Julia
Anstatt im Unterricht zu sitzen, verbrachte Julia den gesamten Tag im Krankenzimmer der Akademie, um von der Heilerin zu lernen. Ihre Tutorin war ebenfalls dort. Julia sah der Heilerin über die Schulter und half ihr, bei kleineren Verletzungen. Es kamen nicht viele Schüler in das Krankenzimmer, aber sie kamen und sie ließen sich bereitwillig als Versuchskaninchen für die Prinzessin nutzen.
Julia vermutete, der Grund dafür war, dass sie gegenüber ihren Freunden angeben wollten. Es war immerhin etwas Besonderes, von der Prinzessin geheilt zu werden. Oder zumindest zu sehen, wie sie es versucht...
Heilmagie ging ihr besonders leicht von der Hand, anders als manipulierende Magie und sehende Magie, die sich generell kaum kontrollieren ließ. Natürlich gehörte auch viel Theorie dazu. Man musste den Körper verstehen, um ihn heilen zu können. Besonders, wenn es um größere Verletzungen und Krankheiten ging. Ohne dieses Verständnis richteten ungelernte Heiler öfter Schaden an, als das sie halfen. Ihre Tutorin stellte daher sicher, dass Julia auch die Theorie kannte.
Als Julia sich in der Pause mit ihren Freunden traf, wollte Pia genau wissen, wie es war im Krankenzimmer zu helfen und fragte sie daher aus. Julia beantwortete all ihre Fragen schmunzelnd. Marie war ungewöhnlich still.
„Was ist los, Marie?" Julia sah besorgt zu ihrer Freundin. Sie saßen im Speisesaal und hatten sich dort Tee und Kekse geholt, da es sehr kalt im Gebäude war. Julia hatte keinen großen Hunger und war daher nicht in der Pause zurück zu ihrer Wohnung gegangen. In letzter Zeit aß sie öfters mit ihren Freunden im Speisesaal.
Marie schüttelte nur den Kopf. „Nichts. Alles gut."
„Sie ist schon den ganzen Tag so", flüsterte Helga ihr zu. „Wir haben auch schon gefragt, aber sie will nicht reden."
„Ist es wegen deiner Schwester?" Julia hatte kein gutes Gefühl. Mia war noch sehr jung und die Krankheit hatte sie schwer erwischt.
Marie nickte nur.
„Was ist mit ihr?", fragte Philip, der sich zu seinem Tee eine große Schüssel Eintopf geholt hatte.
Tränen kullerten Maries Wangen herunter. „Meine Eltern haben eine Heilerin gefunden, doch sie kam zu spät. Sie konnte Mia nicht mehr retten. Ich reise morgen ab und fahre für zwei Wochen nach Hause." Marie schluchzte. „Zusammen mit Theo."
Philip wurde blass. „Das tut mir leid."
„Du kannst ja nichts dafür." Sie lächelte zerknirscht. „Aber danke."
Julia legte den Arm um sie.
Als sie am Nachmittag in ihre kleine Flurwohnung zurückkehrte, waren Sophie und Leopold bereits von ihrem Einkauf zurück und Sophie hatte Bratkartoffeln gemacht von denen Marko einen großen Teil allein aufgegessen hatte.
„Du wirst noch dick!", neckte Finn ihn.
Marko lachte und klopfte auf seinen Bauch. „Rund und glücklich!"
„Wohl kaum", widersprach Sophie. „Marko, du hast dafür zu viel Energie!"
„Und zu wenig Möglichkeiten, um sie zu nutzen!" Marko legte mit gespieltem Drama den Kopf auf dem Tisch. „Ich armer Wolf!"
Julia griff über den Tisch und wuschelte ihm durch das Haar. „Armer Wolf!"
„Ja!", bestätigte Marko weinerlich. „Armer, armer Wolf. Ihr könnt mich ruhig bedauern!"
„Vielleicht brauchst du eine Alternative, um deine Energie zu verbrauchen?", überlegte Finn.
Marko sah zu ihm und grinste. „Ach ja? Hast du Vorschläge?" Er zwinkerte ihm zu. „Mir würde da etwas einfallen!"
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Hexe - Der Aufstand
FantasyJulia möchte ein normaler, sterblicher Mensch sein. Ihre ältesten Geschwister sind Hexen, Zauberer. Julia möchte nichts davon. Sie möchte alles hinter sich lassen. Doch das Schicksal hat anderes mit ihr vor: Kurz vor ihrem 16. Geburtstag zeigt sich...