Agathe
Es gab keinen Zucker.
Im gesamten Schloss gab es keinen Zucker. Es sollte süße Brötchen zum Frühstück geben, doch die Diener entschuldigten sich. Jemand hatte eines der Fenster offengelassen. Am frühen Morgen hatte das Küchenpersonal ein ganzes Heer an Feen in der Küche und in der Speisekammer gefunden. Die kleinen Biester hatten alles geplündert. Feen hatten ihr Frühstück ruiniert und das Personal war derzeit noch dabei, sie aus dem Schloss zu vertreiben. Lea fand die gesamte Situation urkomisch. Es störte sie nicht, dass es beim Frühstück an Zucker mangelte.
Von Cleo gab es noch keine Nachricht. Nervös rührte sie in ihrem zuckerfreien Tee. Hatte Cleo bereits das Dorf gefunden? War Julia gerettet? Würde sie bald zuhause sein? Hatten die Elfen den angemessenen Preis bereits gezahlt? Sollte sie noch einmal versuchen, die Antwort in einer Vision zu finden?
Sie dachte über die letzten Monate nach. Hätte sie für Julia doch Hausunterricht organisieren sollen? Sie wollte nicht zur Akademie... Nein. Agathe konnte nicht ihre eigenen Gesetze ignorieren. Doch ihr Kind wäre vielleicht nie entführt worden, hätte sie nicht zur Akademie gemusst. Und dann war da noch die Situation mit Prinz Marlon. Er hätte ihre Tochter beinahe gebissen. Agathe hatte auf keine Entschuldigung bestanden. Hätte sie es tun sollen? Doch sie brauchte die Vampire. Sie brauchte die Hochzeit zwischen Torsten und Prinzessin Annemarie. Ohne die Vereinbarungen, die sie mit den Vampiren getroffen hatte, durften ihre Soldaten nicht einfach die Grenze überqueren, um die Flüchtlinge zu verfolgen und zu bestrafen. Das hätte als Kriegserklärung gewertet werden können.
Prinz Marlon wirkte nicht so, als hätte er sich entschuldigt. Nein. Er wirkte eher, als hätte er darauf bestanden, dass sich ihre Tochter für ihre Diener entschuldigte. Vielleicht hätte er sogar eingefordert, von ihrem Blut trinken zu dürfen. Als Entschuldigung. Das hätte sie niemals erlaubt. Nein. Es war in der Situation am besten gewesen, den Vorfall zu ‚vergessen' und die Heirat zwischen Torsten und Prinzessin Annemarie zu besiegeln. Prinz Marlon zu einer Entschuldigung zu zwingen hätte ebenfalls zum Krieg führen können. Sie brauchte die Vampire. Was sie nicht brauchte, war ein Krieg mit ihnen. Auch wenn es ihr das Herz gebrochen hatte, sich nicht noch mehr für das Wohl ihrer Tochter einzusetzen. Und damit auch für ihr eigenes Wohl.
„Worüber denkst du nach?", fragte Lea sie. Ihre Tochter plünderte gerade das Rührei.
„Über deine kleine Schwester. Ich hoffe, wir haben sie schnell zurück. Ich will nicht mehr warten."
„Kannst du nicht sehen, wann sie zurückkommt?"
„Leider nein. Ich habe es versucht. Ich sehe nichts. Nur..." Meinen eigenen Tod. Dazu darf es nicht kommen. Wenn ich nur wüsste, wie es geschehen wird. Die Vision ist nie deutlich genug!
„Fritz hat einen Brief geschickt." Lea stapelte nun Tomatenscheiben neben ihrem Rührei. Wollte sie einen Turm bauen? Agathe hätte am liebsten mit den Augen gerollt. Aber eine Königin tat so etwas nicht.
„Einen Brief?"
„Ja. Medikamente gegen Windpocken schlagen gegen die Krankheit gut an. Nun können auch diejenigen behandelt werden, die nicht in Reichweite eines Heilers sind, oder sich keinen leisten können. Besonders gut wirken die Medikamente, wenn sie mit heilender Magie angereichert werden. Dann sind die Medikamente allerdings teurer. Dafür wurde noch keine Lösung gefunden. Fritz überlegt, die Medikamente kostenlos den Armen zur Verfügung zu stellen. Außerdem hat Fritz angefangen sein Anwesen umzubauen", Lea hörte plötzlich auf zu sprechen und trommelte nervös mit den Fingern auf dem Tisch. „Nun. Er und Paula sind sehr mit der Planung ihrer Hochzeit beschäftigt."
„Fritz baut tatsächlich sein Haus um?" Es ist groß genug für zwei Personen. Es umzubauen ist unnötig. Oder ist Paula bereits ... Nein. Keine voreiligen Schlüsse. Es war die Bedingung.
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Hexe - Der Aufstand
FantasyJulia möchte ein normaler, sterblicher Mensch sein. Ihre ältesten Geschwister sind Hexen, Zauberer. Julia möchte nichts davon. Sie möchte alles hinter sich lassen. Doch das Schicksal hat anderes mit ihr vor: Kurz vor ihrem 16. Geburtstag zeigt sich...