vorigen Tag in der Küche und im Speisesaal erledigen mussten. Hauptsächlich waren sie dort, um Geschirr zu spülen und Tische abzuwischen. Während sie am Wochenende viele Kartoffeln geschält hatten....

Sophie hatte diesen Morgen Rührei gemacht, welches sie alle zu ihren belegten Broten und Brötchen genossen. Es schmeckte wunderbar!

Dann war es für sie Zeit, zum Unterricht zu gehen. Inzwischen war Julia neugierig, was der Gastredner ihnen erzählen würde.

In der Nacht hatte sie wieder eine Vision gehabt, doch sie verstand nicht, was sie bedeutete.

Sie sah wieder das Dorf im Wald und alle drei Arten der Magie. Und dann waren da wieder die Kinder...

Auch den Aufsatz würden sie heute abgeben. Gleich am Anfang der ersten Stunde. Sie hatte gelogen, als sie Marie mitgeteilt hatte, sie sei zufrieden mit dem Ergebnis. Tatsächlich teilte sie nur Maries Meinung bezüglich des Briefverbots...

Der Politikunterricht war langweilig, wie immer. Danach hatten sie Geschichte. Julia beobachtete, wie Philip im Unterricht einschlief. Auch Helga sah müde aus. Hatten sie so lange an ihrem Aufsatz gesessen, dass ihnen nun Schlaf fehlte? Ihr Aufsatz war augenscheinlich neben Pias Aufsatz einer der längsten.

Dann kam der Magieunterricht. Der Gastredner war ein freundlicher Herr. Er beantwortete geduldig alle Fragen der Schüler zu seiner besonderen Begabung, bevor er den Unterricht begann.

„Die eigene Grenze zu kennen ist besonders wichtig", sagte er. „Die meisten von euch haben bereits ihr volles Potenzial erreicht oder sind kurz davor. Daher ist es wichtig, heute darüber zu sprechen."

Pia meldete sich und schnippte dabei eifrig.

Der Gastredner lachte darüber und nahm sie dran.

„Wo ist Ihre Grenze? Sie sind doch besonders mächtig? Haben Sie eine Grenze?", wollte sie fragen.

„Das ist eine sehr gute Frage." Er nickte. „Ich habe meine persönliche Grenze nur einmal erreicht und überschritten. Ich bin damals zum Glück nur in Ohnmacht gefallen. Wichtig ist, dass man die Anzeichen erkennt. Schwindel, Erschöpfung und Müdigkeit. Manche müssen sogar gähnen oder niesen." Einige Schüler lachten. „Wenn die magische Begabung gerade erst erwacht ist, hat euer Körper noch einen natürlichen Schutz, der allerdings verschwindet, wenn ihr euer volles Potenzial erreicht habt. Ihr seid es vermutlich noch gewohnt, dass ihr, wenn ihr an eurer Grenze seid, einfach keine Magie für einige Stunden nutzen könnt. Sobald ihr euer volles Potenzial erreicht habt, könnt ihr eure Grenze überschreiten, damit ihr euch und andere im Ernstfall immer verteidigen könnt. Doch der Preis ist hoch, da ihr in Ohnmacht fallen könntet oder schlimmeres." Er sah von Schüler zu Schüler. „Wer nur eine geringe Begabung hat, erreicht schneller seine Grenze als diejenigen, die stärker begabt sind. Bei wem von euch hat sich die Begabung spät gezeigt?"

Eine Hand voll Schüler, darunter Julia, meldeten sich.

Der Gastdozent nickte. „Ihr müsst besonders vorsichtig sein, auch im Unterricht. Es sind Schüler bereits umgekippt, weil sie unbedingt eine Aufgabe erfüllen wollten, obwohl sie längst ihre persönliche Grenze erreicht hatten. Aber wer weiß, vielleicht zeigt sich bei einem von euch ja noch eine besondere Begabung?" Er zwinkerte. „Wenn ihr zu dem kleinen Kreis gehört, zu dem auch ich gehöre, dann werden sich bei euch alle Arten der Magie zeigen. In dem Fall habt ihr noch eine lange Zeit den Schutz, den eure Mitschüler nicht mehr haben, da ihr eher volles Potential erst rund um euren 25. Geburtstag erreicht. Habt ihr Fragen dazu?"