Julia
Peter in ihrer Wohnung im Flur. Leopold mit einem Gefäß. Streit. Ein Dorf in einem Wald. Babette, die mit einem Messer ein Gemälde zerstört. Prinzessin Annemarie und Torsten, die gemeinsam tanzen. Sie trägt ein weißes Kleid mit blutroten Diamanten. Finn und Marko, die sich unter einem Baum küssen. Feuer.
Julia wachte schweißgebadet auf. Ihre Bettdecke war feucht und ihr Nachthemd klebte an ihrer Haut. Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Träge kletterte sie aus ihrem Bett und schüttelte die Bettdecke auf. Sie zog sich ein anderes Nachthemd an und holte sich ein Glas Wasser aus der Küche. Dort saß Finn am Tisch, ebenfalls mit einem Glas Wasser. Er sah müde aus.
„Konntet Ihr auch nicht schlafen?", fragte er. Julia bemerkte einen großen blauen Fleck an seinem linken Arm, den er eng an sich drückte.
„Was ist passiert?"
Finn verzog das Gesicht. „Ich hatte einen Albtraum... Und habe mir den Arm am Bett gestoßen."
„Darf ich mal sehen?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Es tut weh."
Julia setzte sich neben ihn und strich ihm über den Rücken. „Ich bin auch vorsichtig, ja?"
Er schüttelte erneut den Kopf. „Das heilt von allein. Es dauert nur etwas länger als bei anderen Wölfen. Ich bin das gewohnt. Das ist nicht das erste Mal, dass das passiert ist."
Julia legte den Arm um ihn. „Wovon hast du geträumt?"
„Meine Eltern. Sie waren plötzlich fort... Und dann war niemand mehr da und ich war ganz allein. Selbst Marko war fort... Und Ihr auch. Und dann..." Er schluckte. Eine einzelne Träne kullerte seine Wange herunter. „Nein, schon gut."
„Das hört sich unheimlich an."
„Das war es."
„Ich habe auch geträumt."
„Habt Ihr? Wovon?"
Julia gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich habe dich gesehen. Und Marko", versuchte sie ihn aufzuheitern. „Unter einem Baum."
„Was haben wir gemacht?"
„Ihr habt euch ganz tief in die Augen gesehen und dann hat Marko dich geküsst."
Finn lachte. „Und davon habt Ihr geträumt?"
„Es war eine Vision. Also wird es wohl passieren. Also? Du und Marko? In einer Abstellkammer?"
„Leo hat Euch davon erzählt?"
„Allerdings. Seit wann genau seid ihr zwei zusammen?"
Finn wurde rot. „Ich weiß nicht. Es ist einfach passiert? Leo hat uns in der Abstellkammer erwischt. Das war peinlich... Und das Küchenpersonal hat uns damit aufgezogen... Leo hat es ihnen erzählt... Naja... Nicht direkt. Er hat es angedeutet, aber das hat gereicht. Das war auch peinlich." Er legte den Kopf auf ihre Schulter. „Ihr und Leo? Macht Ihr Euch noch sorgen? Ich meine... Leo mochte Euch schon länger, aber Ihr seid die Prinzessin."
Julia küsste ihn auf das Haar. „Ja. Ich mache mir Sorgen. Ich mache mir über vieles Sorgen. Mein Bruder, die Krankheit, meine Magie, die verschärften Gesetze. Es geht so viel vor sich. Und ich weiß nicht, wie die Leute reagieren würden, wenn sie von Leo und mir erführen. Ich will nicht die grausame Prinzessin sein, die ihren Diener ausnutzt."
„Das tut Ihr nicht."
„Nein. Das tue ich nicht. Aber es könnte so aussehen. Obwohl... Vielen wäre das vielleicht egal und das macht es nicht besser."
DU LIEST GERADE
Hexe - Der Aufstand
FantasíaJulia möchte ein normaler, sterblicher Mensch sein. Ihre ältesten Geschwister sind Hexen, Zauberer. Julia möchte nichts davon. Sie möchte alles hinter sich lassen. Doch das Schicksal hat anderes mit ihr vor: Kurz vor ihrem 16. Geburtstag zeigt sich...